Wachstumskontrast USA-China

Der Kontrast ist gewaltig: Das BIP-Wachstum in den USA wurde für das erste Quartal mit annualisiert 1,3 % beziffert – dem niedrigsten Wert seit vier Jahren. In China widersetzt sich das Wirtschaftswachstum dagegen den eifrigen Kontrollbemühungen der Behörden. Die Jahresrate im ersten Quartal liegt bei 11,1 %. Markets | 18.05.2007 11:45 Uhr
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Eine nähere Analyse dieser Zahlen ergibt noch krassere Abweichungen. Während die US-Statistik von Hinweisen auf anhaltend kräftigen Konsum bei mäßiger Investitionsbereitschaft der Unternehmen aufgehellt wurde, steigt die Gefahr einer Überhitzung in China durch die rege und noch anziehende Investitionstätigkeit der Unternehmen, die die ebenfalls zunehmende Konsumlust in den Schatten stellt.

China steht einer Vielzahl von Problemen gegenüber

Trotz der verordneten Investitionslimits, mehrerer Anhebungen des Mindestreservesatzes und einer Serie von Zinserhöhungen im vergangenen Jahr steigt die Liquidität in der chinesischen Wirtschaft weiter an und sorgt für eine beträchtliche Inflation von Vermögenswerten. Chinas Wirtschaftsminister Ma Kai äußerte kürzlich, dass die chinesische Wirtschaft dreifach bedroht sei – durch die korrelierende Zunahme von Investitionsausgaben, Kreditwachstum und Handelsüberschüssen nämlich. Überdies rechnete er mit einem drastischen Anstieg von Überkapazitäten. Während die Investitionsausgaben förmlich explodiert sind, konnte der private Konsum im Verhältnis zum BIP nicht Schritt halten. Er macht laut UBS lediglich rund 40 % des nominalen chinesischen BIP aus, während es im Jahr 2000 noch 48 % gewesen waren. Der globale Durchschnitt liegt bei rund 70 %. Damit ist China übermäßig von Exporten und Investitionen aus dem Ausland abhängig. Doch die chinesische Regierung hat in jüngster Zeit bereits Maßnahmen zur Ankurbelung des Konsums ergriffen. Dazu gehört unter anderem die Anhebung der Eintrittsschwelle für die Einkommensteuer, die Abschaffung der Landwirtschaftssteuer für Bauern und die Reform der Beamtenbezüge, die deren Einkommen steigern sollte. Die Zentralregierung stellt auch mehr Mittel für Gesundheits- und Bildungswesen bereit, um die Privathaushalte zu entlasten und ihnen mehr Planungssicherheit zu geben.

Privater Konsum als Wirtschaftsmotor der USA

Die Anlageinvestitionen sind in den USA geringer gewesen als in China, obwohl die Unternehmensausgaben im ersten Quartal mit aufs Jahr gerechnet 2 % unerwartet stark angezogen haben. Stattdessen stützte sich das Wachstum in den Vereinigten Staaten nach wie vor auf die Verbraucherausgaben. Während diese in China nur einen verhältnismäßig geringen Beitrag leisteten, machten sie in den USA zwei Drittel des Wirtschaftsvolumens aus. Hinter dem enttäuschenden Headline-BIP von 1,3 % fürs erste Quartal (das vor allem auf den Rückgang von Immobilieninvestitionen um 17% pro Jahr zurückzuführen ist) verbirgt sich eine jährliche Wachstumsrate von 3,8 % beim privaten Konsum.

Amerikaner müssen Gürtel enger schnallen

Das ist angesichts des starken Einbruchs bei Wohnimmobilien als Geldquelle durch steigende Zinsen und fallende Eigenheimpreise ein beachtliches Ergebnis. Die Einzelhandelsumsätze sind in den USA im April allerdings langsamer gestiegen als in den beiden Vormonaten. Das war die Folge der unerwartet niedrigen Beschäftigtenzahlen (ohne Landwirtschaft) für denselben Monat, die den langsamsten Zuwachs an neuen Stellen seit über zwei Jahren belegten.
Die wirtschaftliche Entwicklung in den USA wird derzeit dadurch bedroht, dass die Amerikaner den Gürtel künftig enger schnallen müssen, wenn der Anstieg bei Jobs und Gehältern nachlässt, der die Belastungen durch die Abschwächung auf dem Häusermarkt und die steigenden Brennstoffkosten bislang abgefedert hat. Das soll aber nicht heißen, dass wir mit einer deutlichen Verschlechterung der Wirtschaftslage in den USA rechnen. Trotz der konjunkturellen Unsicherheiten haben sich US-Aktien weiterhin ausgesprochen gut entwickelt. Nachdem der Dow Jones im April erstmals die 13.000er Marke geknackt hat, gehen die Aktienmärkte offensichtlich davon aus, dass der Abschwung in den USA seine Talsohle in Kürze durchschritten haben wird und die Probleme auf dem Immobilienmarkt nun doch nicht auf andere Wirtschaftssektoren übergreifen. Manche deuten den anhaltenden Aufwärtstrend auf dem Aktienmarkt auch als Bestätigung der Ansicht, dass die Fed mit ihrem zweijährigen währungspolitischen Verschärfungskurs von 2004 bis 2006 richtig lag, der Inflationsängste abgebaut und die Wirtschaft auf nachhaltigeres Wachstum ausgerichtet hat.


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