Er warnt davor, die Leistungsbilanzgefahren zu unterschätzen. Insbesondere die Tatsache, dass die USA das geliehene Geld hauptsächlich für Konsum und nicht für Investitionen nutzten, sei ein Warnsignal. "Es wäre ein großer Fehler, die Gefahr zu ignorieren, nur weil die Katastrophe uns bisher verschont hat", so der Finanzprofi.
Schon seit Jahren warnen Ökonomen davor, das US-Defizit aus dem Ruder laufen zu lassen. Die größte Befürchtung ist, dass der Dollar - ausgelöst durch das Leistungsbilanzdefizit - erdrutschartig abgewertet wird und damit die weltweiten Finanzmärkte aus dem Gleichgewicht bringt. Das könnte dann passieren, wenn die US-Währung weiter schleichend an Wert verliert. Dies erhöht zwar die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Exporte, eines Tages könnten Investoren aus Europa und Asien ihr in Übersee angelegtes Geld jedoch gefährdet sehen und der amerikanischen Industrie massenhaft Kapital entziehen - mit kaum absehbaren Folgen für die Weltwirtschaft.
"Wenn es gut geht, fließt das Geld nach Asien und Europa und kurbelt dort den Konsum an", erklärt Dolphin. In diesem Fall würde dort die Binnennachfrage steigen, was die Folgen für die Weltwirtschaft abmildern könnte. "Amerika würde mehr nach Europa und Asien exportieren und so sein Leistungsbilanzdefizit langsam ausgleichen." Fließen die Gelder allerdings nicht in den Konsum, sind die Zukunftsaussichten negativer. "Dann", so Dolphin, "wird die Weltwirtschaft in die Rezession abrutschen."
Diese Gefahr bestehe umso mehr, da die Finanzmärkte das Problem nicht wahrzunehmen schienen. "Die Situation erinnert mich an die Geschichte, in denen die Dörfler einen kleinen Jungen ignorieren, der sie vor dem Wolf warnt, weil der Junge zuvor ein paar Mal falschen Alarm gegeben hatte", sagt der Wirtschaftsexperte. "Auch die Märkte scheinen den so oft wiederholten Warnungen der Ökonomen gegenüber taub geworden zu sein."