Die Arbeitslosigkeit in Japan sinkt, die Zahl der Bankkredite steigt, die Investitionsausgaben der Unternehmen wachsen. "Die Zeit der Deflation wird wahrscheinlich bald vorbei sein, und die Bank of Japan dürfte ihre Null-Zins-Politik 2006 beenden", meint Dolphin. Das könnte die japanischen Investoren dazu verleiten, ihre vorsichtige Anlagepolitik - Investments in Cash und Anleihen - zu ändern und zu riskanteren Alternativen wie Aktien oder Immobilien zu wechseln. Mit einem Anstieg um 35 Prozent habe der japanische Aktienmarkt 2005 bislang weltweit die beste Kursentwicklung zu verbuchen; 2006 dürfte sich diese Entwicklung in Japan fortsetzen. "Anleger setzen darauf, dass Japans Wirtschaft nun in der Lage ist, das inländische Ausgabenwachstum unabhängig vom globalen Konjunkturzyklus aufrecht zu erhalten", sagt der Stratege von Henderson Global Investors. Seiner Ansicht nach gibt es auch auf anderen asiatischen Märkten gute Gewinnchancen - solange die Konjunktur anzieht.
Risiken für US- und Europa-Börsen
Der weltweite Wirtschaftszyklus birgt Dolphin zufolge einige Risiken für die internationalen Börsen, insbesondere in den USA und in Europa. Zwar biete die derzeit anziehende Konjunktur im ersten Halbjahr 2006 den Aktienkursen Aufwärtspotenzial. Doch die gleichzeitig steigenden Rohstoffpreise erhöhen die Inflation, was Zinsanstiege in den USA wie in Europa zur Folge haben dürfte. Wie Dolphin erklärt, erwarten Marktexperten in Übersee eine Zinssteigerung auf 4,75 Prozent und in Europa auf 2,75 Prozent. "Das Wirtschaftswachstum könnte dann schwächer ausfallen, die Gewinne der Unternehmen werden weniger stark steigen, und das dämpft dann die Börsenkurse", warnt der Henderson-Stratege. Abgesehen davon ließen steigende Zinsen Aktien als Anlageklasse weniger attraktiv erscheinen.
Sinkende Verbraucherausgaben in den USA
"Darüber hinaus belastet das Risiko sinkender Verbraucherausgaben in den USA die internationalen Aktienmärkte", sagt Dolphin. Zwar hätten die amerikanischen Konsumenten in den vergangenen Jahren ihre Ausgaben trotz hoher Energiepreise weiter gesteigert. "Dabei sind ihnen aber Steuersenkungen und niedrige Zinsen zugute gekommen", erinnert der Henderson-Stratege. Außerdem hätten die Amerikaner ihre Immobilien teilweise beliehen, um Aktien zu kaufen, und ihre Sparrate sei gesunken. "Doch jetzt stehen keine Steuersenkungen an, die Zinsen steigen, es gibt Anzeichen für eine bevorstehende Abschwächung des Wohnungsmarktes, und die Sparrate ist negativ", fasst Dolphin zusammen. Seiner Einschätzung nach stellen die aufgrund des Hurrikans Katrina stark gestiegene Energiepreise mittlerweile eine große Belastung für die Kaufkraft der US-Verbraucher dar.
"Wenn die Verbraucher in Übersee weiterhin so viel ausgeben wie gewohnt, könnten die Börsen in den USA, in Europa und Großbritannien um rund zehn Prozent und damit ebenso stark wie Unternehmensgewinne zulegen", prognostiziert Dolphin. "Es kann aber auch ein holpriger Ritt an der Börse werden, wenn die Stimmung der Investoren von einer positiven Reaktion auf verbesserte Wirtschaftsdaten zur Nervosität über die Zinsentwicklung umschlägt." Für die Investoren in Übersee spiele dabei auch die Entwicklung des US-Dollars eine wichtige Rolle. Dolphins Auffassung nach wird die US-Währung kurzfristig durch die steigenden Zinsen gestützt. Doch im Jahresverlauf 2006 dürfte der amerikanische Leitzins seinen Höchstwert erreicht haben und wieder nachgeben; wenn dann die Zinsen in Europa gleichzeitig ansteigen, werde das große Leistungsbilanzdefizit in den USA die amerikanische Währung belasten. "Wegen der aktuellen Wechselkursrisiken sind Investoren aktuell gut beraten, ihre Anlagen in die beiden Regionen USA und Europa aufzuteilen", empfiehlt der Henderson-Stratege.
USA: Sorgen über Inflation
Der starke Dollar in diesem Jahr, mit dem ein vergleichsweise schwacher Euro einherging, sei den europäischen Aktien 2005 zugute gekommen - bislang sei immerhin ein Plus von 20 Prozent in Euro zu verbuchen, zieht Dolphin Bilanz. Er verweist auf die steigenden Exporteinnahmen infolge der schwachen europäischen Währung sowie auf die Restrukturierungen der Unternehmen in der Eurozone, die für eine höhere Wettbewerbsfähigkeit der Gesellschaften gesorgt hätten. Angesichts der guten Wirtschaftsdaten bewertet er den Zuwachs der US-Börse von knapp fünf Prozent gegenüber Jahresanfang als enttäuschend. Der Grund dafür seien die Sorgen der Marktteilnehmer über die Inflation. Ihm zufolge liegt die Börse in Großbritannien mit einem Gewinn von 15 Prozent im Mittelfeld.