Er verweist darauf, dass die Vereinigten Staaten den Ton für die internationale Wirtschaftsentwicklung angeben und betont, dass viele Anzeichen auf eine Abschwächung der Wachstumsraten in den USA hindeuteten. Die Konsensschätzung der Analysten, die von einem Wachstum um 3,5 Prozent im nächsten Jahr ausgehen, hält Dolphin für zu optimistisch. "Das Hauptproblem ist die Zurückhaltung der Unternehmen bei Investitionsausgaben", sagt er. Der Experte kann die Gründe für die vorsichtige Haltung der Gesellschaften gut nachvollziehen: Das sind die Unsicherheit, welche Folgen der Kampf der USA gegen den Terror zeigen wird, die schwache Binnennachfrage in Europa und Japan, der hohe Ölpreis und die womöglich sinkenden Verbraucherausgaben in den USA.
Aktienausblick 2005
Den Aktienmärkten dürfte im ersten Halbjahr des kommenden Jahres vor allem das schwächere Wachstum der Unternehmensgewinne zu schaffen machen, meint Dolphin. Die Konsensschätzung der Analysten, wonach die Gewinne der amerikanischen Unternehmen 2005 um zehn bis zwölf Prozent steigen werden, hält er für überhöht. Seiner Ansicht nach wird der Zuwachs maximal bei fünf Prozent liegen; "und vielleicht werden die Gewinne gar nicht steigen", sagt Dolphin. Mögliche Gründe dafür seien anziehende Zinssätze, eine gestiegene Steuerlast, gewachsene Kosten aufgrund des hohen Ölpreises und ein sinkendes Produktivitätswachstum. Dolphin rechnet infolge des schwachen Wirtschaftswachstum in den USA eher mit sinkenden als steigenden Zinsen, daher gebe es in den ersten sechs Monaten 2005 Aufwärtspotenzial für die Anleihen. Und die Europäische Zentralbank dürfte seiner Meinung nach die Zinsen im nächsten Jahr auf zwei Prozent belassen.
Im zweiten Halbjahr werde sich der Ausblick für das Wirtschaftswachstum aber verbessern, meint Dolphin und verweist auf entsprechende monetäre Indikatoren. Für den Bondmarkt heißt das: Die Angst vor steigenden Zinsen dürfte die Kurse belasten. Die Aktienkurse dagegen werden vermutlich von diesen Aussichten profitieren. Der Experte sieht vor allem in Kontinentaleuropa und Japan Chancen für steigende Gewinne im Unternehmenssektor - und damit für höhere Aktienkurse -, nicht hingegen in den USA und in Großbritannien: "In Europa und in Japan bemühen sich die Gesellschaften stärker darum, effektiv umzustrukturieren und die Kosten zu senken."
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