Gröschls Mittwochskommentar: 20/2019

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 15.05.2019 11:34 Uhr
Florian Gröschl, Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
Florian Gröschl, Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
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Eine Zeit lang gab´s an dieser Stelle immer mal wieder eine Referenz zu einem Musikstück aus dem Rock/Pop Universum sozusagen als Soundtrack zur Marktstimmung, nun heut täten die Doors ganz gut passen… This is the end…  Wobei die Herren aus der Steiermark vielleicht Aber noch is' net so weit , noch was zu tun befiehlt die Eitelkeit entgegnen würden. :-) Letzteres dürfte insbesondere für Hrn. Trump gelten, der nachdem er die China Geschichte, womit sie sich nahtlos in all seine anderen außenpolitischen Initiativen einreiht, offensichtlich völlig versemmelt hat, irgendwas tun wird. Nun was wäre amerikanischer als irgendwo einen völlig sinnlosen Krieg anzufangen, bei dem es außer Not und Elend ganz sicher überhaupt gar nichts zu gewinnen gibt?

Da Nordkorea entweder tatsächliche Atomwaffen haben könnte oder zumindest unter dem direkten Schutz von China steht und Venezuela auf russische Unterstützung hoffen kann, hat man mit dem Iran offensichtlich einen alten Staatsfeind Nummer Eins wiederentdeckt, der einem außer einer relativ starken Propaganda Maschinerie im eigenen Land militärisch kaum gefährlich werden kann. Das OK von Putin/Lavrov hat sich Mike Pompeo auch noch schnell geholt und schon kann es theoretisch losgehen… Europa spielt, wie so oft in letzter Zeit, wieder einmal gar nicht mit. Die Hoffnung, dass es nicht zur weiteren Eskalation kommt stirbt natürlich zuletzt, aber wenn irgendjemand Trump die Lorbeeren für einen schnellen Sieg verspricht, wird er wahrscheinlich kaum zu stoppen sein. Historisch waren die USA ja nur mäßig erfolgreich mit ihren Kriegen, aber sei´s drum, von den anderen Problemen täte es natürlich trefflich ablenken..

Apropos andere Probleme: die US-chinesischen Beziehungen waren wahrscheinlich schon mal besser. ;-) Wobei die Konsequenzen aus dem (vorläufigen ?) Scheitern der Handelsgespräche mannigfaltige sind, es aber zwei Aspekte gibt, die eventuell von vielen amerikanophilen Beobachtern möglicherweise missinterpretiert werden könnten. Zum einen scheint es die Meinung einiger Analysten zu sein, dass der Konsum der immer größer werdenden chinesischen Mittelschicht durch die US Strafzölle massiv getroffen würde. Die Realität dürfte aber vielmehr sein, dass bisher importierte Waren und Franchises inzwischen durch gleichwertigere bzw. bessere heimische substituierbar sind und das noch bei tieferen Preisen (man hatte hier ja auch genug Zeit sich die Sache genau anzuschauen. ;-))

Die zweite zumindest diskutierbare Wahrheit ist, dass viele Amerikaner (anscheinend auch liberalere) der Ansicht zu sein scheinen, dass die Chinesen mithilfe von Technologie (Stichwort 5G) die Weltherrschaft an sich reißen wollen und wir uns alle vor chinesischen Technologien hüten müssen. Nun wird das bis zu einem gewissen Grad natürlich sicher stimmen, allein dürfte eine direkte Dominanz anderer Nationen durch China dort eher nicht auf dem Programm stehen. Wie hier ja bereits diskutiert, dürfte China im Gegensatz zu den USA eher eine multipolare Weltordnung anstreben, wobei man sicher nichts dagegen hätte dabei Primus inter Pares zu sein. ;-) Jedenfalls ist ein gewisses Gleichgewicht der Kräfte aus europäischer (meiner ;-)) Sicht nicht unbedingt rein negativ zu beurteilen. Ob letztendlich Echelon oder das russisch-chinesische Äquivalent meine Gespräche mithört ist mir persönlich ziemlich ganz egal, wichtig wär nur, dass ich (Europa ;-)) für beide Seiten so wichtig bin, dass uns beide Seiten leben lassen…

Das Thema lieferte natürlich Stoffe für mehrere Enzyklopädien, ein Glück (für den Leser ;-)), dass ich mich hier auf ein paar Absätze beschränken muss. Grundsätzlich bleibt aber jedenfalls festzuhalten, dass die Musik der nächsten Jahrzehnte mit Sicherheit in Asien komponiert und weitestgehend auch gespielt werden wird und das nicht nur in China. Hat Indien zum Beispiel eine annähernd gleich große Bevölkerung aber nur ein Drittel der Fläche....

All das und der Mai bewegen aktuell die Märkte. Noch ist nicht viel passiert, wenn´s aber so weitergeht, dürfte uns ein kühler Sommer (und ich mein nicht nur das Wetter, weil das ist ja schon jetzt wie im Winter!) bevorstehen. Abgesehen von den aktuell herumfliegenden Katastrophen auf geo-politischer Ebene, wäre möglich, dass durch die US-Einfuhrzölle das geschieht, was der Arbeitsmarkt in den letzten zehn Jahren nicht geschafft hat: die Inflation zum Anspringen zu bringen. Nur wäre es diesmal keine Asset Price Inflation sondern eine von Gütern und Services… An sich nichts womit wir, bis zu einem gewissen Grad, nicht ganz gut leben könnten. Unangenehm wird´s nur, wenn einer schwächer werdenden Konjunktur, eine steigende Inflation gegenübersteht und die Zentralbank gezwungen ist dagegen zu halten. Das führte dann zu einer höchst unangenehmen Gemengelage….

Aber wie oben geschrieben, No ist´s net soweit…. :-) 

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH


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