Gröschls Mittwochskommentar: 03/2019

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 16.01.2019 11:21 Uhr
Florian Gröschl, Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
Florian Gröschl, Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
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Wollte man diesmal mit einem eher plumpen Wortspiel beginnen, würde man wohl mit Mayday am May-Day starten, aber für solche Platituden, stehen wir natürlich nicht zur Verfügung. *lol* Tatsächlich dürften Hilferufe, und seien sie noch so überzeugend und eindringlich, Frau May auch nichts nützen, wird weithin ja nur mehr über die Margin, also die Größe des Verlusts in Form von Gegenstimmen diskutiert. Da sich das Ganze aber in wenigen Stunden abspielt, oder zum Zeitpunkt des Lesens längst abgespielt hat, erspar ich mir eine Prognose.

Das Frappierende daran scheint zu sein, dass, was immer bei der Abstimmung herauskommt, es uns von einem harten Brexit ein Stückchen weiter weg bringt. Was primär einmal gut ist. In der besten aller Welten fällt Frau Mays Niederlage knapp aus und mit ein paar marginalen Verbesserungen aus Brüssel wird solang abgestimmt, bis der Deal unter Dach und Fach ist. Das andere Extrem wäre wohl ein signifikanter Verlust und ein nachfolgendes Misstrauensvotum durch Jeremy Corbyn. Das würde dann wahrscheinlich zu Neuwahlen führen, was den unmittelbaren Wunsch nach Erstreckung der Frist bis hin zum Zurückziehen des Artikel 50 nach sich ziehen sollte. Danach wäre bis hin zur Neuaustragung des Ur-Referendums wieder alles möglich!

Gespannt darf man natürlich sein, wie der Markt heute Nacht und morgen Früh reagiert. Nachdem wir keine Bewegung bereits jetzt sehen, wird´s wohl ein paar Ausschläge geben, wobei ich hier mal zu prognostizieren wage, dass, weil ein finales Ergebnis eher nicht stattfinden wird, wir auch morgen keine Richtungsentscheidung sehen werden. Wie immer gilt, wie schon seit Generationen bei 1, 2 oder 3: Ob Ihr wirklich richtig steht, seht Ihr, wenn (morgen früh ;-)) das Licht angeht!

Ansonsten haben wir es dieser Tage mit sich verdichtendem Zahlenmaterial zu tun, das uns beinahe allenthalben zeigt, dass uns eine wirtschaftliche Beruhigung ins Haus steht. Ob es die deutsche Industrieproduktion, die chinesische Außenhandelsaktivität oder der amerikanische Empire Manufacturing Index ist, sie alle zeigen nach unten. Soweit, so erwartet. Blöd, dass DJ Trump sein Pulver in Form der Steuerreform schon verschossen hat, weil jetzt täten wir´s bzw. die US Konjunktur dann langsam brauchen. Aber sich über vergossene Milch den Kopf zu zerbrechen ist bekanntlich wenig sinnvoll. Ob wir es nur mit einer Konjunkturdelle zu tun bekommen oder mit einer veritablen Abkühlung, wird sich weisen.

Dass Bäume grundsätzlich nicht in den Himmel wachsen, auch, wenn man die Bevölkerung quasi von höchster Stelle des Früh-aufstehens gemahnt, können wir wohl als Faktum abhackerln. Was einer bzw. einem schon ein bisserl leidtun könnte, neigte man zur Sentimentalität, dass in Zeiten des Aufbaus und Wachstums, eigentlich nur Unfug getrieben wurde und man sich rund um den halben Globus von Populisten hat einlullen lassen, die Kraft ihrer Inkompetenz unter Blendung des Volkes so Blödheiten, wie Mauern und Brexits hervorgebracht haben. Dort wo man sich mit mehr oder weniger großen Abständen für die vermeintlich friedlichere Lösung entschieden hat, müssen sich die jeweiligen Führer, wie leider auch Frau Merkel, gefallen lassen, dass sie es einfach verpennt haben. Verständlich ist das insofern, dass nach der Rettung der Welt aus der Finanzkrise man wohl etwas den Fokus verloren hat, aber erfreulich ist es nicht und  - you can trust me on that – zahlen werden wir´s alle gemeinsam.

Wussten wir ja spätestens seit den Olymischen Spielen in Athen 2004, dass es im vereinten Europa einige nicht so ganz genau mit der Finanzgebarung und eventuell der Wahrheit nehmen, hätten neun von zehn Befragten Deutschland  wohl bisher ein Sehr gut im Hinblick auf fast alles gegeben. Nun auch das dürfte sich geändert haben. Ich mein´, geht´s noch? Der Spiegel erfindet seine Geschichten? – ja, ja ich weiß nur ein einzelnes, schwarzes Schaf. Und VW? Rufen die tatsächlich jetzt Autos zurück, weil das Software-Update, das die Manipulation hätte bereinigen sollen, manipuliert war?! Der Eisberg unter der Spitze wäre sicher geeignet die – eh viel zu heißen – Meere deutlich abzukühlen.

Und was machen mer jetzt? – würde sagen, mangels Alternativen, halten wir´s wie die Briten: Keep calm and carry on! :-)

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH


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