Gröschls Mittwochskommentar 48/2018

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 28.11.2018 09:59 Uhr
Florian Gröschl, Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
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Draghi, Theresa, Trade, Trump… Eigentlich wollte ich heut mit einer gepflegten Alliteration beginnen, aber ich scheitere schon im Ansatz. :-) Wie es ausschaut werden diese drei Ts und das eine D, eventuell unterstützt durch das F der amerikanischen Notenbank, die letzten Wochen des Jahres 2018 bestimmen. Der neu aufflammende Ukrainekonflikt wird uns hoffentlich und das G20 Treffen wahrscheinlich wenig bzw. nicht beeindrucken. Zur Ukraine ist meiner Ansicht nach bemerkenswert, wobei ich hier sowie in vielen anderen Bereichen ;-)) kein Experte bin, dass das Parlament der temporären Ausrufung des Kriegsrechts unter anderem nur unter der Bedingung zugestimmt hat, dass die Wahlen im März deswegen nicht verschoben werden dürfen. Möglicherweise kommt Herrn Poroschenko die Geschichte ja nicht gänzlich ungelegen, soweit ist die Türkei ja dann auch wieder nicht….

Aber nun zu weniger verschwörerischen Inhalten: Mario Draghis EZB scheint tatsächlich daran festzuhalten, ihr mehrheitlich aus Staatsanleihen bestehendes Ankaufsprogramm von aktuell 15 Mrd Euros pro Monat zum Jahresende einzustellen. Wobei das natürlich nur bedeutet, dass das Portfolio nicht mehr vergrößert wird. Die aktuell rund 2,6 Billionen Eurodie die Zentralbank in Anleihen hält, werden „for an extended period of time“ reinvestiert, womit der prolongierten Marktmanipulation natürlich weiterhin Tür und Tor geöffnet sind. Aber immerhin ein erster Schritt ist getan.

Argumentiert wird dieser - der meines Erachtens höchst an der Zeit, wenn nicht schon viel zu spät eingeleitet wird -  damit, dass die aktuelle Wachstumsdelle nur  Reversion to the Mean nach einer Outperformance im Jahr 2017 war, die Arbeitslosigkeit auf dem niedrigsten Stand seit 2008 ist und bedingt durch Lohnsteigerungen es mittelfristig auch zu einem Ansteigen der Inflation kommen wird. Hoffentlich! :-) Jedenfalls ist es gut, dass endlich was passiert. Ob, wie lange und wie viel Zinserhöhungen sich die einzelnen Staaten und Unternehmen leisten werden können, wird sich weisen. Die Karten in der Hand zu behalten und strukturell Schwächere aktiv herauszufiltern, scheint mir jedenfalls die deutlich bessere Strategie als zu warten, dass es den ersten bei der nächsten wirklichen Abschwächung von selber aufstellt!

In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass neben all den anderen Dislozierungen der letzten Wochen (zB Öl, sehr interessant :-)) die Risikoaufschläge für Unternehmensanleihen langsam aber sicher zu steigen beginnen. Grundsätzlich würde ich davon ausgehen, dass das kein besonders gutes Zeichen für den allgemeinen Risiko-Appetit auf den Märkten ist. Apropos, was erwarten wir eigentlich kurzfristig um diese Jahreszeit? – Richtig eine ordentliche Jahresendrally! :-) Ganz kurzfristig gehen bekanntlich viele große Bücher mit Ende November zu, was den Markt natürlich in den nächsten drei Tagen noch unterstützen sollte. Abgerechnet für alle wird dann am Schluss (des Jahres) und da die meisten unter uns das Jahr lieber mit steigenden Kursen und einem versöhnlichen Dezember beenden würden, wird gewöhnlich der Markt am Ende auch noch ein bisserl unterstützt. So weit so erklärbar, wobei umgekehrt natürlich gilt: Je schwächer der Jahresabschluss ausfällt, desto geringer ist die Risikoneigung. Die Benchmark ist dann aber natürlich nicht eine schwache Performance, sondern ein deutlich positiver Markt….

Fehlen mir noch die drei Ts. Also: Theresa: die Abstimmung über den Brexit-Deal im britischen Parlament dürfte am 11. Dezember stattfinden. Der Ausgang ist bestenfalls fragwürdig. Tatsächlich dürfte es Frau May aus jetziger Sicht schwerfallen, mit ihrem Vorschlag durchzukommen, wenn sie nicht noch irgendwo ein Kaninchen aus dem Hut zaubert. Trump: Der spottet sowieso jeder Beschreibung. Dass er den Klimawandel leugnet, wird, da er sich ja hoffentlich(!!!) nach dieser Regierungsperiode nur mehr mit seinen Hotelprojekten am Nord-Koreanischen Strand beschäftigt, keine nachhaltigen Auswirkungen haben. Die US Wirtschaft dürfte er durch eine Eskalation im Handelskrieg mit China, von der er ja auszugehen scheint, wohl nachhaltig beschädigen. Die Chinesen werden deswegen vielleicht ein wenig langsamer wachsen, aber das wird´s für sie wohl gewesen sein. (Womit das dritte T auch abgehandelt wäre!) Für uns unangenehm ist, dass die Finanzmärkte auf eine Reduktion des allgemeinen Wohlstands in den USA wohl verschnupft reagieren dürften, was wiederum negative Spill-Overs auf den Rest der Welt haben wird. Macht uns nicht glücklich der Knabe!

Noch was? – Ach ja, der G20 Gipfel. Tatsächlich lohnt es wahrscheinlich nicht über eine Veranstaltung zu schreiben, bei der sich die Lenker (um das Wort Führer hier aktiv zu vermeiden :-)) der 20 bedeutendsten Industrieländer treffen und man sich im Vorfeld nicht einmal auf eine Abschlusserklärung einigen konnte… :-) Warum machen die das nochmal, wegen des CO2 Footprints bzw. wer da den Größeren hat?!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH


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