ESG-Trend: Ein Blick hinter die Kulissen

Nachhaltige & verantwortungsvolle Investments: Welche besondere Rolle „Millennials“ in dieser Entwicklung spielen, warum zusätzliche Datenpunkte neue Möglichkeiten eröffnen und passive Ansätze in diesem Segment mit Vorsicht zu genießen sind, konnte e-fundresearch.com im Zuge der Schroders International Media Conference 2017 mit ESG-Expertin Jessica Ground diskutieren. Markets | 06.12.2017 13:00 Uhr
Jessica Ground, Global Head of Stewardship (ESG) bei Schroders / ©  Schroders
Jessica Ground, Global Head of Stewardship (ESG) bei Schroders / © Schroders
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Von der Nische in den Mainstream

Während Nachhaltigkeitsexperten in der Asset Management Branche in der Vergangenheit eher ein Exotendasein gelebt haben, rücken jene Spezialisten seit wenigen Jahren immer stärker ins Rampenlicht. So auch beim englischen „Traditionshaus“ Schroders, wo der Vortrag der hauseigenen ESG-Expertin Jessica Ground einen prominenten Fixpunkt auf der Agenda der diesjährigen International Media Conference darstellte. e-fundresearch.com nutzte im Anschluss die Gelegenheit, ein vertiefendes Gespräch mit Frau Ground zu führen und einen Blick hinter die Kulissen des – derzeit allgegenwärtigen – ESG-Trends zu werfen.

Umfrage: 8 von 10 Investoren nehmen Thema Nachhaltigkeit ernster als vor fünf Jahren

Die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeitsansätzen haben Jessica Ground und Kollegen kürzlich übrigens auch in der „Schroders Global Investor Study 2017“ erhoben: Im Rahmen einer globalen Umfrage unter mehr als 22.000 Investoren aus 30 Ländern gaben 78 Prozent der befragten Investoren an, dass ihnen das Thema heute wichtiger als noch vor fünf Jahren sei.

Für viele Europäer eventuell überraschend: Der Trend zu nachhaltigen Investmentansätzen ist laut der jüngsten Schroders Umfrage in Asien sowie Nord-und Südamerika stärker ausgeprägt als am „alten Kontinent“: 

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Aufholbedarf in der DACH-Region

Überraschend wenig spektakulär schnitten im Rahmen der Umfrage übrigens Österreich und Deutschland ab. Im globalen Vergleich konnten jene Nationen nur die Plätze 19 (Österreich) bzw. 23 (Deutschland) erreichen. Zwar sei auch hier ein deutlich gesteigertes Interesse an nachhaltigen Investments feststellbar, nichtsdestotrotz besteht im Vergleich zu Investoren aus anderen Ländern noch einiges Aufholpotenzial. Übrigens: Auch das Ergebnis der Schweiz ist mit Platz 18 nur minimal besser.

Millennials geben den Ton an

Das immer stärkere Umdenken in der Finanzbranche und der damit verbundene Trend zu zunehmender ESG-Berücksichtigung ist laut Expertin Ground zu einem Großteil nicht neuen Regulierungen oder Forschungserkenntnissen, sondern den konkreten Investitionsvorlieben und -vorstellungen der „Millennials“-Generation zuzurechnen. Laut Schroders werden Millennials (auch bekannt als „Generation Y“) als Generation „im Alter von 18 bis 35“ definiert – eine Generation, die mit fortschreitender Erwerbstätigkeit sowie durch Erbe über zunehmenden Investitionsbedarf verfügt.  „Diese Generation ist mit Umweltthematiken sowie den negativen Auswirkungen reiner Profitorientierung, Stichwort Finanzkrise 2007, groß geworden“, erklärt Ground. Deshalb sei es wenig überraschend, dass diese Generation auch in Sachen Investments neue Ansätze fordert.

Laut den Ergebnissen der Schroders Umfrage sind „Millennials“ mehrheitlich davon überzeugt, dass sich Nachhaltigkeit & Profit nicht im Wege stehen, sondern tendenziell sogar eher begünstigen. 59% der befragten „Millennials“ gaben demnach an, dass Nachhaltigkeitsfonds profitabler sein können, da sich jene Strategien proaktiv auf sozialen und ökologischen Wandel vorbereiten. Zum Vergleich: Für die Altersgruppe der „Babyboomers“ beläuft sich jener Wert lediglich auf 45%.

Neue Datenpunkte: Integration in unterschiedlichsten Assetklassen

Schroders setzt ESG einerseits über dezidierte Themenfonds (beispielsweise den Schroder ISF Global Sustainable Growth) um, Nachhaltigkeitsparameter werden nach Angaben von Jessica Ground aber auch immer stärker in „konventionellen“ Investmentstrategien berücksichtigt. „Wir streben danach, ESG-Überlegungen in unseren Research und in unsere Anlageentscheidungen einfließen zu lassen – in sämtlichen Anlageteams und über sämtliche Anlageklassen hinweg“, ist beispielsweise auf der hauseigenen Schroders ESG-Fokuswebsite zu lesen. 

Insbesondere Downside-Risiken (beispielsweise Reputationsrisiken) sollen sich durch Berücksichtigung von ESG-Daten in traditionellen Portfolios besser kontrollieren lassen.

Für Ground ist die zunehmende Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien zu einem großen Teil auch auf eine sich stark verbessernde Datenqualität sowie auch wachsende Datenvielfalt zurückzuführen. Eine Tatsache, die sich laut der Expertin auch verstärkt auf die Produktentwicklungen im Bereich ESG-Investing auswirken wird. Während bis heute der Großteil der ESG-Strategien auf Ausschlusskriterien setzt, rechnet Ground für die Zukunft mit deutlich komplexeren und auch fokussierteren ESG-Investmentansätzen. 

Carbon Value at Risk: Proprietäre ESG-Kennzahl

„Greenwashing“ – also eine oberflächliche, rein für Marketingzwecke gelebte ESG-Orientierung – könne man Schroders laut Ground keinesfalls vorwerfen. Einerseits weil Nachhaltigkeitsparameter (wie oben beschrieben) auch in traditionellen Schroders-Fondsstrategien zunehmend Berücksichtigung finden, andererseits aber auch aufgrund des hohen Research-Aufwandes, den Schroders im Nachhaltigkeitsbereich betreibt. „Wie in allen anderen Analysebereichen nutzen wir externe Daten, Ratings und Research lediglich als zusätzliche Inputquelle. Auch im Bereich der Nachhaltigkeitsanalysen liegt unser Fokus ganz klar auf selbstentwickelten Research- und Bewertungsmodellen“, erklärt Ground im Gespräch mit e-fundresearch.com. Als aktuelles Beispiel nennt Jessica Ground die von Schroders entwickelte Kennzahl „Carbon Value at Risk“ (e-fundresearch.com berichtete). Im Wesentlichen ist „Carbon Value at Risk“ darauf ausgelegt, Investoren eine präzisere Einschätzung der Risiken zu bieten, die Unternehmen, Branchen und Anlageportfolios bei steigenden Kohlenstoffpreisen haben.

Passive Nachhaltigkeitsansätze: „Mit Vorsicht zu genießen“

Dass auch die passive ETF-Investmentindustrie den Trend zu verstärktem ESG-Investing für sich nutzen möchte und bereits zahlreiche Produkte lanciert hat, ist kein Geheimnis. Nicht zuletzt aufgrund der steigenden Datenvielfalt und der sich ständig ändernden Bedingungen sieht Jessica Ground aktive und vor allem vorausschauende ESG-Investingansätze aber klar im Vorteil. Spätestens das Beispiel VW habe gezeigt, wie riskant es sein kann, sich im Rahmen von Nachhaltigkeitsstrategien ausschließlich auf einen Datenparameter zu fokussieren und diesen nicht durch zusätzliches qualitatives Research kritisch zu hinterfragen.

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
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