"Ein Drittel aller Benchmark-Staatsanleihen ist derzeit negativ verzinst"

Die Notenbank-Strategien der letzten Jahre bleiben nicht ohne Folgen: „Die Kluft zwischen den Renditen von Staatsanleihen und Aktien ist aktuell so groß wie zuletzt vor 60 Jahren", erklärt Paul Niven, Leiter Multi-Asset-Investment bei BMO Global Asset Management, in einem Gespräch mit e-fundresearch.com. Markets | 09.08.2016 08:42 Uhr
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Das weiterhin vorherrschende Niedrigzinsumfeld drängt Investoren zunehmend in riskantere Asset-Klassen. Insbesondere vermeintlich "defensive" Werte werden laut Einschätzungen von Paul Niven, Leiter Multi-Asset-Investment bei BMO Global Asset Management, davon stark beeinflusst: "Wir beobachten derzeit vor allem einen Zulauf bei sogenannten ‚Bond-Proxies‘, also defensiven Aktien mit vermeintlich sicheren Gewinnen und Dividenden. Diese werden derzeit auf einem erhöhtem Bewertungsniveau gehandelt."

Weitere geldpolitische Lockerungen geben Rückenwind für Aktienmärkte

„Japan scheint wieder einmal an der Spitze eher experimenteller politischer Lösungsansätze zu stehen“, so Niven. Zwar hätten die jüngste Aufwertung des japanischen Yen sowie niedrigere Inflationserwartungen zuletzt die Wachstumsraten gedrückt. Allerdings habe Premierminister Shinzô Abe dank einer klaren Mehrheit bei den Parlamentswahlen im Juli neuen Spielraum für wirtschaftliche Reformen erhalten. Die strukturellen Reformen dürften allerdings noch Jahre andauern. Aktuell würden sich Gerüchte darüber mehren, dass Japan als erstes entwickeltes Land eine geldpolitische Lockerung mit einer Fiskalexpansion kombinieren könnte. „Wir erwarten, dass die Zentralbank bei der offenen monetären Staatsfinanzierung noch einen Gang zulegen wird, um das Wachstum wieder in Schwung zu bringen“, so Niven.

Für den europäischen Aktienmarkt verbleibt Niven trotz kurzfristiger Unsicherheiten durch das Brexit-Votum optimistisch: „Die kontinuierlichen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank stimulieren den Markt. Wir sehen alle Voraussetzungen dafür gegeben, dass andere regionale Märkte outperformt werden können.“ Das gelte zum Beispiel für den nordamerikanischen Aktienmarkt, in dem das Multi-Asset Team derzeit untergewichtet ist. Zwar hätten US-amerikanische Unternehmen die niedrigen Erwartungen übertroffen, und auch die Arbeitsmarktdaten hätten sich zuletzt kontinuierlich verbessert, doch insgesamt sei das Wachstum der US-Wirtschaft noch immer schleppend, trotz der jüngsten Schwäche des US-Dollars. Darüber hinaus trage der unvorhersehbare Verlauf des US-Präsidentschaftswahlkampfs zur allgemeinen Verunsicherungen bei.

Attraktive Bewertungen am Rentenmarkt nur im Hochzinsbereich

„Da die Inflationserwartungen weltweit immer weiter sinken, ist ein Ende der geldpolitischen Lockerungen nicht in Sicht“, erklärt Niven. Für die kommenden zwei Jahre geht der Experte daher von anhaltenden Niedrig- oder Negativzinsen für Staatsanleihen im Euroraum aus. Auch für US-Treasuries rechnet er in naher Zukunft nicht mit Anpassungen, denn die US-Notenbank Fed habe weiter Zinserhöhungen wohl zumindest bis zur Präsidentschaftswahl im November auf Eis gelegt. „Rendite gibt es derzeit lediglich im High-Yield-Segment, hier sind die Bewertungen zuletzt attraktiver geworden“, so Niven. Das gelte insbesondere für Anleihen aus Schwellenländern. Grund dafür seien vor allem die zunehmend stabileren Rohstoffpreise. Zudem dürfte diese Assetklasse laut Niven mittelfristig von der gemäßigten Geldpolitik der Fed profitieren. Vorsicht sei allerdings beim Kredit-Rating geboten, da große Teile des Marktes von einer Herabstufung auf Ramsch-Niveau bedroht seien.

Optimistisch gestimmt ist Niven für die Investmentchancen indexgebundener Anleihen, was sich auch an ihrem Anteil im Portfolio des Multi-Asset-Teams zeigt: „Eine ganze Reihe von Ländern kämpft mit tatsächlichen Inflationsraten, die unterhalb der definierten Zielvorgaben der Notenbanken liegen“, so Niven. Allerdings könnten steigende Rohstoffpreise die Inflationsraten in den kommenden Monaten wieder ankurbeln. Trotzdem bestehe für den Euroraum noch immer die Gefahr einer Deflation. „Diese Gefahr ist zumindest in den USA gesunken, und zwar aufgrund der jüngsten Schwäche des US-Dollars.“

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