Baustellen und Herausforderungen in der Versicherungswirtschaft

Der Finanz-Marketing Verband Österreich (FMVÖ) veranstaltete am 18. Mai 2015 im Ringturm der Wiener Städtischen Versicherung eine hochkarätige Podiumsdiskussion, welche die aktuell wichtigsten Herausforderungen wie Niedrigzinsumfeld, Überregulierung und Digitalisierung behandelte, aber auch mögliche Chancen im aktuellen Marktumfeld der Versicherungsbranche thematisierte. Markets | 20.05.2015 12:45 Uhr
FMVÖ Financial Forum zum Thema „Versicherungswirtschaft und ihre Baustellen“ / ©  FMVÖ
FMVÖ Financial Forum zum Thema „Versicherungswirtschaft und ihre Baustellen“ / © FMVÖ
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Nicht nur der Bankensektor hat unter der Finanzkrise gelitten

FMVÖ-Vizepräsident Dkfm. Josef Redl eröffnete den Abend im Ringturm der Wiener Städtischen Versicherung mit einem kurzen kurzen Statement zur Lage der Versicherungen: „Zwar haben die Banken unter der Finanzkrise stärker gelitten, aber auch die Versicherungswirtschaft kann sich von den Nachwirkungen der Krise, von den sich fundamental ändernden Trends im Kundenverhalten und technologischen Entwicklungen nicht abkoppeln.“ Daher habe sich der FMVÖ entschlossen, im Rahmen eines Financial Forums mit Vertretern von Versicherungen, Beratungsunternehmen und Konsumentenschutz die aktuellen Herausforderungen, aber auch möglichen Chancen in der Versicherungswirtschaft zu beleuchten.

Die wichtigsten Herausforderungen für Versicherer aus Sicht eines Beratungsunternehmens

Mag. Liane Hirner (Partner Assurance Financial Services bei PwC Österreich) präsentierte in einer kurzen Keynote die drei wichtigsten Herausforderungen für Versicherer aus Sicht eines Beratungsunternehmens: Dazu zählte sie neben der Digitalisierung – vor allem einer Veränderung der bisherigen Vertriebssysteme gepaart mit zeitnaherem und engerem Kundenkontakt –, auch die Überregulierung. Hier sei insbesondere Solvency II als Bedrohung für das Unternehmenswachstum hervorzuheben. Denn neue Vorschriften müssten zuverlässig und kosteneffizient umgesetzt und in die Geschäftsprozesse integriert werden. Dies würde im Unternehmen viele Ressourcen binden, während man sich gleichzeitig aber auch anderen strategischen Herausforderungen widmen müsse: „Steigende regulatorische Anforderungen können aber auch ein Katalysator für verbesserte IT-Systeme und interne Prozesse, zum Beispiel im Bereich der Finanzberichterstattung, sein“, so Hirner. Als dritten Punkt nannte sie strategische Bündnisse. Denn gemäß einer von PwC unter CEOs im Versicherungsbereich durchgeführten Studie erwäge fast die Hälfte, ein neues Joint Venture oder strategisches Bündnis einzugehen; zwei Drittel würden diese als Chance für die Ansprache neuer Kundenschichten ansehen, und mehr als 30 % der Befragten auch eine Möglichkeit für mehr Innovation erkennen. „Bieten die großen Veränderungen also nicht ebenso große Chancen? Und vielleicht brauchen die Versicherer einfach nur mehr Mut?“, schloss Hirner ihr Eingangsstatement.

Niedrigzinsen und Überregulierung als Problemfelder

Moderator Dr. Eric Frey (Chef vom Dienst, Der Standard) bat zum Start der Diskussion die Teilnehmer am Podium um Nennung der aus ihrer Sicht drei wichtigsten Herausforderungen. Hausherr Mag. Robert Lasshofer (Generaldirektor Wiener Städtische Versicherung AG Vienna Insurance Group) gab neben Naturkatastrophen vor dem Hintergrund der Rückversicherung die niedrigen Zinsen in der Lebensversicherung sowie die technologischen Herausforderungen an. Hirners vorhergehende Frage beantwortete er wie folgt: „Versicherungen sind im technologischen Bereich deshalb keine Frontrunner, weil Mut in der Versicherung schnell zu Unmut der Shareholder führen kann.“ Dr. Peter Thirring (Vorstandsvorsitzender Österreichische Generali Versicherung AG) führte ebenso die niedrigen Zinsen – aber nicht nur hinsichtlich Lebensversicherung, sondern alle Bereiche betreffend – an. Weiters nannte er die Schwierigkeit, qualifizierte Mitarbeiter für den Vertrieb zu finden, und wie man den Imagewandel der Versicherungen ins Positive fortführen und weiter ausnützen könne. Mag. Josef Trawöger (Vorstandsvorsitzender Österreichische Beamtenversicherung) zählte aus Sicht eines mittelständischen Lebens- und Unfallversicherers ebenfalls das Thema Regulierungen als Bedrohung für die Diversität in der Branche und als Treiber für Marktkonzentration und Standardisierung von Produkten auf. Neben dem Niedrigzinsumfeld stelle für ihn aber auch die gesamtwirtschaftliche Wachstumsschwäche ein Problemfeld dar: „Aufgrund der seit der Wirtschaftskrise mittel- und langfristig sinkenden, netto verfügbaren Einkommen stellt sich die Frage, ob sich die breite Masse eine Pensionsvorsorge überhaupt noch leisten kann?“.

Interessenskonflikt bei provisionsgesteuertem Vertrieb

Von Mag. Gabriele Zgubic (Abteilungsleiterin Konsumentenpolitik der Arbeiterkammer Wien) wurde als größte Chance und gleichzeitig auch größte Herausforderung für Versicherungsunternehmen das Konsumentenvertrauen genannt. Aus ihrer Sicht stünde das Hinhören auf die Bedürfnisse der Kunden für Versicherungen nicht ganz oben auf der Liste. „Information Overload“ bei Versicherungsprodukten führe dazu, dass es für Konsumenten schwierig sei, relevante Informationen herauszufiltern. Daher solle man bei Produkten nicht nur die Vorteile hervorstreichen, sondern etwa auch welche Versicherungsausschlüsse es gebe, oder die Höhe der laufenden Kosten. Außerdem führe der provisionsgesteuerte Vertrieb zwischen Versicherer und Kunden zu einem Interessenkonflikt, weshalb sie die von der EU geplante Provisionsoffenlegung begrüße.

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