Rezession in der Eurozone 2012
Die gesamte Eurozone wurde im vergangen Jahr in eine ausgeprägte Rezession gerissen. Drei Quartale wiesen ein negatives Wirtschaftswachstum gegenüber dem Vorquartal aus. Obwohl die harten Wirtschaftsdaten noch wenig Raum für Optimismus erlauben, denken wir heute doch, dass die Eurozone bereits das Schlimmste überstanden hat. Die tiefgreifenden Reformen in den Peripherieländern zeigen erste Wirkung. Länder wie Griechenland, Spanien, Italien, Irland und Portugal gehen unter dem Druck der Märkte ihre schwerwiegenden Probleme an, auch wenn aufgrund der Misere vielfach noch keine Erleichterung spürbar ist und die Reformen kurzfristig die Krise sogar noch verschärfen.
Die Lage an den Finanzmärkten ist aber derzeit unter Kontrolle, denn die EZB hat mit ihrem Bekenntnis vom vergangenen August, alles Notwendige zu unternehmen, um die Währungsunion vor dem Kollaps zu retten, das Renditeniveau der Staatsanleihen von Krisenstaaten massiv nach unten gedrückt. Der in vielen Staaten stattfindende Reformprozess wird also durch tragbare Zinsniveaus bei der Refinanzierung der Staatsschulden unterstützt. In Summe erwarten wir für den Euroraum 2013 jedoch lediglich ein Nullwachstum, Deutschland und andere Kernländer sollten leicht wachsen, während die südlichen Peripheriestaaten noch im Minus verweilen werden. 2014 erscheint es realistisch, dass die Eurozone zu ihrem Potenzialwachstum von rund 2 % zurückfindet.
Sehr unterschiedliche Situation in den USA, Japan und China
Mit massiver Unterstützung der US-Notenbank (Fed) und lockerer Steuerpolitik ist es den USA gelungen, ein moderates Wirtschaftswachstum von rund 2 % zu erreichen. Seit einem halben Jahr werden monatlich wieder rund 150.000 neue Stellen geschaffen. Politisch bedarf es auch nach dem Kompromiss im Haushaltsstreit weiterhin einer raschen Einigung von Demokraten und Republikanern wie das riesige US-Haushaltsdefizit eingedämmt werden soll. Wir denken aber, dass eine Einigung der Parteien möglich ist, und setzen für 2013 ein Wirtschaftswachstum von knapp unter 2 % an. Japan ist im 2. Halbjahr 2012 wieder in die Rezession zurückgefallen. Nach einem negativen BIP-Wachstum im 3. Quartal 2012 von -0,9 % gegenüber dem Vorquartal sehen auch die Aussichten für das Schlussquartal nicht gut aus. Bei der jüngsten Wahl des Repräsentantenhauses versprach Abe jedoch die wirtschaftspolitische Kehrtwende. Nach dem fulminanten Sieg der LPD werden umfangreiche Konjunkturprogramme durch gesteigerte öffentliche Ausgaben und eine aggressiven Geldpolitik erwartet, die das Wachstum beflügeln. In China hat sich die Konjunktur wie geplant abgekühlt, ihre sanfte Landung scheint gelungen zu sein. Nachdem 2012 das Wirtschaftswachstum bei knapp 8 % liegen dürfte, erwarten wir 2013 aufgrund neuer Investitionsprojekte eine leichte Steigerung auf knapp über 8 %.
Emerging Markets bleiben Wachstumsträger
Ähnlich ist der Trend in den meisten anderen Emerging Markets. Nach einer kleinen Abkühlung 2012 dürfte das Wirtschaftswachstum 2013 wieder etwas zulegen. Dies sollte u.a. für Indien, Brasilien, Türkei, Tschechien und Ungarn zutreffen. Etwas weniger Wachstum als 2012 erwarten wir hingegen u.a. in Russland und Polen. Da aber für diese Länder Zinssenkungen absehbar sind, sollte die Konjunkturdelle überschaubar bleiben.
Krisenmanagement stimmt zuversichtlich
In Summe ergibt sich für die Weltwirtschaft sowohl 2013 als auch 2014 ein hoffnungsvoller, wenn auch nicht euphorischer Ausblick. Es ist allerdings zu betonen, dass der Konjunkturmotor ohne die teils gewaltigen Stimuli von Politik und Notenbanken nicht so rund laufen würde. Das Krisenmanagement sollte global aber mittlerweile so gut eingespielt sein, dass eine Panik an den Finanzmärkten vermieden werden kann.
Aktienausblick positiv, Europa favorisiert
Bei unseren Aktienmodellen schätzen wir angesichts der sich verbessernden Konjunkturdynamik trotz schwacher Ausgangslage die zukünftige Kursentwicklung an den Aktienmärkten positiv ein. Verstärkt wird diese Meinung durch die noch immer vorhandene Aktienuntergewichtung in vielen Mischmandaten, die im Rahmen einer Neuausrichtung der Positionierung für das Jahr 2013 Käufe auslösen könnte. Zusätzliche Unterstützung bekommen die Märkte, welche im aktuellen Nachkrisenumfeld noch immer stark von politischen Entscheidungen abhängig sind, von der anhaltend proaktiven Haltung bei Politikern und Notenbankern. Vor diesem Hintergrund haben wir für die Asset Allocation eine Aktienquote von 70 % gewählt und auch bei der Aktienauswahl auf dynamischere Titel gesetzt. Regional präferieren wir aufgrund der günstigeren Bewertung Europa zulasten der USA. In den übrigen Märkten sind wir in etwa neutral gewichtet.
Für Immobilienaktien war 2012 ein sehr erfreuliches Jahr. Die Unterbewertung ist damit zwar aufgeholt, die laufenden Erträge aus dem Immobilienbestand und die nach wie vor gute Situation im Immobilienzyklus der wichtigsten Märkte machen Hoffnung für 2013. Wir sind derzeit in den USA und in Asien neutral und in Europa übergewichtet, wobei Asien ausgewogen die Regionen Australien, Japan und Hongkong repräsentiert. In Europa bleiben wir bei unserem Kernportfolio aus Frankreich, Nordeuropa, Großbritannien und den Niederlanden und halten nur mehr ausgewählte deutsche Titel. Die USA stellt unser Kern-Bestandsimmobilienportfolio dar.
Unternehmensanleihen und Emerging Markets Anleihen weiter interessant
Auch zu Beginn des neuen Jahres werden die Notenbanken auf beiden Seiten des Atlantiks ihre expansive Geldpolitik beibehalten und vielleicht sogar um neue Maßnahmen ergänzen. Dies sollte gemeinsam mit den geringen Preissteigerungsraten zu anhaltend niedrigen Renditen bei allen Laufzeiten von deutschen Bundesanleihen und US-Treasuries sorgen, selbst wenn die Konjunktur entsprechend unserer Erwartung etwas an Fahrt gewinnen sollte. Trotz dieses konstruktiven Ausblicks für 2013, können Staatsanleihen der sicheren Häfen aufgrund ihres niedrigen Renditeniveaus keinen Realwerterhalt mehr sicherstellen. Dagegen halten wir Emerging-Markets-Lokalwährungsanleihen, welche 2013 unsere Top-Empfehlung im Anleihesegment darstellen, für äußerst aussichtsreich. Die sich abzeichnende globale Konjunkturbelebung spricht für Zuflüsse in Emerging-Markets-Anleihen in Lokalwährungen, sodass Investoren neben den attraktiven Lokalwährungszinsen auch von Währungsaufwertungen profitieren sollten. Für interessant halten wir daneben Unternehmensanleihen im BBB- und BB-Segment sowie Hartwährungsanleihen der Emerging Markets.
Rohstoffpreise sollten von Konjunkturbelebung profitieren
In unserem Basisszenario für 2013 sollten die Rohstoffmärkte vor dem Hintergrund eines anziehenden Wachstums der Weltwirtschaft und hoher Überschussliquidität zu den vorausgeeilten Aktienmärkten aufschließen können. Von der allmählichen Erholung könnten tendenziell der Ölpreis und andere konjunktursensitive Rohstoffe, wie Industriemetalle, profitieren. Allerdings weisen derzeit erst wenige Rohstoffe einen Nachfrageüberhang auf. Der aktuelle Goldpreis nimmt bereits ein deutlich negativeres Inflationsszenario vorweg, weshalb unter dem Aspekt Inflationsschutz kurzfristig wenig Unterstützung zu erwarten ist. Das Hauptargument für Gold bleiben die negativen Realzinsen und die Tatsache, dass Zentralbanken heute bei Gold auf der Käuferseite stehen und so den Preis stützen.
ASSET ALLOCATION FÜR DAS 1. QUARTAL 2013
Asset Allocation
- Notenbankstimulus und steigende Frühindikatoren sprechen für dynamische Asset Allocation
- Proaktive Notenbanken reduzieren das Risiko sehr negativer volkswirtschaftlicher Szenarien
- Ungelöste Probleme erfordern aber weiterhin breite Diversifikation und Portfolio-Hedges
Aktien
- Attraktive Bewertung und expansive Geldpolitik sprechen für Aktien
- Aktienübergewichtung empfohlen, mit regionalem Fokus auf Europa
- Zyklische Unternehmen sowie Finanzsektor favorisiert
Anleihen
- Niedrige Inflation und Notenbankmaßnahmen implizieren anhaltend tiefe Anleiherenditen
- Bei sicheren Staatsanleihen drohen trotzdem Realwertverluste, Unternehmen attraktiver
- Emerging-Markets-Anleihen 2013 favorisiert, Lokalwährungsanleihen besonders interessant
Währungen
- Schweizer Franken bleibt stark, weshalb auch 2013 SNB-Interventionen erfolgen werden
- Die andere Safe-Haven-Währung Yen dürfte dagegen schrittweise abwerten