Geschäftsbanken vergaben nur noch zögerlich Kredite am Interbankenmarkt, und kleinere Marktteilnehmer litten unter kurzfristigen Liquiditätsproblemen. Der dramatische Einbruch führte am 17. und 18. September an den zwei wichtigsten russischen Börsen – der Russian Trading System (RTS) und der Moscow Interbank Currency Exchange (MICEX) – zur Einstellung des Handels.
Maßnahmen seitens Regierung
Die russische Regierung ergriff einige Maßnahmen, um das Finanzsystem zu stabilisieren und die Liquidität zu gewährleisten: 1. Am 18. September 2008 kündigte der russische Präsident Dmitry Medvedev als Notmaßnahme ein Rettungspaket von USD 19,6 Mrd. an. Später gab es noch eine weitere Notmaßnahme mit einem wesentlich umfassenderen Rettungsplan – mit einem Volumen von USD 120 Mrd. Der zweite Plan beinhaltete den Kauf von Aktien russischer Standardwerte durch die Regierung mit einem Volumen von USD 20 Mrd. 2. Das Finanzministerium erhöhte die staatlichen Einlagen bei Banken erheblich, und die Zentralbank verringerte deutlich die Mindestreservesätze.
3. Die Zentralbank stellte den drei großen russischen Banken – Sberbank, VTB und Gazprombank – reichlich finanzielle Mittel zur Verfügung, um die Liquidität im Bankensystem zu verbessern. 4. Der russische Hypothekenfinanzierer wird eine kräftige Liquiditätsspritze erhalten, um die Börsen mit zusätzlicher Liquidität zu versorgen und zu stabilisieren. 5. Russland wird Exportzölle auf Öl und raffinierte Produkte kürzen und so die betreffenden Unternehmen um USD 5,5 Mrd. entlasten.
Märkte bald stabilisiert?
Diese Maßnahmen der russischen Behörden zur Unterstützung der Finanzmärkte sind äußerst ermutigend. "Wir gehen davon aus, dass die russische Regierung über genügend Geld und Mittel verfügt, um die Märkte bei Bedarf weiterhin zu stabilisieren. Daher sind wir zuversichtlich, dass wir letztendlich wieder normale Verhältnisse haben werden", so Mark Mobius, Executive Chairman bei Templeton Asset Management, Ltd.
Mobius weiter: "Es spricht weiterhin viel dafür, in Russland zu investieren. Das KGV der russischen Unternehmen ist nun im Durchschnitt einstellig und entspricht dem der übrigen Schwellenländer. Zwar werden die Rohstoffpreise eventuell wieder etwas fallen, aber wir können uns nicht vorstellen, dass die Preise in der nächsten Zeit auf äußerst niedrige Niveaus sinken werden. Teilweise liegt dies an der stetigen Nachfrage der Schwellenländer und dem relativ unelastischen Angebot. Wir glauben, dass die rohstoff- und konsumlastigen Unternehmen rentabel bleiben und attraktive Anlagemöglichkeiten darstellen."
Anlagemöglichkeiten zu Schnäppchenpreisen
"Der jüngste massive Einbruch der russischen Märkte kann Value-Anlegern wie uns zugute kommen – wir finden nun in Russland Anlagemöglichkeiten zu Schnäppchenpreisen. Trotz der Turbulenzen haben wir unser Engagement in Russland nicht verringert. Wie die Aktien der Schwellenländer insgesamt, so litten auch unsere russischen Beteiligungen unter der extremen Volatilität der letzten Wochen. Wir werden jedoch günstige Gelegenheiten nutzen, um unser Engagement in Russland zu erhöhen. Dabei sollte man nicht vergessen, dass wir geduldige, erfahrene und disziplinierte Value-Anleger sind. Wir glauben, dass wir mit diesem Ansatz auf lange Sicht konsistente und lohnende Erträge generieren werden", so Mobius.