Herr Böttcher, wie schafft man +10,95% seit Jahresbeginn in diesem Umfeld?

Seit Jahresbeginn konnte Frontier-Markets-Fondsmanager Stefan Böttcher (Charlemagne Capital, Magna New Frontiers Fund) sowohl Konkurrenz als auch Benchmark respektabel auf Distanz halten. Im e-fundreasearch.com Interview spricht der erfahrene Grenzmarkt-Experte über die Hintergründe eines "fast perfekten Jahres": Managers | 12.07.2016 13:30 Uhr
©  Charlemagne Capital
© Charlemagne Capital
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

e-fundresearch.com: Herr Böttcher, mit einer Year-to-Date Performance von +10,95% (per 30.06.2016 / IE00B65LCL41) konnten Sie bislang sowohl Konkurrenz als auch Referenzindex respektabel hinter sich lassen. Welchen Positionierungen ist dieser Erfolg primär geschuldet?

Stefan Böttcher: Der positive Performancebeitrag ist relativ breit gestreut. Insbesondere haben uns die Positionen in Vietnam, Georgien, Argentinien und speziell im Gesundheitssektor geholfen. Darüber hinaus war es wichtig, den afrikanischen Markt vermieden zu haben. Hier hat uns vor allem der nigerianische Markt eine Outperformance beschert, da es zu einer massiven Abwertung der nigerianischen Naira kam. Aber auch mit der Aufwertung Pakistans zu einem Emerging Market haben wir richtig gelegen. Auch aus diesem Bereich kam ein positiver Performancebeitrag.

"Es war das fast perfekte Jahr."

e-fundresearch.com:  Mit Hinblick auf das erste Halbjahr 2016: Gibt es dennoch die ein oder andere Investment-Entscheidung, die Sie rückblickend anders gestaltet hätten?

Stefan Böttcher: Es war das fast perfekte Jahr. Der halbe Erfolg ist es, Fehler zu vermeiden. Das ist uns in den letzten Jahren weitestgehend gut gelungen. 

"Zurzeit halten wir relativ viel Kasse. Allerdings wird sich das wohl schon bald ändern (...)"

e-fundresearch.com: Inwieweit haben Sie die Kursanstiege innerhalb Ihres Portfolios bereits für Gewinnmitnahmen und Neu-Positionierungen genutzt?

Stefan Böttcher: Wir haben tatsächlich Gewinne in einigen Positionen mitgenommen. Zurzeit halten wir relativ viel Kasse. Allerdings wird sich das wohl schon bald ändern, da wir interessante Gelegenheiten sehen; insbesondere in Pakistan und Süd-Ost Asien.

e-fundresearch.com:  Wie bereits erwähnt, haben Sie im ersten Halbjahr sowohl Benchmark als auch Konkurrenz beeindruckend auf Distanz halten können: Wäre es jetzt nicht verlockend, die zweite Jahreshälfte sehr benchmarknah zu gestalten und dadurch die relative Outperformance mit Gewissheit für das gesamte Kalenderjahr zu fixieren?

Stefan Böttcher: Wir sind grundsätzlich nicht auf den Index fokussiert. Wichtig sind für uns der stetige Ertrag und die Kapitalerhaltung.

"Wir werden nicht den gleichen Fehler wie einige unserer namhaften Konkurrenten begehen (...)"

e-fundresearch.com: Die Fondsperformance bleibt nicht unerkannt, denn auch unter Anlegern erfreut sich Ihr Fonds zunehmender Beliebtheit: Ab welchem Fondsvolumen wäre es legitim laut über einen Soft-Close nachzudenken?

Stefan Böttcher: Wir haben mit unseren Kunden klare Obergrenzen definiert. Liquidität ist bekanntlich eines der größten Risiken in den Frontiermärkten. Wir werden nicht den gleichen Fehler wie einige unserer namhaften Konkurrenten begehen, und den Fonds zu groß werden lassen.

e-fundresearch.com: Fondsselektoren fordern von ihren Managern zunehmend „Skin in the game“; also eine optimierte Interessenskongruenz zwischen Investoren und Fondsmanager. In welchem Ausmaß können Sie und Charlemagne Capital dieser Forderung nachkommen?

Stefan Böttcher: Ich habe einen signifikanten Anteil meines Privatvermögens in diesen Fond sinvestiert. Die Interessen der Manager und Anleger überschneiden sich - auch deshalb wird der Fonds nicht über das Ziel hinaus wachsen. 

"Globale Themen wie der Ölpreis oder auch die US-Wahlen werden möglicherweise ihren Einfluss auf die Märkte haben. Auch deshalb fühlen wir uns in den weniger korrelierten Märkten sehr wohl."

e-fundresearch.com: Abschließend der Blick nach vorne: Welche Entwicklungen verfolgen sie mit Hinblick auf das zweite Halbjahr 2016 besonders gespannt?

Stefan Böttcher: Wir erwarten eine weitere Marktöffnung in Argentinien und Vietnam. Argentinien hat all die Dinge die man jahrelang vermisste, seit Amtsantritt Mauricio Macris verbessert. Mauricio Macri hat es geschafft innerhalb weniger Monate das Vertrauen in Argentinien wieder herzustellen. Das hat man insbesondere an der großen Nachfrage nach argentinischen Anleihen gesehen.(60 Mrd USD Nachfrage) Diesen wurde am Ende zu 7% verzinst. Auch die erforderlichen Reformen im Pensions- und Steuerbereich geht Mauricio Macri an. MSCI hat das schon gewürdigt und Argentinien wieder auf die Beobachtungsliste für den MSCI EM aufgenommen. Auch wird Argentinien, aber auch Vietnam von dem Aufrücken Pakistans in den MSCI EM profitieren und einen größeren Anteil am FM Index bekommen. Pakistan wird auch weiterhin von der angepeilten Aufnahme im nächsten Jahr profitieren und weitere „aktive“ Gelder anziehen. Die passiven Investoren folgen zum Stichtag im nächsten Jahr. In Vietnam sind es vor allem die FOL, die im Fallen begriffen sind. Aufgrund des deutlich breiteren Marktes wird es zu, für uns, positiven Neubewertungen kommen. Außerdem sollte die Liberalisierung des Marktes in Saudi-Arabiens ein Thema bleiben. Ich erwarte auch im 2.Halbjahr eine positive Entwicklung. Allerdings werden wir moderat vorsichtig vorgehen. Globale Themen wie der Ölpreis oder auch die US-Wahlen werden möglicherweise ihren Einfluss auf die Märkte haben. Auch deshalb fühlen wir uns in den weniger korrelierten Märkten sehr wohl.

e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch & weiterhin viel Erfolg, Herr Böttcher!

Performance-Chart seit Jahresbeginn:

Hinweis der e-fundresearch.com Redaktion: Regelmäßige Fondsmanager-Updates zu den wichtigsten Frontier- und Emerging-Markets-Strategien aus dem Hause Charlemagne Capital finden interessierte Leser im Charlemagne Capital NewsCenter.

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
Klimabewusste Website

AXA Investment Managers unterstützt e-fundresearch.com auf dem Weg zur Klimaneutralität. Erfahren Sie mehr.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.