Haben starre Anlagekonzepte ausgedient?

Warum starre Anlagekonzepte unter den aktuellen Marktbedingungen immer stärker an ihre Grenzen geraten und weshalb es 2015 insbesondere darauf angekommen ist, größere Fehler zu vermeiden und Risiken systematisch zu kontrollieren, das diskutierte e-fundresearch.com im Interview mit dem MainFirst Multi-Asset Team, bestehend aus Adrian Daniel, Patrick Vogel und Frank Schwarz. Managers | 18.12.2015 14:00 Uhr
Das MainFirst Multi-Asset Team (v.l.n.r.): Patrick Vogel , Frank Schwarz, Adrian Daniel / ©  MainFirst
Das MainFirst Multi-Asset Team (v.l.n.r.): Patrick Vogel , Frank Schwarz, Adrian Daniel / © MainFirst
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e-fundresearch.com: Welche persönlichen Lehren ziehen Sie aus den Marktentwicklungen 2015?

Adrian Daniel: Es hat sich gezeigt, dass starre Anlagekonzepte bei den aktuellen Marktbedingungen nicht zu optimalen Ergebnissen führen. Das erste Quartal war in diesem Jahr von Euphorie im Hinblick auf das Anleiheaufkaufprogramm der EZB geprägt. Zur Überraschung vieler Marktteilnehmer standen im zweiten Quartal die Anleihemärkte jedoch deutlich unter Druck. Im dritten Quartal folgte der Aktienmarkt mit einer kräftigen Korrektur, bevor er mit einer starken Erholung zum Jahresende wieder im positiven Bereich schloss. Diese Marktschwankungen erfordern viel Flexibilität in der Steuerung der Anlageallokation.

e-fundresearch.com: Fondsperformance 2015: Von welchen Trends konnten Sie im Jahresverlauf besonders profitieren und welche Entwicklungen hatten Sie rückblickend gesehen unterschätzt?

"(...) Vielmehr galt es in 2015 größere Fehler zu vermeiden und Risiken systematisch zu kontrollieren."

Adrian Daniel: Unsere grundsätzliche Einschätzung, dass sich der positive Trend der Aktienmärkte fortsetzt und die Renditen bei Euro-Staatsanleihen weiter sinken, hat sich bestätigt. Dies war aber nur ein Grund, weshalb unsere Multi Asset Strategie das ganze Jahr über dem Zielpfad von 5% p.a. Wertzuwachs gelegen hat. Vielmehr galt es in 2015 größere Fehler zu vermeiden und Risiken systematisch zu kontrollieren. Dies haben wir dank unserer technischen Indikatoren erfolgreich umsetzen können. Dabei hat sich unsere vorsichtige Einschätzung gegenüber Rohstoffen zweifelsohne bestätigt, war aber in dem Ausmaß eine Überraschung für uns.

e-fundresearch.com: Mögliche Leitzinswende in den USA – weiteres QE in Japan und Europa: Inwiefern beeinflussen die zunehmend divergierenden Notenbankpolitiken Ihre Investmentstrategie?

"Nach unserer Einschätzung schaffen strukturelle Trends (...) keinen großen Spielraum für Preissteigerungen"

Adrian Daniel: Wir sehen die Divergenz in der Geldpolitik zwischen der EZB, der BoJ und der FED relativ gelassen, da unserer Meinung nach mögliche Zinssteigerungen der US-Notenbank nur moderat ausfallen dürften. Nach unserer Einschätzung schaffen strukturelle Trends keinen großen Spielraum für Preissteigerungen. Zu diesen Trends gehören zum Beispiel die Automatisierung von Fertigungsverfahren, die Digitalisierung, die Überalterung der Gesellschaft und ein Überangebot an den Rohstoffmärkten. Daher dürfte es in den kommenden Jahren, auch in den USA, schwer fallen, die von den Notenbanken angestrebten Inflationsziele zu erreichen. Dies spricht aus Anlegersicht für eine Fortsetzung des Niedrigzinsumfelds auf globaler Basis. Die Schwankungen an den Fremdwährungsmärkten könnten jedoch im Zuge wachsender Geldmengen zunehmen.

e-fundresearch.com: In welchen Investmenthemen identifizieren Sie derzeit das vielversprechendste Wertpotenzial?

Frank Schwarz: Attraktive Anlagefelder mit nachhaltigem Potential für Wertsteigerungen definieren sich nach unserer Einschätzung durch einen strukturellen Wachstumstrend. Diese Investmentthemen hängen im Hinblick auf das Wachstum nicht übermäßig von den üblichen Wirtschaftszyklen ab. Beispielsweise schätzen wir Geschäftsmodelle, welche vom Trend der Digitalisierung beziehungsweise der Verlagerung von Daten in die „Cloud“ profitieren, als attraktiv ein. Ein anderes Beispiel: Die Verbreitung von Smartphones und Tablets führt uns zu Investitionsmöglichkeiten innerhalb der Wertschöpfungskette von Sehhilfen. Denn der Anteil an der Bevölkerung, welcher an Kurzsichtigkeit leidet, dürfte deutlich zunehmen. Außerdem verfolgen wir den Rückgang der Energiepreise mit Spannung, da diese direkt für mehr Kaufkraft beim Konsumenten sorgt. Hier finden wir Geschäftsmodelle mit Bezug zum US-Verbraucher wie zum Beispiel Nike, Walt Disney oder Carnival Corp. aussichtsreich.

e-fundresearch.com: Welchen Konsensus-Trades stehen Sie aktuellen Umfeld besonders kritisch gegenüber?

"Nach unserer Ansicht haben die Sektoren mit ausgeprägten „Value“-Charakteristika aber strukturelle Probleme"

Patrick Vogel: Die Mehrheit der Anleger scheint für 2016 erneut von einer Outperformance von Value Faktoren überzeugt zu sein, auch wenn diese Annahme in 2015 nicht zum Erfolg geführt hat. Nach unserer Ansicht haben die Sektoren mit ausgeprägten Value-Charakteristika aber strukturelle Probleme. So ist zum Beispiel der Bankensektor im aktuellen Umfeld strengerer Kapitalvorschriften und nachlaufenden Drucks der Zinsmargen in Folge der sinkenden Zinsen ein Sektor, der sich als so genannte Value-Trap erweisen könnte. Wir setzen im Gegensatz dazu nach wie vor auf Aktien mit überdurchschnittlicher Qualität.

e-fundresearch.com: Wo lauern 2016 die größten Herausforderungen und welche generellen Volatilitätsniveaus erwarten Sie für das nächste Jahr?

"Die Diskussion um einen Austritt Großbritanniens aus der EU scheinen bei den Marktteilnehmern noch nicht ausreichend in den Erwartungen reflektiert zu sein (...)"

Adrian Daniel: Die Diskussion um einen Austritt Großbritanniens aus der EU scheint bei den Marktteilnehmern noch nicht ausreichend in den Erwartungen reflektiert zu sein und dürfte für eine höhere Volatilität beim Wechselkurs des Britischen Pfund führen. Mögliche Folgewirkungen wie der erneute Versuch einer Abkopplung Schottlands vom Vereinigten Königreich oder eine Machtverschiebung innerhalb der politischen Gremien der EU beschäftigen uns derzeit verstärkt. Ein Votum für einen EU-Austritt könnte temporär massive negative Auswirkungen auf die britische Volkswirtschaft haben, deren Bewertung derzeit noch nicht abschließend abschätzbar ist.

e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch!

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