Gökhan Kula: "Die Volatilität ist gekommen, um zu bleiben!"

Warum Schwellenländer-Aktien den aktuell interessantesten Contrarian-Trade darstellen könnten und wir auch 2016 weiterhin lernen müssen, mit einem Umfeld erhöhter Volatilität zu leben, diskutierte e-fundresearch.com im Interview mit Gökhan Kula, Managing Partner und CIO, MYRA Capital. Managers | 11.12.2015 13:00 Uhr
©  Myra Capital
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e-fundresearch.com: Welche persönlichen Lehren ziehen Sie aus den Marktentwicklungen 2015?

Gökhan Kula: Meine Hauptlehre: mit der Volatilität leben lernen! Beim großen Kapitalmarktbild reiht sich das Jahr 2015 nahtlos an die vergangenen Jahre: die Notenbankenpolitik bestimmt die Marktentwicklung. Die etablierten Aktienmärkte wurden getragen von der fortgesetzten Liquiditätshausse, Zinsmärkte notieren sogar teilweise stark im negativen Zinsbereich – noch undenkbar vor einigen Jahren.

Die schnelle und heftige Korrektur an den Aktienmärkten im Sommer dieses Jahres bzw. der kurze und rasante Zinsanstieg bei den 10-jährigen Bundesanleihen im April bzw. Mai dieses Jahres haben vor Augen geführt, dass Trends immer kürzer werden und Investoren entsprechend darauf vorbereitet werden müssen. Die Volatilität ist gekommen, um zu bleiben!

"Handlungsfähigkeit bei diesen volatilen Märkten sollte weiterhin das oberste Gebot bleiben"

e-fundresearch.com: Fondsperformance 2015: Von welchen Trends konnten Sie im Jahresverlauf besonders profitieren und welche Entwicklungen haben Sie „auf dem falschen Fuß“ erwischt?

Gökhan Kula: Als systematischer Manager konnten wir im 1. Halbjahr gut vom Aufwärtstrend an den Aktienmärkten profitieren, zumal wir auch in unserer Zinspositionierung mit einer kurzen Duration solide aufgestellt waren. Extrem herausfordernd war der starke Kurseinbruch bzw. Trendbruch im Sommer dieses Jahres, der dann im Herbst von einer hochvolatilen Phase mit starken Umschwüngen abgelöst wurde. Die dynamische Anpassung der Investitionsquoten hat dieses Jahr keinen Mehrwert geliefert, obwohl wir auch trotz dieses Kapitalmarktjahres keine Buy-and-Hold Strategie empfehlen würden – Handlungsfähigkeit bei diesen volatilen Märkten sollte weiterhin das oberste Gebot bleiben. 

"Durch den stärker zu erwartenden US-Dollar haben wir insbesondere den deutschen Aktienmarkt übergewichtet"

e-fundresearch.com: Mögliche Leitzinswende in den USA – weiteres QE in Japan und Europa: Inwiefern beeinflussen die zunehmend divergierenden Notenbankpolitiken Ihre Investmentstrategie?

Gökhan Kula: Wir hatten uns bereits frühzeitig im laufenden Jahr 2015 insbesondere auf die Fortsetzung von QE in Europa fokussiert, sodass wir in Kombination mit der relativ attraktiveren Bewertung europäischer Aktienmärkte diese deutlich übergewichtet haben. Durch den stärker zu erwartenden US-Dollar haben wir insbesondere den deutschen Aktienmarkt übergewichtet, der durch seine Exportorientierung und gute Wettbewerbsstellung besonders von der relativen Abwertung des EUR profitieren sollte. Diese Positionierung werden wir auch für den Beginn des kommenden Jahres beibehalten. 

"Unter antizyklischen Sentimentgesichtspunkten sollten Anleger genau die Rohstoff- bzw. Schwellenländeraktienmärkte beobachten"

e-fundresearch.com: In welchen Investmenthemen identifizieren Sie derzeit das vielversprechendste Wertpotenzial? 

Gökhan Kula: Weiterhin führt kein Weg an soliden Substanzaktien aus Europa bzw. den USA vorbei, da im relativen Bewertungsvergleich Anleihen zu teuer notieren. Unter antizyklischen Sentimentgesichtspunkten sollten Anleger genau die Rohstoff- bzw. Schwellenländeraktienmärkte beobachten. Auch wenn weiterhin noch keine signifikante globale Wachstumsbeschleunigung erkennbar ist bzw. auch der Zinserhöhungszyklus ausgehend von den USA die Schwellenländermärkte belasten sollte, sind aus Bewertungsgesichtssicht insbesondere Schwellenländeraktienmärkte sehr attraktiv, sodass hier mittelfristig ein attraktives Wertpotenzial zu erwarten ist. 

"Schwellenländer-Aktien sind die wohl derzeit unbeliebteste Assetklasse im Universum – ein gutes mögliches Einstiegssignal für mutige Anleger"

e-fundresearch.com: Welche Konsensus-Trades bereiten Ihnen im aktuellen Umfeld die größten Sorgen?

Gökhan Kula: Der Satz „Never Fight the Central Banks“ gibt die Fortsetzung des derzeitigen Konsensus-Trade vor: „Übergewichtung Aktien“. Das Jahr 2015 hat jedoch gezeigt, dass die hohe Volatilität wieder sehr herausfordernd sein wird und mit starken und kurzen Einbrüchen an den Märkten gerechnet werden muss – mit entsprechenden Implikationen für die Investmentstrategie. 

Der spannendste Contrarian-Trade: Schwellenländer-Aktien sind die wohl derzeit unbeliebteste Assetklasse im Universum – ein gutes mögliches Einstiegssignal für mutige Anleger. 

"Generell erwarten wir die Fortsetzung der höheren Volatilität, die wir im 2. Halbjahr 2015 beobachten konnten"

e-fundresearch.com: Wo lauern 2016 die größten Herausforderungen und welche generellen Volatilitätsniveaus erwarten Sie für das nächste Jahr? 

Gökhan Kula: Die größte Herausforderung für das kommende Jahr wird der Umgang mit der höheren Volatilität sein. Erratische Kursbewegungen an den Märkten, die durch Ereignisse wie Notenbankentscheidungen oder -aussagen sogar binär beeinflusst werden, werden uns alle intensiv beschäftigen. Generell erwarten wir die Fortsetzung der höheren Volatilität, die wir im 2. Halbjahr 2015 beobachten konnten – ein spannendes Kapitalmarktjahr 2016 steht uns allen bevor. 

e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch!

Weiterführende Informationen: MYRA Capital Fonds in den e-fundresearch.com FUNDRANKINGS

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