Es war ein sehr schweres Quartal

Die Subprime-Krise, der schwache Dollar, die Rückkehr der Growth-Aktien. Die US-Börsen haben ein turbulentes Jahr hinter sich und insbesondere auch Value-orientierte US-Aktienfondsmanager. e-fundresearch sprach mit Diane Jaffee über die Turbulenzen des Sommers und die Aussichten für 2008. Funds | 18.12.2007 06:29 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Alle Blicke sind auf die US-Wirtschaft gerichtet. Wann immer die amerikanische Notenbank über die Zinsen berät, die Banken ihre Quartalsergebnisse bekannt geben oder neue Zahlen von den Immobilienmärkten veröffentlicht werden, halten die Märkte den Atem an. Die Nervosität ist groß. So reagierten am 11. Dezember, als die Fed die Erwartungen einer 50 Basispunkt Zinssenkung nicht erfüllt, die Aktienmärkte mit schweren Verlusten.

Finanztitel im freien Fall

Doch auch die Finanztitel an den US-Börsen werden mit Argusaugen beobachtet. Finanztitel waren bis in den Sommer äußerst beliebt gewesen, konnten die großen US-Banken doch Quartal für Quartal mit neuen Gewinnsprüngen glänzen. Seitdem sich die Hypothekenkrise auf die Kreditmärkte und den Bankensektor ausgeweitet hat, ist es für US-Fondsmanager aber besonders schwierig geworden. Denn von den hohen Gewinnsprüngen können sie heute nur träumen. Finanztitel haben anhand des S&P Financials um mehr als 19 Prozent schlechter als der S&P 500 abgeschnitten (siehe Grafik). Hingegen gehören andere – oft untergewichtete – Sektoren zu den Gewinnern, etwa Rohstoffe und Informationstechnologie.

Value-Fonds stark verloren

Seit Beginn dieses Jahres liegen nur 83 von 399 US-Aktienfonds im Plus. Der durchschnittliche Verlust beträgt dabei 4,0 Prozent. Unter den Verlierern dieses Jahres sind auch zahlreiche große Value-Fonds zu finden, so etwa der Legg Mason Value A Dis mit -11,9 Prozent oder der Nordea 1 North American Value Fund mit -11,5 Prozent. Auch Diane Jaffee gehört mit ihrem SGAM US Relative Value zu den Verlierern der Subprime-Krise. In den vergangenen Jahren gehörte sie mit ihrem rund 1,1 Mrd. Euro schweren Fonds zu den besten der Assetklasse (siehe Grafik). Auf Fünf-Jahres-Sicht liegt sie mit 5,0 Prozent p.a. im 1. Quartil von 262 Fonds. Seit Beginn des Jahres hat der Fonds aber 12,3 Prozent verloren. Mit e-fundresearch sprach Diane Jaffee über die schwierige Marktlage des Sommers, die US-Wirtschaft und das Comeback von Growth-Aktien.


e-fundresearch.com: Frau Jaffee, Sie sind mit Ihrem Fonds in den letzten Monaten klar hinter dem Index geblieben. Waren Sie zu stark in Finanztiteln investiert?

Diane Jaffee: Wir hatten ein sehr schweres Quartal. Man muss ins erste Quartal 1997 zurückgehen, um eine ähnliche Underperfomance gegen den S&P 500 zu finden. Aber das lag nicht an einem Übergewicht an Finanztiteln. Wir waren am Anfang des Jahres noch unter-, im Sommer dann neutral gewichtet. Wir haben zu früh mit der Steigerung der Gewichtung von Finanzwerten begonnen. Aber die Underperformance kam von den Sektoren Healthcare, Technologie und Konsumgütern. Ein Drittel der Underperformance kam von Sektorgewichtungen. Wir sind zum Beispiel bei Energiewerten untergewichtet. Das ist sehr kontrovers. Der Rest kam vor allem von dem schlechten Abschneiden der Konsumgüter.

e-fundresearch: Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Konsums? Der private Konsum macht in den USA immerhin 70 Prozent des BIP aus und war in den vergangenen Jahren eine wichtige Stütze des Wachstums. Jetzt befürchten viele Experten eine Konsumflaute.

Jaffee: Wir sind bei Konsumgütern um knapp 50 Prozent übergewichtet. Wann immer Makroprobleme auftauchen, wird dieser Sektor besonders getroffen. Doch wir haben Namen gefunden, die anders sind, wie beispielsweise General Motors. Die momentanen Auto-Verkaufszahlen in den USA sind sehr niedrig. GM hat so viele Kostensenkungen, die auf sie zukommen, dass es völlig klar ist, wie ihr Cashflow aussehen wird. Auch aus einer volkswirtschaftlichen Perspektive darf man nicht allzu schwarz sehen.

Das Konsumwachstum hat sich nicht so stark abgeschwächt wie manche glauben. Außerdem kompensieren die höheren Exporte die Einbußen. Das hat viele überrascht, aber selbst wenn das Konsumwachstum nicht so stark ist, gibt es andere Teile der Wirtschaft, die stark expandieren. Wir gehen daher für 2008 auch von einem Wirtschaftswachstum zwischen 2-3 Prozent aus. Das ist nicht schlecht, das ist aber auch nicht China.

Growth: "Höhepunkt schon überschritten"

e-fundresearch: 2007 war in den USA bislang das Jahr der Growth-Aktien. Kommt es nach dem langen Value-Zyklus nun zu einer Rückkehr der Growth-Titel?

Jaffee: Wir sind durch einen sehr langen Value-Zyklus gegangen. Wie Sie richtig sagen, hat Growth 2007 gewonnen. Aber mehr als das: im dritten Quartal hat Growth um 400 Basispunkte outperformt, im Oktober noch einmal um 400 Basispunkte. In vier Monaten hat Growth Value um 800 Basispunkte geschlagen. Das ist wirklich kräftig. In anderen Growth-Zyklen hat Growth Value um 7 Prozent pro Jahr outperformt. Wir sind bereits jetzt darüber.

Ich glaube, der Höchststand ist schon überschritten, aber ich bin als Value-Manager natürlich vorbelastet. Die Growth Zyklen dauerten im Schnitt nur drei Jahre. Ich glaube, dass wir in eine Phase wie den 80ern kommen, in der Growth und Value abwechselnd outperformten. Dafür gibt es auch einen wirtschaftlichen Hintergrund. Diese Phase war ökonomisch sehr schwierig. Die Rezession der Jahre 1980/81 war die schwerste seit der großen Depression, mit zweistelligen Arbeitslosenraten, zweistelliger Inflation. Die USA waren wirklich stark getroffen. Und eine der wichtigen Maßnahmen war ein schwächerer Dollar. Die Situation dabei ist ähnlich der heutigen.

e-fundresearch: Was werden die Themen in den USA 2008 sein, auch angesichts der Wahl im Herbst?

Jaffee: Healthcare wird definitiv eine wichtige Rolle spielen. Vor allem auf dem Level der Bundesstaaten. Schwarzenegger möchte beispielsweise in Kalifornien alle Menschen versichern. Das wollen die Amerikaner, das ist, was sie brauchen. Noch passiert es aber nur auf der Staatenebene.
Wir brauchen auch eine neue Energiepolitik, vor allem für grüne, alternative Energien. Darum ist der Fonds auch in General Electric investiert, denn wir glauben, dass eine saubere Stromerzeugung eine immer größere Rolle spielt. Für die nächsten zehn Jahre sind etwa 120 neue Atomkraftwerke geplant, und GE macht 40 Prozent seines Geschäftes in diesem Bereich.

Finanzwerte 2007 ähnlich wie Technologie 2000

e-fundresearch: Wie optimistisch sind Sie für den Finanzsektor? Einige Ihrer Top-Holdings sind zum Beispiel Fannie Mae oder JP Morgan.

Jaffee: JP Morgan ist unser höchstgewichteter Finanzwert. Und obwohl er den S&P 500 bislang underperformte, halten wir JP Morgan für den besten Finanztitel überhaupt. Fannie Mae war sogar der „sichere Hafen“ in der Subprime-Krise bis November. Nun mussten wir Fannie Mae aber einer fundamentalen Neubewertung unterziehen.

Finanzwerte heute sind sehr ähnlich zu Technologiewerten 2000. Das heißt, wir werden erst über die nächsten zwei Jahre wieder übergewichtet sein. Es gibt viele Werte in diesem Sektor, die noch immer starkes Gewinnwachstum haben. Wir warten bis jene Werte auch in unseren Blickbereich kommen, sprich bis sie unsere strengen Bewertungskriterien erfüllen. Es würde mich nicht überraschen, wenn einige Finanztitel in den nächsten Monaten genau das tun.

e-fundresearch: Frau Jaffee, danke für das Gespräch.

Alle Daten per 10.12.2007 in Euro
Quelle:

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