Globale Healthcare-Aktien gelten als langfristiges Investment und im Hinblick auf die demografische Entwicklung in den Industrieländern als Fixpunkt in einem diversifizierten Portfolio. Aber bereits seit 2001 bleibt die Performance von Healthcare-Titeln hinter jener des breiten Marktes zurück: Der MSCI World/Biotechnology verlor seit damals im Schnitt 0,6 Prozent pro Jahr, der pharmalastige MSCI World/Healthcare Index sogar 3,1 Prozent p.a. Im gleichen Zeitraum verteuerten sich globale Aktien (MSCI World Index) aber um jährlich 3,5 Prozent. Und auch 2007 setzt sich dieser Trend fort.
Trotzdem waren Healthcare-Investments für Fondsanleger in den letzten Jahren durchaus profitabel: So übertrafen immerhin 19 aller 36 in Österreich zum Vertrieb zugelassenen Fonds, oder 53 Prozent, die Performance des MSCI World/Healthcare Index auf 5-Jahres-Sicht. Ganz vorne zu finden sind vor allem Fonds mit Europa-Schwerpunkt bzw. einem Biotech-Übergewicht – diese kamen auf ein Jahresplus von bis zu 11,2 Prozent. Generell spielt die Dosis der Beimischung von Biotechs zum richtigen Zeitpunkt eine entscheidende Rolle. Die Grenzen zwischen den einzelnen Sub-Sektoren werden aber immer fließender. Für Privatanleger keine leichte Aufgabe, aktiv gemanagte Fonds bieten sich hier an. Die besten Fondsmanager befragte e-fundresearch.com exklusiv für „Die Presse“:
Auf Sicht der letzten fünf Jahre erzielten Healthcare-Fonds mit Europa-Schwerpunkt auch den besten risikoadjustierten Ertrag, gemessen etwa an der Sharpe Ratio. Neben dem Fortis L Equity Pharma Europe liegt der ING (L) Invest European Health Care auf Platz zwei. Fondsmanager Laurent van Tuycom favorisiert momentan europäische Small Caps aus dem Biotech-Bereich, da er hier viele stark unterbewertet Aktien findet. „Europäische Large Cap Pharmas finden wir dagegen weniger attraktiv, da sich die Fundamentaldaten weiter verschlechtern“. Potentielle Anleger würden derzeit aber ein attraktives Umfeld vorfinden: „Der Sektor ist so gut wie immun gegenüber der derzeitigen Krise im Finanzsektor, Stichwort US-Subprime“. Da aber die einzelnen Aktien ein sehr großes Maß an unternehmensspezifischen Risiken aufweisen, ist eine breite Streuung von größter Bedeutung. „Privatanleger sollten deshalb vor allem zu einem speziellen Fonds greifen“, rät er.
UI-ChampionsCall mit ProfitlichSchmidlin: „Wir graben tiefer“ - Opportunitäten für langfristige Unternehmensbeteiligungen und Anleihe-Sondersituationen
„Wir graben tiefer“ - Opportunitäten für langfristige Unternehmensbeteiligungen und Anleihe-Sondersituationen„Im Jahr 2023 sind die Fundamentaldaten bei unseren Beteiligungen mit den Aktienkursen weit...Kurzfristig etwas vorsichtiger ist hier schon Deane Donnigan, Fondsmanagerin des drittplatzierten AXA WF Framlington Health: „Derzeit beherrschen die Unternehmenszahlen des abgelaufenen dritten Quartals die Branche. Das ist traditionell eher eine schlechte Zeit für Healthcare-Aktien, da sich die Aktivität vor allem auf den Sommer konzentriert“, so die Expertin.
Dem widerspricht Thomas Bucher, Fondsmanager des DWS Pharma-Aktien Typ O, DWS (Austria) Pharma und DWS PharmaMed. „Für Konjunkturskeptiker ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um in einen defensiveren Aktien-Fonds, wie etwa Healthcare, zu investieren. Wer dagegen keine deutliche Konjunkturabschwächung erwartet, der wird möglicherweise mit dem etwa 10%-igen Gewinnwachstum des Gesundheitssektors in den kommenden Jahren nicht zufrieden sein“. Relativ zum MSCI World Healthcare ist bei ihm Pharma untergewichtet, da Patentabläufe den Large Cap zu schaffen machen würden. „Regional sind wir zu 60 Prozent in den USA investiert. Denn mit rund 45 Prozent der weltweiten Ausgaben im Gesundheitswesen ist die USA dominant. Und fast alle nicht-amerikanischen Firmen im Sektor machen den größten Teil des Gewinns in den USA“, so der Deutsche, der die einzelnen Aktien derzeit aber als günstig bewertet ansieht. „Etliche Pharmawerte handeln bei KGVs um 12. Dies ist durch in den kommenden zwei Jahren durch gute Cash-Flows und Dividendenzahlungen unterlegt. Der Healthcare Sektor handelt zu ähnlichen Bewertungen wie der Gesamtmarkt. Wogegen er in der Vergangenheit mit einer bis zu 20%-igen Prämie gehandelt wurde“. Traurig sei dagegen, dass die Branche vom Wachstum der BRIC-Staaten noch kaum profitiert hat: „Das ist insofern erstaunlich, als dass die Pharmabranche eine globale Industrie ist aber nicht von der BRIC-Wachstumsgeschichte profitiert. Denn es gibt keine bedeutenden börsennotierten Unternehmen in den Entwicklungsländern. Des Weiteren können sich die wenigsten Entwicklungsländer teure Medikamente leisten, so dass Schwellenländer auch als Absatzmarkt auch noch keine bedeutende Rolle spielen“.
Die Fondsmanagerin des Raiffeisen-HealthCare-Aktienfonds rechnet mit einer konjunkturellen Abschwächung in den entwickelten Volkswirtschaften: „In so einer Phase könnte der Pharmasektor, der nun schon etliche Jahre unter einem schlechten Sentiment leidet, wieder interessanter werden“. Im Fonds deutlich stärker gewichtet als im MSCI-Vergleichsindex (32 vs. 10 Prozent) sind kleiner kapitalisierte Werte mit einer Marktkapitalisierung von unter 10 Milliarden US-Dollar. „Ein Investment in kleinere Unternehmen birgt zwar ein gewisses Risiko, bietet aber umgekehrt auch einen entsprechenden Hebel“. Anlegern rät man zu Geduld und anti-zyklischem Vorgehen: „Man sollte tendenziell eher dann einsteigen, wenn das Sentiment schlecht ist, durch zu langes Zuwarten, verpasst man oft Gelegenheiten. Natürlich sollte die persönliche Überzeugung mitspielen und die Bereitschaft - wie übrigens bei allen risikoreicheren Investments - etwas Geduld zu haben“.
Datenquelle: (alles in Euro per 1.11.2007)