„Chindia-Börsen sind eine Blase“

Schwellenländer werden auch zukünftig als sicherer Hafen in turbulenten Börsenzeiten fungieren. „Aktien aus China und Indien sollte man jedoch meiden“, warnt Allan Conway, Leiter Emerging Markets Equities bei Schroders. Interessanter sei da schon der Mittlere Osten, vor allem die Vereinigten Arabischen Emirate. Funds | 15.11.2007 06:00 Uhr
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Obwohl globale Schwellenländer-Investments, gemessen am MSCI Emerging Markets Index, Weltaktien (MSCI World) in den letzten sechs Jahren um kumuliert 215 Prozent geschlagen haben, sieht Allan Conway, Leiter Emerging Markets Equities bei Schroders, noch keine Überhitzung: „Die Kursanstiege der letzten Jahre waren mit Ausnahme einiger weniger Länder fundamental gerechtfertigt. Alle weiteren Gewinne ab hier bedeuten aber, dass ich eine Blase entwickelt. Diese steht aber definitiv noch sehr am Anfang“, so der Experte vor europäischen Journalisten in London.

„Chindia-Börsen sind eine Blase“

Ausnahmen stellen für ihn aber China und Indien dar: „Die Börsen von Chindia, also China und Indien, sind klare Blasen, vor allem Shanghai, aber in etwas abgeschwächten Ausmaß auch Hong Kong“, so der 2004 von WestLB Asset Management zu Schroders gestoßene Schwellenländer-Experte. Wenn diese Märkte starke Kursverluste erfahren, sei das natürlich auch für alle anderen Emerging Markets Börsen negativ. „Die jüngsten Rekordzuflüsse in Schwellenländer-Aktienfonds zeigen aber, dass das Vertrauen der Anleger ungebrochen ist“, beschreibt Conway die Liquiditäts-Situation.

„Schwellenländer koppeln sich ab“

Denn hinter den Kulissen, findet ein wirtschaftlicher Paradigmenwechsel statt. So werden die einzelnen Schwellenländer, allen voran die BRICs, immer unabhängiger von der Entwicklung in entwickelten Volkswirtschaften wie etwa den USA. „Früher hat es geheißen: Wenn die USA niesen, bekommen die Schwellenländer eine Grippe. Heute sagen die Emerging Markets höchstens noch „Gesundheit“, bringt es Conway auf den Punkt. Dafür gebe es eine große Anzahl von Indikatoren:

  • Wahrend das prognostizierte BIP-Wachstum der G7-Staaten im Zeitraum 2006-2011 bei 2,6 Prozent p.a. liegt, wachsen Schwellenländer im Schnitt mit 6,8 Prozent. „Auch in den fünf Jahren danach (2012-2016), werden Emerging Markets in etwa dreimal so schnell wachsen“, prognostiziert Conway.
  • Auch wachse der Anteil der Schwellenländer am globalen GDP weiter rasant an: „Dieser lag 2003 noch bei 24,9 Prozent und stieg bis 2007 kontinuierlich auf 30,1 Prozent“.
  • Weiters verändern sich die weltweiten Handelsströme: „2006 war das erste Jahr überhaupt, in den der Handel innerhalb der Emerging Markets größer war als der Handel der Schwellenländern mit den Industrieländern. Dieser Trend wird sich noch weiter verstärken“.
  • Aber auch die einzelnen Unternehmen in den Schwellenländern werdenimmer unabhängiger, zum Beispiel von den USA: „Nur vier der größten 20 Unternehmen im MSCI Emerging Markets Index, nämlich TSMC (Taiwan), TEVA Pharma (Israel), CEMEX (Mexiko) und Infosys Tech (Indien), weisen eine hohe US-Sensitivität auf“.

Schwellenländer als sicherer Hafen

Für Anleger hat diese Entkoppelung aber auch einen weiteren Vorteil: „Aufgrund der guten fundamentalen Situation der meisten Schwellenländer bzw. deren Unternehmen, werden Schwellenländer-Investments immer stärker als sicherer Hafen in Krisenzeiten gesehen. Das war auch diesen August so, da es in den Schwellenländern kein Subprime-Problem gibt und wird anhalten“, so Conway. Und auch gemessen an den Kursschwankungen der Anlagekategorie bestätigt sich das Bild: „Der MSCI Emerging Markets Index weist auf Sicht der letzten fünf Jahre in US-Dollar gerechnet eine niedrigere Volatilität auf als der deutsche DAX oder der japanische Nikkei-Index“.

Rückschläge: V statt U

Aus diesem Grund sieht Conway zukünftigen Kursrückschlägen gelassen entgegen: „Am Chart dürften diese eher die Form eines V, als eines U aufweisen, da sich die Aktienkurse, eventuell mit Ausnahme von Chinindia, schnell erholen werden“, glaubt der Fondsmanager der Fonds Schroder ISF Emerging Markets, Schroder ISF BRIC bzw. Schroder ISF Global Emerging Markets Opportunities, welche zusammen 3,3 Mrd. Euro an Volumen vereinen.

Auf welche Schwellenländer man setzen sollte

Besonders interessant findet Conway momentan die Börsen in Korea, Brasilien, Russland bzw. den Mittleren Osten. „Von uns gemieden werden derzeit in Asien Indien, weil die Bewertungen dort zu hoch sind, und aufgrund der politischen Krise auch Pakistan“. In Lateinamerika erscheinen ihm die Märkte in Argentinien, Chile und besonders Mexiko als sehr teuer. Im Mittleren Osten, hier hat Schroders erst Anfang September den Schroder ISF Middle East aufgelegt, setzt man vor allem auf Ägypten, Quatar, Bahrain und besonders die Vereinigten Arabischen Emirate. „Dagegen erscheint uns die enorme Outperformance Kuwaits und Israels deutlich übertrieben. Das starke Untergewicht in Saudi Arabien erklärt sich eher daraus, dass es hier kaum investierbare Firmen gibt“, erläutert der Experte.

Schroders bald mit neuem Schwellenländer-Fonds

Um das Investmentuniversum für die Anleger weiter auszuweiten plant man bei Schroders für 2008 zudem einen „Next frontier“ bzw. „N-11“-Fonds, der auch weitere Schwellenländer wie Vietnam oder Kasachstan umfasst. „Diese Länder sind eine fantastische Wachstums-Story“, schwärmt Conway.

Alle Daten per 9.11.2007 in Euro (außer anders angegeben)
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