Pharma als Hedge gegen den Abschwung

"Für Konjunkturskeptiker ist jetzt der richtige Einstiegszeitpunkt um in Healthcare zu investieren", so Thomas Bucher, Fondsmanager des DWS Pharma-Aktien. Alle anderen könnten mit der zukünftigen Performance des Sektors unzufrieden sein, denn vom BRIC-Wachstum profitiert die Branche kaum. Funds | 14.11.2007 06:00 Uhr
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„Pharma haben wir untergewichtet“

e-fundresearch: Herr Bucher, wie sind Sie momentan in Bezug auf Sektoren und Regionen in Ihrem Fonds DWS Pharma-Aktien Typ O investiert und warum? Thomas Bucher: Aktuell sind wir zu 45 Prozent in Pharma, 15 Prozent Biotech und 35 Prozent sonstige Healthcare (Medtech, Service, Diagnostik, usw.) investiert. Der Rest ist Cash. Da der DWS Pharma ein Pharma-Fonds ist, wird immer ein dominanter Anteil in Biotechnologie- und Pharma-Aktien investiert sein. Relativ zum MSCI World Healthcare ist Pharma bei uns jedoch untergewichtet, da Patentabläufe den Large Cap Pharmas zu schaffen machen. Biotechnologie Aktien haben weniger ein Sektor- als mehr ein aktienspezifisches Risiko. Unser Biotech-Gewicht richtet sich deshalb nach den Ideen bei Einzelaktien.

„Alle suchen den nächsten Blockbuster“

Regional sind wir zu 60 Prozent in den USA investiert. Europa macht 30, Japan und Emerging Markets weitere 10 Prozent aus. Mit rund 45 Prozent der weltweiten Ausgaben im Gesundheitswesen ist die USA aber einfach dominant. Und fast alle nicht-amerikanischen Firmen im Sektor machen den größten Teil des Gewinns in den USA. Deshalb wird der Fonds hier den größten Teil seiner Investments haben. Das Geschäftsmodell der großen Pharmakonzerne ist weltweit nahezu identisch: Alle sind auf der Suche nach dem nächsten Blockbuster. Deshalb haben wir keine regionale Präferenz.

Zudem sind 80 Prozent des Fonds in Aktien mit einer Marktkapitalisierung von über fünf Milliarden US-Dollar investiert, da wir glauben, dass uns diese Aufteilung eine attraktive Risiko-Ertrag-Struktur gibt.

Auch Europa hat zuletzt enttäuscht

e-fundresearch: Europäische Healthcare Investments waren in den letzten Jahren von einem größeren Erfolg gekrönt als globale. Wie lange wird das noch so weitergehen?

Thomas Bucher: Diese Aussage galt bis vor zwei Jahren. Aufgrund von Forschungsrückschlägen haben auch die Europäer in den letzten Monaten gelitten. Beispiele sind Novartis - Diabetes Medikament Galvus wurde vorerst nicht in den USA zugelassen - oder Sanofi - der avisierte Anti-Fettleibigkeits-Blockbuster Acomplia wurde in den USA wegen Nebenwirkungen gestoppt - bzw. Glaxo´s Diabetes Medikament Avandia bricht ein. Lediglich Roche verteidigt erfolgreich mit seinem Fokus auf Biotechnologie Medikamente eine Sonderstellung. Allerdings ist hier die Performance der Aktie bislang hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben.

Es gibt aber noch viele Felder in denen die medikamentöse Behandlung unzufriedenstellend ist. Zum Beispiel gibt es derzeit kein besonders wirksames Medikament gegen Alzheimer.

Wyeth und Elan forschen gemeinsam an einem vielversprechenden Molekül. Forschungserfolge und Misserfolge werden auch in Zukunft die treibende Kraft bei den Kursbewegungen sein.

„Konjunkturpessimismus macht Sektor attraktiv“

e-fundresearch: Mit welcher weiteren konjunkturellen Entwicklung rechnen Sie bzw. die DWS 2008 und welche Gründe existieren darauf basierend für ein Investment in den globalen Healthcare Sektor für nächstes Jahr?

Thomas Bucher: Das ist die Preisfrage: Wird die US-amerikanische Konjunktur durch die Finanzkrise am Immobilienmarkt nur eine vorübergehende Delle sehen, die durch das Wachstum in Indien und China ausgeglichen wird, oder gleitet die Weltkonjunktur in einen stärken Abschwung? Wir gehen davon aus, dass das erste Szenario eintritt. Allerdings haben sich die Risiken in den letzten Wochen nochmals verstärkt. Der Healthcare Sektor wird mit steigendem Konjunkturpessimismus an Attraktivität gewinnen.

Bewertungen historisch günstig

e-fundresearch: Auf Sicht der 2007er KGV´s - Wie stellt sich die aktuelle Lage bei US/Europäischen und globalen Pharma/Biotechwerten verglichen mit globalen Aktien dar?

Thomas Bucher: Etliche Pharmawerte handeln bei KGVs um 12. Dies ist durch in den kommenden zwei Jahren durch gute Cash-Flows und Dividendenzahlungen unterlegt. Der Healthcare Sektor handelt zu ähnlichen Bewertungen wie der Gesamtmarkt. Wogegen er in der Vergangenheit mit einer bis zu 20%-igen Prämie gehandelt wurde.

Auswirkungen der US-Präsidentschaftwahlen

e-fundresearch: Der MSCI World Health Care Index hat sich in den letzten 12 Monaten mit -7 Prozent deutlich schlechter als der MSCI World Index  (+5 Prozent) entwickelt. Auch Biotechs (MSCI World/Biotechnology) verloren mit -5 Prozent deutlich. Was waren die Gründe und wie geht es 2008 mit beiden Sektoren weiter?

Thomas Bucher: Rückschläge bei der Medikamentenentwicklung und der Patentablauf von großen Blockbustern haben Spuren hinterlassen. Weltweit leiden die staatlichen Gesundheitssysteme unter der Kostenexplosion und unter den verordneten Preissenkungen. Die USA ist nach wie vor der einzige große Markt, in dem Preiserhöhungen für Medikamente möglich sind. Die Pharmakonzerne nutzen hier ihren Spielraum aktiv. Allerdings könnte sich hier die Situation ändern, sollte Hillary Clinton die US-Präsidentschaftswahlen gewinnen. Bereits 1993, als Frau Clinton für die Gesundheitspolitik zuständig war, wurden die Preissetzungspielräume deutlich eingegrenzt.

„Pharmabranche profitiert nicht von BRIC“

e-fundresearch: Warum profitiert der Sektor bzw. die Performance der Healthcare-Aktien anscheinend noch nicht von dem aktuellen Schwellenländer-Boom? Welche Rolle spielen Generika als Renditebremse?

Thomas Bucher: Ja, das ist eigentlich erstaunlich. Die Pharmabranche ist eine globale Industrie und kann aber nicht von der BRIC-Wachstumsgeschichte profitieren. Es gibt keine bedeutenden börsennotierten Unternehmen in den Entwicklungsländern, da die Forschungs- und Innovationskraft der Branche in erster Linie in den USA und teilweise in Europa liegt. Des Weiteren können sich die wenigsten Entwicklungsländer teure Medikamente leisten, so dass Schwellenländer auch als Absatzmarkt auch noch keine bedeutende Rolle spielen. Hier werden hauptsächlich billige Generika eingesetzt.

Aber auch in den entwickelten Ländern nimmt der Gebrauch von Generika zu. In den USA ist mehr als jedes zweites Medikament jetzt ein Generikum - Tendenz steigend.

Die Trends der Zukunft

e-fundresearch: Gibt es derzeit spezielle Sektortrends, die sich zukünftig auf das Investmentumfeld von Healthcare-Aktien auswirken könnten?

Thomas Bucher: Trotz des zugegebenermaßen schwierigen Marktumfeldes gibt es natürlich attraktive Subsektoren: Neue Diagnosemethoden zur Früherkennung, sei es bei bildgebenden Verfahren, oder in der Molekular-Diagnostik. Verbesserte minimal-invasive Operationstechniken, die es erlauben Eingriffe in Tageskliniken zu erledigen; der Einsatz von IT im Gesundheitswesen steht erst am Anfang. Und nach wie vor kann die innovative Medikamentenentwicklung sehr erfolgreich sein: sehen Sie sich die Kursentwicklung z. B. von Biotechnologieunternehmen wie Onyx oder Alexion an.

Für wen sich der Einstieg jetzt lohnt

e-fundresearch: Was raten Sie momentan einem Privatanleger, der derzeit mit dem Gedanken spielt in globale Healthcare-Aktien zu investieren? Ist der Einstiegsmoment ein guter oder sollte man eventuell noch zuwarten?

Thomas Bucher: Für Konjunkturskeptiker ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um in einen defensiveren Aktien-Fonds, wie z.B. einen Healthcare Fonds, zu investieren. Wer dagegen keine deutliche Konjunkturabschwächung erwartet, der wird möglicherweise mit dem etwa 10%-igen Gewinnwachstum des Gesundheitssektors in den kommenden Jahren nicht zufrieden sein.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch! 

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