Pessimismus unter Europa-Fondsmanager

Mit europäischen Aktienfonds konnten Anleger in den letzten Jahren hohe Rendite erzielen. e-fundresearch analysierte, welche Fonds dabei risikoadjustiert vorne liegen. Und fragte bei den besten Fondsmanagern nach, wie ihre Aussichten zum europäischen Markt sind... Funds | 17.09.2007 06:02 Uhr
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Seit über vier Jahren dauert nun die Outperformance europäischer Aktien im Vergleich zu Weltaktien schon an: Während sich der MSCI Europe Index seit März 2003 um genau 126 Prozent, oder 19,9 Prozent pro Jahr verteuerte, kamen globale Dividendentitel (MSCI World Index) „nur“ auf 74 Prozent und US-Aktien, gemessen am S&P 500, legten gerade einmal um 42 Prozent zu.

Nur jeder vierte Fonds schlägt den Index 

Wer in Europa-Aktienfonds investiert war, wurde im Schnitt aber enttäuscht. Während der Durchschnitt aller in Österreich zu Vertrieb zugelassenen Europa-Aktienfonds in den letzten fünf Jahren auf ein Jahresplus von 12,5 Prozent kam, erreichte der MSCI Europe Index mit 14,1 Prozent mehr. Genau 40 aller 171 Fonds, also nur 23 Prozent, konnten den Indexertrag seit 2002 übertreffen. Beeindruckend dabei jedoch die Outperformance-Ergebnisse der Top-Manager: Der anhand der absoluten Performance erfolgreichste Europa-Aktienfonds der letzten fünf Jahre, der Weisenhorn Europa, schlug den Index um beachtliche neun Prozent pro Jahr. Auch beim zweitgereihten Springer European Plus waren es immerhin noch 6,4 Prozent p.a. (siehe Tabelle).

Um auszuloten, mit welcher weiteren Entwicklung Anleger in den nächsten Jahren rechnen können, befragte e-fundresearch.com exklusiv für „Die Presse“ die anhand der risikoadjustierten Rendite (Sharpe Ratio) besten Fondsmanager der letzten fünf Jahre:

Franklin Mutual auf Platz eins

Philippe Brugere-Trelat, Fondsmanager des top-platzierten Franklin Mutual European Fund findet nach den Kursanstiegen der letzten Jahre Europa weiterhin billiger als die USA: „Der Dow Jones EuroStoxx 600 Index ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13 im Vergleich zum S&P 500 Index mit 15,4 günstiger bewertet. Und auch die Dividendenrendite von 3,3 Prozent liegt hierzulande weit über den 1,9 Prozent in den USA“, so der Experte, der im Vergleich zur aktuellen Rendite 10-jähriger-Bundesanleihen von vier Prozent Europa-Aktien nicht als überbewertet ansieht. Zusammen mit den positiven Gewinnaussichten sieht er vor allem den schwachen US-Dollar als Hauptrisikofaktor für die Anlagekategorie an. „Aufgrund der großen Bedeutung der Exporte für europäische Unternehmen, könnte ein weiterer Verfall des US-Dollar, etwa auf 1,5 zum Euro sehr wehtun“, betont der Deep-Value-Fondsmanager, der generell nach stark unterbewerteten Aktien sucht. Dieser vorsichtigen Haltung wird er aktuell mit einem Übergewicht von Versorgern und Industrie-Werten gerecht. „Bei Finanzaktien bleiben wir aber vorsichtig, obwohl die Bewertungen mittlerweile günstig aussehen“.

"Rechne mit einer weiteren Korrektur" 

Kritisch ist in der momentanen Situation auch Gottfried Springer, Fondsberater des zweitplatzierten Springer European Plus: „Ich rechne nach den Kursrückgängen im Sommer mit einer weiteren Korrektur auf den Aktienmärkten. Kurzfristig drücken die Liquiditätsengpässe an den Geld- und Kredit-Märkten auf die Kurse, mittelfristig die Blase, die sich durch die liquiditätsgetriebenen Fusionen gebildet hat. Sinkende Immobilienpreise und steigende Hypotheken- und Energiekosten in den USA werden zu niedrigeren Verbraucherausgaben führen. Dies könnte zu einer weiteren Korrektur von 15 bis 20 Prozent führen, die entweder sehr rasch eintritt (wie 1998) oder sich länger hinzieht (wie 1990, 1994, 2001)“, so der Experte. Und auch nach dem kürzlichen Kursrückgang sei es für ihn nicht einfacher, billig bewertete Aktien zu finden, meint Springer, der seine Outperformance der letzten Jahre vor allem auf einen substanziellen Anteil von Small Caps (rund 30 Prozent) im Portfolio zurückführt.

Der Dachfonds im Top-Segment

Auch Daniel Zeska, verantwortlich für den Dachfonds European Selection, hat sein Portfolio bereits seit Jahresbeginn defensiver positioniert: „Gegenwärtig erleben wir – ausgelöst durch die Subprime-Krise – eine Neueinschätzung der Risikopositionen. Gepaart mit den mittelmäßigen Fundamentaldaten, vor allem aus den USA, ist nicht davon auszugehen, dass der Markt unter sonst gleichen Bedingungen mit massiven Kurssprüngen nach oben reagieren wird“, so der Fondsmanager der Volksbank Invest, welche mit dem Volksbank-Europa-Invest noch einen weiteren Fonds unter den Top-10 platzieren konnte. Die Situation sei ähnlich wie in den vergangenen Quartalen: „Large-Caps erscheinen im Vergleich zu den kleiner kapitalisierten Segmenten im Vorteil“. Nach sieben Jahren der Outperformance von Value-Aktien, zeichne sich aber eine „Wachablöse“ ab: „Die Growth-Outperformance in diesem Jahr deckt sich mit den fundamentalen Rahmenbedingungen einer Wirtschaft im fortgeschrittenen Stadium des Zyklus. Zu bevorzugen sind vor allem Sektoren, die in den vergangenen Jahren gelitten haben. Dazu gehören neben Technologiewerten z.B. auch der Pharmasektor“, so der Experte. „Angesichts der Subprime-Krise würde die Wahl von Titeln aus dem Finanzsektor als mutig erscheinen und zyklische Werte sollte man in den nächsten Quartalen mit Vorsicht begegnen, da eine Menge positive Erwartungen eingepreist sind und auch schon geringe Abweichungen der zukünftigen Erwartungen deutliche Kurssprünge bewirken können“.

"Nur Abschwächung oder Rezession"

Vorsicht ist auch das Stichwort für Eric Bendahan, Fondsmanager des OYSTER European Opportunities Fund: „Nach den Korrekturen im August haben wir einen Wendepunkt überschritten und die Frage ist, ob es nur eine langsame Abschwächung der Konjunktur oder eine Rezession ist“, so der Franzose, der deswegen in nächster Zeit mit volatil seitwärtsgehenden Märkten rechnet. Die Bewertungen der europäischen Aktien seien aber gut abgesichert: „Der Konsensus rechnet 2007/2008 mit einem Gewinnwachstum von sechs Prozent. Aber auch wenn es gar kein bzw. ein leicht negatives Wachstum gäbe, wären die Bewertungen gerechtfertigt“, glaubt Benadahan, der deswegen auch keine scharfe Aktienmarktkorrektur kommen sieht.

Frontini rechnet mit 10 Prozent Kursplus

Ganz anderer Meinung ist nur Mario Frontini, seit Juni neuer Fondsmanager des Fidelity Funds - European Aggressive: „Der fundamentale Ausblick für Europa ist positiv und wir sehen weiterhin ein überdurchschnittliches Wachstum“, meint der Italiener, der für 2008 ein Gewinnwachstum europäischer Unternehmen zwischen sieben und zehn Prozent prognostiziert. „Die Aktienmärkte sollten daher auf 12-Monats-Sicht um rund zehn Prozent zulegen“, ist er überzeugt. Das Hauptrisiko sieht er nicht in den USA, sondern in China. „Auch ein Grund, warum mir Konsumaktien derzeit nicht gefallen“, so der Experte, der aktuell Russland bzw. Griechenland im Vergleich zum MSCI Europe Index am stärksten übergewichtet. Großbritannien, Schweiz und Frankreich hält er dagegen untergewichtet.

Alle Daten per 6.9.2007 in Euro
Quelle:

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