Wer investiert, will vor allem eines: Rendite. Doch andere Faktoren, wie das eingegangene Risiko oder die Kosten, spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Auf diese Kennzahlen achten auch Anleger vermehrt, doch eine US-amerikanische Studie der Autoren Terrance Odean, Brad M. Barber und Lu Zheng zeigt, dass Investoren gerade bei den Kosten noch einiges zu lernen haben.
Die Studie „Out of Sight, Out of Mind: The Effects of Expenses on Mutual Fund Flows“ untersuchte die Mittelzuflüsse bei Fonds und den Einfluss von Kosten auf die Investmententscheidung der Anleger. Dabei wurden US-Aktien-Fonds im Zeitraum von 1970 bis 1999 unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse kurz im Überblick:
- Die Autoren rund um Terrance Odean stellten fest, dass hohe Einstiegsgebühren wie Ausgabeaufschläge Investoren abschrecken. Zwischen den Mittelzuflüssen zu einem Fonds und diesen hohen Ausgabenaufschlägen besteht ein klar negativer Zusammenhang. Die Autoren führen das auch auf die besondere Transparenz dieser Gebühren hin, da diese von vornherein für den Anleger klar ersichtlich sind.
- Bei laufenden Kosten wie Management Fees sieht es aber schon anders aus. Die Studie beweißt hier „bestenfalls keinen, aber schlimmstenfalls einen widernatürlichen positiven Zusammenhang zwischen laufenden Kosten und Zuflüssen.“ Gerade bei volumenmäßig großen Fonds besteht dieser positive Zusammenhang. Hier gilt also tendenziell: „Je teurer, desto größer“. Analog wie bei den Ausgabeaufschlägen argumentieren die Autoren hier mit der mangelnden Transparenz. Denn die laufenden Kosten würden häufig von den Schwankungen der Fondsperformance versteckt werden.
- Anleger lernen. Diese scheinbar banale Feststellung ist ebenfalls ein Ergebnis der Studie. Die Autoren stellen dabei fest, dass Anleger, die bereits einen Fonds besitzen, beim erneuten Kauf verstärkt auf die Fixkosten wie Ausgabeaufschläge oder Kommissionen (Gebühren, die anfallen, wenn Fonds über Broker gekauft werden) achten. Sie kaufen Fonds, die zwar geringe Ausgabeaufschläge haben, aber unter Umständen höhere Management Fees verlangen.
- Doch nicht nur zwischen niedrigen Gesamtkosten und verstärkten Mittelzuflüssen besteht ein positiver Zusammenhang. Auch umgekehrt gilt er. Verstärkte Mittelzuflüsse führen zu niedrigeren Gebühren. Ein Wachstum von zehn Prozent führt laut der Studienautoren zu einer Reduktion der Kosten um 0,06 Prozentpunkte.
- Die Studie untersuchte auch, welchen Einfluss die Verwendung der Kosten auf die laufenden Gebühren hat. Macht es also einen Unterschied, ob die Einnahmen der Fondsgesellschaften in Marketingmaßnahmen oder anderen Ausgaben aufgehen? Die Studienautoren geben eine klare Antwort: Ja. Wenn die eingehobenen Gebühren für Marketingmaßnahmen verwendet werden, besteht ein klar positiver Zusammenhang zwischen den Marketingausgaben und den Mittelzuflüssen. Marketing im Fondsbereich wirkt also. Eine Erhöhung der einmaligen Kosten (z.B. Ausgabeaufschläge) zu Marketingzwecken wirkt sich daher kaum negativ auf die Mittelzuflüsse aus. Kein Wunder also, dass sich diese Marketingkosten alleine zwischen 1993 und 1999 von 0,14 auf 0,20 Prozent des Fondsvolumens erhöht haben, eine Steigerung von 45 Prozent.
- Die Autoren schlugen auch eine konkrete Maßnahme vor, um das Augenmerk der Anleger auf die nicht so offensichtlichen laufenden Kosten zu lenken. Fondsgesellschaften sollten alle Kosten, die dem Anleger des Fonds anfallen, in Euro anzugeben, um „versteckte“ Gebühren aus dem blinden Fleck der Anleger herauszuholen. In den USA wurde diese Regelung bereits eingeführt. Dort müssen Prospekte die konkreten Kosten beinhalten. Bei einem Investment von 10.000 Dollar müssen die Fondsgesellschaften angeben, wie viel Dollar der Fonds bei einer festgelegten jährlichen Rendite kostet. Via Internet hat der amerikanische Anleger seither die Möglichkeit auch außerhalb der Prospekte, beispielsweise bei der Financial Industry Regulatory Authority, zu erfahren, wie viel ihn sein Fonds tatsächlich kostet.
Fazit
Anleger achten bei Fonds bereits verstärkt auf die Kosten. Doch es gibt immer noch den einen oder anderen blinden Fleck, wie die Studie „Out of Sight, Out of Mind“ aufzeigt. Die Lehren für Investoren sind dabei klar: Sie sollten ihr Hauptaugenmerk nicht alleine auf die offensichtlichen, zumeist einmaligen, Kosten wie Ausgabenaufschläge legen, sondern Kennzahlen verwenden, die eine umfassendere Sicht auf die Kostenstrukturen zulassen, wie die Total Expense Ratio. Denn diese misst die laufenden Kosten und wirkt sich über längere Anlagezeiträume stärker auf den Netto-Ertrag aus als die einmaligen Kaufspesen.