Investoren sind immer auf der Suche nach möglichst hohen Erträgen. Doch im Investment-Dreieck aus Risiko, Ertrag und Kosten sind die Kosten für den Investor am besten kalkulierbar - dennoch finden sie oft am wenigsten Beachtung. Die Studie „Five Myths about Fees“ von Ronald Kahn/Matthew Scanlan (Barclays Global Investors) und Laurence Siegel (The Ford Foundation) geht erstmals der Frage nach, wie sehr die Klischees über Gebühren überhaupt stimmen und wie sie die Suche nach dem Alpha beeinflussen.
Mythos Nummer Eins: Die Gebühren sollten so gering wie möglich sein
Es klingt logisch, dass ein Investor für einen Fonds möglichst wenig zahlen möchte. Allerdings lässt diese Aussage ein wichtiges Faktum aus: Denn was der Investor wirklich möchte, ist die Maximierung seines Ertrags nach Kosten. Für eine gewisse Performance sucht er also die niedrigsten Kosten. Aber trotzdem wählen sowohl private als auch institutionelle Anleger für rund 70 Prozent ihres Vermögens aktiv gemanagte, und im Vergleich zu Indexprodukten, teurere Strategien. Warum?
Die Antwort: Da Investoren die Wahl zwischen aktiven und passiven Strategien haben und die Kosten von passiven Produkten wie Index-Fonds und ETFs geringer sind, müssen die aktiven Investmentfonds die Gebühren eben durch ein höheres Alpha rechtfertigen. „Wenn der Anleger also über die nötige Erfahrung verfügt, um Manager zu finden, die nachhaltig Alpha generieren können, dann sind auch die höheren Gebühren gerechtfertigt. Eine reine Minimierung der Spesen greift hier zu kurz“, so die Autoren. Denn obwohl hohe Kosten die Wahrscheinlichkeit eines Alphas nach Kosten erheblich reduzieren, komme es schlussendlich auf die Fähigkeiten des Managers an Alpha zu generieren.
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„Wir graben tiefer“ - Opportunitäten für langfristige Unternehmensbeteiligungen und Anleihe-Sondersituationen„Im Jahr 2023 sind die Fundamentaldaten bei unseren Beteiligungen mit den Aktienkursen weit...Mythos Nummer Zwei: Erfolgsabhängige Gebühren sind immer besser als fixe Kosten
Viele Berater empfehlen dem Anleger variable Kosten zu wählen, die mit einer Outperformance korrelieren. Dann würden der Fondsmanager und er am selben Strang ziehen. Doch stimmt das?
Die Autoren klären zuerst die Vorteile und Nachteile der jeweiligen Bezahlungsart. „Die fixen Kosten sorgen sowohl bei Anleger und Fondsmanager gleichermaßen für eine hohe Planungssicherheit. Doch leider ziehen sie nicht zwangsläufig an einem Strang. Während der Anleger hohe Gewinne erwartet, konzentriert sich der Manager auf seinen eigenen Profit – und sammelt mehr Anlagevermögen für seinen Fonds“.
Beide Ziele seien miteinander aber nicht vereinbar. Deswegen erhoffen sich Anleger von erfolgsabhängigen Gebühren eine Lösung dieses Interessenskonflikts. „Doch auch die variablen Gebühren haben ihre Nachteile. So machen sie die Zahlungsströme unsicherer und regen den Fondsmanager auch noch zu Änderungen in seiner Strategie an“, so die drei Autoren. Denn dieser würde dann eventuell dazu verleitet werden, für eine höhere Performance auch ein noch höheres Risiko einzugehen.
Diese negativen Eigenschaften entkräften also auch Mythos Nummer Zwei. Die Studie kommt darüber hinaus zum Ergebnis, dass es für professionelle Investoren, die über mehr Erfahrung verfügen, um gute Fondsmanager auszuwählen, fixe Kosten bevorzugen. Privatanleger sollten jedoch eher auf erfolgsabhängige Gebühren setzen, oder überhaupt in passive Fonds investieren.
Mythos Nummer drei: High Water Marks helfen Investoren in jedem Fall
High Water Marks verhindern, dass Anleger für dieselbe Performance zweimal Performance-Gebühren zahlen müssen. Wenn der Preis eines Fondsanteils von 10 auf 20 Euro steigt und dann wieder auf 15 Euro fällt, muss der Anleger das „Zurückverdienen“ auf 20 Euro nicht mehr mit einer Performance Fee bezahlen. Doch daneben führen High Water Marks auch zu „perversen Anreizen“, wie die Studienautoren es formulieren.
Denn da die fünf Euro Ertrag aus unserem Beispiel dem Fondsmanager selbst keine Prämie bringen, wird er höheres Risiko auf sich nehmen um mehr als die fünf Euro zurück zu gewinnen. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass eine High Water Mark sich nur dann für Anleger auszahlt, wenn ein Werterückgang den Manager nicht dazu veranlasst sein Risiko zu erhöhen oder überhaupt den Fonds zu schließen, um die ertragsfreien Rückgewinne zu umgehen.
Mythos Nummer Vier: Hedge Fonds sind dort, wo das Alpha ist; sie verdienen daher ihre hohen Gebühren.
Der Boom bei Hedge Fonds in den letzten Jahren spiegelt vor allem die Suche nach Alpha wieder. Nicht nur die Anzahl der Fonds stieg in der letzten Dekade rasant an, sondern vor allem auch die Gebühren. Noch vor zehn Jahren lag die durchschnittliche Gebühr bei einem Prozent vom investierten Volumen p.a., und 20 Prozent erfolgsbasierte Gebühr für die Outperformance gegen eine gewisse Benchmark. Jetzt sind es bereits eher 2/20, also zwei Prozent vom investierten Volumen p.a., und 20 Prozent erfolgsbasierte Gebühr.
Trotz der Vorteile von Hedge Fonds, wie etwa der Möglichkeit auch in fallenden Märkten zu gewinnen bzw.in weniger traditionelle Anlagen wie Derivaten und Private Equity zu investieren, scheint das Licht für Hedge Fonds nicht heller: „Denn wirklich mehr Alpha können sie in Summe auch nicht generieren“. Ein Grund mehr sich nicht allzu sehr von traditionellen Ansätzen abzuwenden.
Die Studie gibt daher auf die Frage, ob Hedge Fonds ihre Gebühren auch verdienen, eine einfache Antwort: Nein. Denn einerseits können sie nicht immer mehr Alpha produzieren und andererseits sind die Kosten sehr hoch.
Mythos Nummer Fünf: Man kann zwischen Alpha und Beta unterscheiden und jeweils adäquate Gebühren dafür zahlen
Bei einigen Produkten ist es einfach: Mit Instrumenten wie ETFs und Indexfonds investiert man in Beta, die Performance des Marktes. Dafür zahlt man niedrigere Gebühren. So weit, so gut. Doch bei anderen Assetklassen ist es nicht immer so eindeutig, welche Performance vom Markt und welche vom eigenen Produkt kommt. Gerade dann, wenn keine Möglichkeiten bestehen, die Benchmarks und Indizes zu eruieren. Hier heißt es für Anleger aufzupassen, so die Autoren.
Fazit
Die Kosten von Investmentfonds stellen für die Investmententscheidung eine wichtige Rolle dar. Denn die Gebühren sind bereits im Vorhinein bekannt, während andere Variablen wie das Talent des Managers dem Anleger meist verborgen bleiben. Höhere Kosten sind in einigen Fällen aber gerechtfertigt, vor allem wenn der Fondsmanager über ein außerordentliches Talent verfügt. Doch bei vielen Managern fressen zu hohe Kosten lediglich die Outperformance auf – aktives Management wäre dann wirklich nur Geldverschwendung.