USA: Comeback von Quality Growth?

Der 1991 aufgelegte Spängler Long Term Value Trust erlebte im Mai seinen ersten Managerwechsel. Wie man sich von der Konkurrenz abhebt und ab wann die Underperformance von Quality Growth endlich zu Ende geht, verriet er Erika Karitnig, Leiterin Dachfonds Volksbank Invest. Funds | 07.08.2007 06:00 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Der Spängler Long Term Value Trust, welcher bereits im Jahr 1991 aufgelegt wurde, erlebte im Mai dieses Jahres seinen ersten Fondsmanagerwechsel. Nachdem bei W.P. Stewart (New York) starke Personal-Fluktuationen von Investment-Spezialisten zu beobachten waren, entschied man sich bei Spängler dazu, W.P. Stewart durch Jensen Investment Management (Portland) zu ersetzen. (siehe auch „Spängler tauscht US-Aktienmanager aus“ vom 2.5.2007).

Grund genug für e-fundresearch.com Robert Millen, neuen Fondsmanager des 63 Millionen Euro großen Spängler Long Term Value Trust, zum Gespräch mit Erika Karitnig, Leiterin Dachfondsmanagement bei der Volksbank Invest einzuladen.

Unterschiede zum alten Fondsmanager

Erika Karitnig: Herr Millen, wie hebt sich Ihr Investmentansatz von dem anderer US-Aktienfondsmanager ab, etwa vom vorhergehenden Manager W.P. Stewart?

Robert Millen: Wir denken und handeln sehr langfristig. Das sehen Sie an mehreren Punkten: Als Hauptausschlusskriterium suchen wir nach Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von über einer Mrd. US-Dollar, die es in jedem der letzten zehn Jahren geschafft haben, einen Return on Equity von über 15 Prozent zu erzielen. Im Portfolio schichten wir zudem nur sehr behutsam um. Unsere durchschnittliche Behaltedauer der einzelnen 25-30 Aktien liegt bei sechs bis sieben Jahren, der Portfolioumschlag bei rund 15 Prozent. Denn für unsere Kunden haben wir teilweise den Auftrag ihr Geld generationenübergreifend zu verwalten. Aber auch innerhalb unseres Unternehmens, Jensen Investment Management, achten wir auf Kontinuität was unser Personal betrifft. Der Standort Portland in Oregon hilft uns da sehr.

Standortnachteil Portland?

Erika Karitnig: Aber die meisten Asset Manager sitzen doch eher in New York, oder?

Robert Millen: Ja das stimmt schon. Aber für uns ist das kein Nachteil, da man heutzutage nicht immer mitten im Lärm von Wall Street sein muss um informierte Investmententscheidungen zu treffen. Auch verwenden wir kein Sell-Side-Research, weshalb es auch nicht wichtig ist räumlich nahe bei den großen Investmentbanken zu sein. Auf der Personalseite ist es zudem ein großer Vorteil: Denn in Portland ist die Fluktuation weitaus geringer was eine langfristigere Personalentwicklung ermöglicht.

Strukturelles Untergewicht bei Energie und Versorger

Erika Karitnig: Der Ansatz nur Unternehmen zu kaufen, die es in den letzten zehn Jahren geschafft haben einen Return on Equity von über 15 Prozent zu erzielen, ist sehr restriktiv. Fallen da nicht ganze Branchen von vornherein durch?

Robert Millen: Ja, aber das nehmen wir gerne in Kauf um die Qualität unseres Portfolios sicherzustellen. In den beiden Sektoren Energie und Versorger gibt es keine Firmen die dieses Kriterium erfüllen. Aber auch in den Sektoren Telekom finden wir in der Regel sehr wenige passende Unternehmen.

Übergewichtet sind wir tendenziell in den Sektoren Healthcare, Industriewerten und nicht-zyklischen Konsumwerten. Um aber keine zu großen absoluten Sektorgewichtungen zu haben, liegt der maximale Anteil bei 30 Prozent des Portfolios pro Branche bzw. 7,5 Prozent pro Einzeltitel.

Gründe für die Underperformance seit 2002

Erika Karitnig: In den letzten drei und fünf Jahren liegt die Performance des Jensen Quality Growth Ansatzes hinter dem S&P 500 zurück. Warum?

Robert Millen: Quality Growth Unternehmen wurden in den letzten Jahren vom Markt links liegen gelassen. Aktien von Firmen niedrigerer Qualität standen im Fokus der Investoren, da das Wirtschaftswachstum hoch und das Geld billig war. Zudem hat uns das strukturelle Untergewicht im Energie-Sektor, im S&P 500 mit 10,8 Prozent gewichtet und bei uns mit Null, zusätzlich Performance gekostet. Wir sind aber von unserem Ansatz voll und ganz überzeugt. Es kann zwar immer wieder vorkommen, dass wir teilweise große relative Abweichungen zum S&P 500 Index aufweisen, die absoluten Renditen sind aber weit weniger volatil. 

Comeback von Quality Growth?

Erika Karitnig: Wie sehen die weiteren Aussichten für den US-Markt aus und wann werden Quality Growth Fonds wie der ihre wieder besser abschneiden?

Robert Millen: Der zweite Teil der Frage ist sehr schwer zu beantworten. Aber es gibt für alle Investmenttrends einen Zyklus und auch dieses Mal wird es so sein. Wir sehen derzeit deutliche Zeichen einer Abschwächung der US-Konjunktur, dem System wird täglich Liquidität entzogen und Kreditrisiken neu bewertet. All diese Faktoren sollten dazu führen, dass Quality Growth Aktien wieder stärker nachgefragt werden. Die Underperformance gegenüber dem breiten Markt, welche im Oktober 2002 begonnen hat, sollte also bald zu einem Ende kommen. Denn normalerweise dauert ein solcher Zyklus fünf bis sechs Jahre.

Erika Karitnig: Vielen Dank für das Gespräch!


Fazit von Erika Karitnig (Volksbank Invest)

Ein sehr strikter Investmentprozess, der seinesgleichen sucht. Die Anforderung an die einzelnen Unternehmen, zehn Jahre lang mehr als 15 Prozent Return on Equity erreicht zu haben, schränkt das Universum an möglichen Aktien enorm ein und schließt einige Branchen sogar ganz aus (z.B. Versorger, Energie). Dafür hat man ausschließlich qualitativ hochwertige, etablierte Wachstumsunternehmen im Portfolio. Der Ansatz ist sehr konservativ und orientiert sich viel mehr an einem Total-Return Gedanken, als an einem gängigen Marktindex, weshalb deutliche Abweichungen vom S&P 500 erwartet werden können. Eine Investition sollte langfristig, über einen gesamten Zyklus orientiert sein, damit der Ansatz seine Stärken beweisen kann. Im Bullmarkt wird der Fonds tendenziell zurückbleiben. Jensen Investment Managers zeichnet sich als Boutique durch Unabhängigkeit ebenso aus, wie durch Mitarbeiterbindung – alle Entscheidungsträger sind am Unternehmen beteiligt und handeln bei jeder Investitionsentscheidung quasi im Eigeninteresse. Unterm Strich gilt bietet der Fonds ein konservatives US-Aktienexposure mit interessantem Risiko-Ertragsprofil und  Outperformance-Potenzial im Abwärtsmarkt. 

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