Wie viele Fonds den Index schlagen

Aktienfonds, die langfristig vor ihrer Benchmark liegen, befinden sich in der absoluten Minderheit. Auf Sicht der letzten fünf bzw. zehn Jahre, liegt knapp ein Viertel vor den jeweiligen Referenzindizes. Zuletzt hat sich das Bild aber leicht verbessert, wie eine von e-fundresearch.com seit 2004 vierteljährlich durchgeführte Analyse zeigt. Funds | 16.07.2007 06:00 Uhr
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Eine von e-fundresearch.com vierteljährlich durchgeführte Analyse unter allen in Österreich, Deutschland oder der Schweiz zum Vertrieb zugelassenen Investmentfonds kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Auf Sicht der letzten zehn Jahre schlugen nur 11 Prozent aller Europa-Aktienfonds den MSCI Europe Index. Etwas besser sieht es bei US-Aktienfonds aus: 22 von insgesamt 102 Fonds (also rund 22 Prozent) mit einer 10-Jahres-Historie liegen vor dem Ertrag des S&P 500 Index. Untersucht wurden zum Stichtag 29.6.2007 insgesamt 1.480 Aktienfonds über fünf bzw. 563 Aktienfonds (jeweils nur die primären Tranchen) über zehn Jahre.

Outperformance nimmt leicht zu…

Auf Sicht des letzten Quartals ergaben sich dabei jedoch einige signifikante Veränderungen, Großteils zum Positiven: Während Ende März 2006 durchschnittlich 28 Prozent aller Aktienfonds ihren Referenzindex über den 10-Jahres-Zeitraum schlugen, sind es aktuell bereits 29,8 Prozent. Die 5-Jahres-Ergebnisse blieben mit einer Outperformance-Quote von 23,4 Prozent nahezu unverändert. Zudem liegen die 10-Jahres-Ergebnisse bereits seit Dezember 2004 konstant vor den 5-Jahres-Zahlen: Ein Beweis u.a. dafür, dass aktives Management über sehr lange Zeiträume am besten funktioniert.

.. besonders in Japan

Die größten Verbesserungen gab es bei japanischen Aktienfonds: Während per Ende März nur 14 Prozent aller Fonds den TOPIX Index über 5-Jahre schlugen, sind es aktuell schon 23 Prozent. Die Outperformance-Quote im 10-Jahres-Zeitraum stieg von bereits sehr hohen 35 auf 37 Prozent.

Wo Outperformer-Fonds zu finden sind

Überhaupt liegen bei den Assetklassen die Ergebnisse sehr weit auseinander: Während nur elf Prozent aller Europa-Aktienfonds seit 1997 den MSCI Europe schlagen, übertrafen 44 Prozent aller globalen Schwellenländer-Fonds den MSCI Emerging Market Index. Dazwischen liegen Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt Japan (37 Prozent), Asien ex Japan (35 Prozent), Global (30 Prozent), und USA (22 Prozent).

Ebenso unterschiedlich sind die Ergebnisse im Zeitraum März 2002-2007. Das Spektrum der Outperformance-Quoten reicht hier von 13 Prozent (Asien ex Japan) bis 38 Prozent (Global).

Global ausgerichtete Fonds, sowohl in Industrie- als auch in Schwellenländer, erzielen dabei traditionell die besten Ergebnisse.

Was sind die Gründe?

Hand in Hand mit dem bescheidenen Abschneiden der Fonds, geht u.a. die Passivität vieler Fondsmanager. Denn ein genauerer Blick auf die untersuchten Fonds zeigt eines ganz klar: Aktives Fondsmanagement zahlt sich nur dann aus, wenn es auch wirklich aktiv ist. Es ist aber leider ein Faktum, dass nicht nur passive sondern auch sehr viele aktive Fonds ihren Benchmarks so nah folgen, dass sie den Namen eigentlich nicht verdienen. „Closet Indexing“ nennt man das auf Neudeutsch.

Fonds immer benchmarknäher

Der durchschnittliche Tracking Error (also die Abweichung von der Benchmark, hier am Beispiel des MSCI Europe über zwei Jahre p.a.) liegt etwa bei Europa-Aktienfonds per 29.6.2007 bei 4 Prozent. Vor drei Jahren lag dieser Wert noch bei 6,7 und im Jahr 2001 sogar noch bei 8,5 Prozent. Im Schnitt werden Europa-Aktienfondsmanager also immer vorsichtiger. Zur Erläuterung: Ein Tracking Error von drei Prozent bedeutet, dass die annualisierte Differenz zwischen der Portfolio- und der Benchmarkrendite in zwei von drei Jahren in einem Korridor zwischen plus drei Prozent und minus drei Prozent liegt.

Auch unter der Berücksichtigung der veränderten Volatilitäten im Zeitraum 2001-2007 kann man von einer zunehmenden Passivität der Fondsmanager sprechen: Denn ein niedrigerer Tracking Error ist nur dann gleichbedeutend mit einer größeren Benchmarknähe, wenn die Marktvolatilität unverändert geblieben ist. Gemessen am VDAX Index fiel die Volatilität seit Juni 2001 um gerade einmal drei Prozent, die Tracking Errors sanken aber um 53 Prozent. 

Kosten passen sich nicht an

Solange die Fondsmanager aber immer indexnäher agieren, dürfen sich Anleger jedenfalls nicht über eine Underperformance wundern. Denn theoretisch müssten diese Fonds aufgrund der immer passiveren Ausrichtung auch gleichzeitig günstiger werden. Im Vergleich zu passiven Investments wie z.B. Exchange Traded Funds (ETF´s) fällt bei aktiven Fonds ein hoher Personal- und Researchaufwand an. Rein indexorientiere Fonds treffen gar keine eigenständigen Investmententscheidungen und minimieren dadurch ihre Kosten. 

Ein genereller Trend diesbezüglich kann derzeit aber nicht festgestellt werden: Während ETFs auf große Aktienindizes (z.B. den deutschen DAX oder den Euro Stoxx 50) nur Total Expense Ratios (TER) ab 0,15 Prozent aufweisen (siehe auch „Die billigsten Regionen-ETFs“ vom 5.7.2007), liegt die volumensgewichtete TER bei aktiv gemanagten Aktienfonds laut Daten von Lipper/Fitzrovia bei 1,63 Prozent, Transaktionskosten sind darin allerdings nicht enthalten.

Umschlagshäufigkeit steigt rasant

Genau hier liegt aber ein weiterer Schwachpunkt: Aktienfondsmanager tätigen heutzutage viel mehr Transaktionen pro Jahr als früher. Lag die durchschnittliche Portfolio-Turnover-Ratio (Portfolioumschlag in Prozent des Volumens pro Jahr) von US-Aktienfondsmanagern laut einer in den 40er, 50er und 60er Jahren noch bei unter 20 Prozent, so stieg diese seit Anfang der 80er Jahre besonders stark an. Heutzutage liegt ein jährlicher Portfolioumschlag von 110 Prozent im guten Mittelfeld. Umgerechnet auf die durchschnittliche Behaltedauer von Aktien in einem Portfolio wird dies besonders deutlich: Hielten Aktienfondsmanager einen Titel damals noch im Schnitt fünf Jahre lang, so sind es heute nur noch im Schnitt ein Jahr. Und die damit steigenden Transaktionskosten machen es für einen Fondsmanager natürlich schwerer seinen Referenzindex zu schlagen.

Fazit

Aktiv gemanagte Fonds, die Ihre Benchmark sowohl über lang- als auch mittelfristig schlagen, befinden sich aus den oben beschriebenen Gründen in der Minderheit. Für den Investor bedeutet dies, dass für Ihn nur das Beste gerade gut genug sein sollte. Er sollte besonders auf Fondsmanager setzen, die sich von der Benchmark abheben und demzufolge auch ruhig einen höheren Tracking Error aufweisen. Nur dann sind eventuell höhere Managementkosten gerechtfertigt, denn um die Indexperformance überhaupt einmal zu erreichen müssen die Kosten erst verdient werden. In der Regel ist das allerdings nur mit genügend Freiraum für den Fondsmanager möglich.  Weiters zeigt ein niedriger Portfolioumschlag an, ob der Fonds wirklich langfristig (und damit automatisch transaktionskostensparend) gemanagt wird.

Alle Daten per 29.6.2007 in Euro
Quelle:  

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