Mehr Gerechtigkeit für Fonds

Dr. Mathias Bauer, Präsident der EFAMA (European Fund and Asset Management Association), präsentierte das neue Arbeitsprogramm. Die drei wichtigsten Bereiche sind: gleiche Vertriebsbedingungen für alle Finanzprodukte, EU-Binnenmarkt für Fonds und Stärkung der Fonds als ideales Vorsorge-Instrument. Funds | 09.07.2007 23:31 Uhr
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Wie bereits berichtet (siehe Artikel vom 25. 6. 2007), übernahm der Vorsitzende der Geschäftsführung von Raiffeisen Capital Management für zwei Jahre die Position des EFAMA Präsidenten. Das umfassende Arbeitsprogramm für die nächsten zwei Jahre setzt sich aus folgenden Schwerpunkten zusammen:

1. Schaffung von gleichen Vertriebsbedingungen für sämtliche Finanzprodukte im Vertrieb ("Level Playing Field")

2. Harmonisierung der rechtlichen Rahmenbedingungen - Binnenmarkt für Fonds

3. Stärkere Verankerung der Fonds als ideales Instrument für die Altersvorsorge - vor allem im betrieblichen Bereich (2. Säule)

4. Umsetzung von technischen Standards für den Binnenmarkt (Klassifikationen, Standardisierungen, Datenbanken)

5. Weiterentwicklung des EFAMA Generalsekretariats

6. Unterstützung der EFAMA Mitglieder und Positionierung der EFAMA als singuläre Branchenvertretung

7. weltweite Positionierung der Marke UCITS

Die oben genannten Punkte sind eine Kombination aus langfristigen Vorhaben der europäischen Asset Management Industrie (Punkte 1 und 2), einem wichtigen Vorsorge-Thema (Punkt 3), EFAMA-internen Aktivitäten (Punkte 4-6) und einem wichtigen Entwicklungsthema (Punkt 7).

Level Playing Field für alle Finanzprodukte

Vor dem Hintergrund eines schwierigen Marktumfeldes für Publikumsfonds in Europa fordert die europäische Fondsindustrie die Schaffung von gleichen Wettbewerbsbedingungen im Vertrieb.

Mathias Bauer: "Insbesondere die letzten 16 Monate haben die Verwundbarkeit der Asset Management-Industrie verdeutlicht: Obwohl die Märkte steigen, sind europaweit Abflüsse bei Publikumsfonds zu beobachten. Die Ursache dafür ist die durch benachteiligende Vertriebsbestimmungen geschwächte Wettbewerbssituation im Vergleich zu anderen Finanzprodukten. Das macht nicht nur eine schiefe Optik, das ist untragbar."

Fonds haben nichts zu verbergen

Insbesondere von Investmentbanken begebene strukturierte Produkte sowie fondsgebundene Lebensversicherungen seien gegenüber Fonds in Vertriebsbelangen deutlich besser gestellt. "Bei Fonds gibt es eine lückenlose Transparenz im Hinblick auf Inhalt, Performance und Kosten. Der Kunde zahlt nur das, was offiziell an Gebühren verrechnet wird. Wir haben nichts zu verbergen. Bei anderen Finanzprodukten hingegen gibt es in der Regel versteckte Kosten." Damit sind vor allem Zertifikate, Versicherungen und strukturierte Produkte gemeint.

Kritik wird vor allem an jenen Finanzprodukten laut, die Anleger mit Kosten belasten, die zum Teil auch für Profis nicht leicht nachvollziehbar und in Ihrer Höhe oft nicht bestimmbar sind. Beispiele dafür sind: eingeschränkte Partizipation an Markterträgen, Einbehaltung von Dividendenerträgen sowie ungünstige Bewertung von komplexen Optionsrechten. 

MiFID als großer Verbündeter

Eine der großen Baustellen auf dem Weg zum Binnenmarkt ist u. a. auch die neue EU Richtlinie MiFID (Markets in Financial Instruments Directive, siehe auch diverse Artikel zu MiFID im Premium Archiv). Das wichtige Ziel von MiFID ist die Schaffung von besseren Rahmenbedingungen im Vertrieb von Finanzprodukten - vor allem hinsichtlich der Informations- und Offenlegungspflichten des Beraters.

Eine seriöse und verantwortungsvolle Anlageberatung, die sich ausschließlich an den Interessen des Anlegers orientiert, müßte in der Praxis die umfangreiche Transparenz und hohe Sicherheit der Fonds (besonderer Schutz durch den Status als Sondervermögen) im Vergleich zu anderen Finanzprodukten besonders schätzen. In dieser Hinsicht unterstützt die Umsetzung von MiFID (in Österreich durch das "WAG 2007") wichtige Ziele der Fondsindustrie.

Binnenmarkt für Fonds 

Im Bereich Harmonisierung der rechtlichen Rahmenbedingungen für Registrierungen von Fonds in unterschiedlichen Ländern (Punkt 2 des Arbeitsprogramms) ist man derzeit noch relativ weit von der Wunschvorstellung der Fondsindustrie entfernt. Idealerweise könnten Fondsgesellschaften in Zukunft Fonds innerhalb von wenigen Tagen innerhalb der EU zum Vertrieb registrieren und danach ungehindert die Landesgrenzen überschreiten.

Auch bei der Umsetzung von EU-Richtlinien gibt es Harmonisierungsbedarf. Bauer: "Derzeit stehen einer einzigen Richtlinie 27 Umsetzungsbehörden gegenüber. Unser Ziel ist, Investmentfonds als das erste wirkliche Finanzprodukt zu positionieren, das die Kriterien des Binnenmarktes erfüllt." 

Eine konkrete Produktidee liegt bei Asset Managern bereits in der Schublade: sogenannte "Master-Feeder-Fonds", eine Kombination von "Zuführungsfonds", die individuell an die länder- und kundenspezifischen Bedürfnisse angepaßt werden können sowie "Master-Portfolios", die das gesamte Volumen aller "Zuführungsfonds" gemeinsam mit dem eigenen Volumen zentral verwalten. 

Fonds als Vorsorgeinstrument

Vor allem im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge sieht Bauer ein enormes Wachstumspotenzial (Punkt 3). Die steigende (internationale) Mobilität der Arbeitnehmer erfordert die Entwicklung flexibler Pensionsprodukte, die eine Mitnahme der angesparten Beiträge zur Pensionskasse des neuen Arbeitgebers ermöglicht ("Rucksack-Prinzip"). 

Bauer: "Das Pensionsthema ist ein Asset Management-Thema. Vorsorge setzt genau jene Leistungen voraus, die Asset Manager erbringen - wir bieten flexible Produkte, die genau das erfüllen, was Menschen, die vorsorgen wollen, brauchen: Zum richtigen Zeitpunkt genügend Geld zur Verfügung zu haben." Dies sollte u. a. mit einem Produkt mit der Bezeichnung "EPPA" (European Personal Pension Account) umgesetzt werden. Versicherungen hätten hingegen weiterhin ihren Platz bei der Absicherung des Langlebigkeitsrisikos.

EFAMA als singuläre Branchenvertretung

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Positionierung der EFAMA als singuläre Branchenvertretung der Asset Manager (Punkt 6). Durch den Zusammenschluß der 24 Länderverbände mit 45 wichtigen Asset Management Gesellschaft zur heutigen EFAMA wurde die Grundlage geschaffen. In den nächsten zwei Jahren sollten unter der EFAMA Präsidentschaft von Mathias Bauer u. a. auch FEAM (Forum of European Asset Managers) stärker in die EFAMA Strategie integriert werden. FEAM ist ein Diskussionsforum von 14 CEOs europäischer Asset Management Gesellschaften, die sich u. a. auch für die Stärkung des Binnenmarktes im Finanzdienstleistungssektor einsetzen. Die Bündelung der Kräfte scheint im aktuellen Umfeld auch die sinnvollste Vorgangsweise zu sein - obwohl es zwischen EFAMA und FEAM hinsichtlich der Mitgliederstruktur ohnehin sehr große Überschneidungen gibt.

UCITS als weltweit anerkannte Marke

Das Modell des europäischen Investmentfonds (UCITS - Undertaking for Collective Investment in Transferable Securities) sollte in den nächsten Jahren auch in Asien und Lateinamerika positioniert werden (Punkt 7). Derzeit entfallen bereits rund ein Viertel des Fondsgeschäfts in Luxemburg auf Absätze außerhalb Europas.

Mehr Wahrnehmung für positive Eigenschaften von Fonds

Insgesamt sollte nach den Vorstellungen von Bauer durch die Umsetzung des 7 Punkte Programms die allgemeine Wahrnehmung der wichtigsten Vorteile von Fonds deutlich gesteigert werden.

Anlegerschutz und Vertrauenswürdigkeit: Fonds sind das einzige Finanzprodukt, das per Gesetz im ausschließlichen Interesse des Anteilsinhabers zu agieren hat

Bedeutung als Anlage- und Vorsorgeinstrument: Transparenz, Flexibilität und vor allem langfristige Renditestärke

Gesellschaftspolitische Rolle: Fonds sind geeignet, eine breite Schicht von Anlegern an Kapitalmärkte heranzuführen

Verteilungspolitischer Aspekte: Fonds verfügen über die einzigartige Eigenschaft, allen Anlegern die gleichen Chancen auf allen Märkten zu bieten

Volkswirtschaftliche Bedeutung: Beitrag zur Wertschöpfung ihrer Herkunftsländer, Zuführung von Kapital an jene Unternehmen und Körperschaften, die am effizientesten wirtschaften

Obwohl sich umfassende Reformprojekte auf EU-Ebene oft nur in Zeiträumen von 5-10 Jahren umsetzen lassen, wird trotzdem um jeden Zentimenter Gestaltungsspielraum gekämpft. Dies wird auch in den kommenden zwei Jahren der Fall sein.

Die Spielregeln für ein "fair-play" im Vertrieb von Finanzprodukten werden eindeutig von der Fondsindustrie definiert. Bis zur Schaffung eines erfolgreichen Binnenmarktes müssen diese nun auch verteidigt werden.

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