MiFID bringt mehr Fairness für Anleger

Laut aktuellem Zeitplan wird am 1. November 2007 die neue EU-Richtlinie MiFID (Markets in Financial Instruments Directive) in Kraft treten. Stefan Bichsel, Präsident der European Fund and Asset Management Association (EFAMA) und Partner der LODH Gruppe in Genf im Gespräch mit e-fundresearch.com. Funds | 22.06.2007 06:48 Uhr
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Die EU-Richtlinie MiFID (Markets in Financial Instruments Directive) trifft umfassende Neuregelungen für die Geschäfte mit Finanzdienstleistungen, denen die betroffenen Unternehmen innerhalb der EU - insbesondere Banken, Handels-
plattformen, Asset Manager oder private Vermögensverwalter - in Zukunft entsprechen müssen. Details dazu finden Sie u. a. auch in den folgenden Artikeln: "Verfassung für den europäischen Kapitalmarkt" vom 13. 11. 2006 und "Was sich durch MiFID alles ändert" vom 3. 10. 2006.

Mehr Fairness im europaweiten Wettbewerb der Finanzprodukte

Stefan Bichsel: "Das wichtigste Ziel ist die Schaffung eines fairen Wettbewerbs - eines ´Level Playing Fields´ im Vertrieb von Finanzprodukten. Entscheidend ist dabei die Gleichbehandlung unterschiedlicher Produkte am Point of Sale (POS). Im Bereich der UCITS (Fonds) können wir uns auf optimale Informationen und umfassende Transparenz stützen."

Dies sei nach Ansicht von Bichsel jedoch leider nicht bei allen Finanzprodukten der Fall. In der Asset Management Industrie werden aktuell Überlegungen angestellt, zumindest für Produkte, die an Privatanleger verkauft werden, möglichst einheitliche Transparenz- und Informationsvorschriften zu schaffen. Versicherungen sind vom Geltungsbereich der MiFID Richtlinie allerdings ausgenommen.

Die europäische Fondsindustrie ist bereits sehr gut vorbereitet und bietet Anlegern und Beratern ein sehr umfassendes Bild hinsichtlich der Anlageziele der Fonds, der detaillierten Performancezahlen, dem Risiko und auch der Kosten der Veranlagung. Vor allem bezüglich der Angaben zu direkten und indirekten Kosten haben die Emittenten von Zertifikaten bzw. strukturierten Produkten noch eine Menge Hausaufgaben zu erledigen, bis sie ähnliche Standards erreichen, wie sie von der Fondsindustrie bereits seit Jahren vorgelebt werden. Der große Knackpunkt bei den strukturierten Produkten ist aber genau die fehlende Transparenz im Kostenbereich: „Nur bei Fonds gibt es Angaben zur jährlichen Total Expense Ratio, wodurch ein Preis/Leistungsvergleich überhaupt erst möglich ist“, so Bichsel. Zudem seien strukturierte Produkte relativ wenig reguliert. "Der Auflegungsprozess erfolgt dafür in wenigen Tagen, wenn nicht Stunden“, kritisierte Bichsel bereits Anfang des Jahres bei einem Round Table im Rahmen der Fondsmesse in Zürich (siehe auch "Zertifikate: Natürliche Feinde der Fonds?" vom 11.2.2007).

Mittelfristig wird jedoch das Wachstumspotenzial der Finanzprodukte nicht nur von der möglichst kurzen Reaktionszeit auf Modetrends im Anlagegeschäft abhängen, sondern vor allem vom langfristigen Vertrauen der Anleger und Kunden in die Finanzprodukte.

Straffer Zeitplan bis November

Die langfristig positiven Effekte von MiFID auf die Entwicklung eines leistungsfähigen Marktes für Finanzdienstleistungen in Europa dominieren eindeutig. Erwartungsgemäß gab es in den letzten Wochen auch kritische Stimmen, die sich vor allem auf die Verzögerungen bei der Schaffung der gesetzlichen Rahmenbedingungen in den einzelnen Mitgliedsstaaten sowie dem knappen Zeitplan zur Umsetzung bis 1. November 2007 bezogen.

"Mit dem derzeit diskutierten Wertpapieraufsichtsgesetz 2007 sollen die Richtlinie für Wertpapiermärkte (MiFID), eine Ausführungsrichtlinie und eine Ausführungsverordnung der EU, heuer umgesetzt werden", erklärt Herbert Pichler, Geschäftsführer der Bundeskreditsparte in der Wirtschaftskammer Österreich. "Durch übertriebene bürokratische Aufwände wird allerdings das Erreichen des Zieles, einen gemeinsamen Rechtsrahmen für Wertpapiermärkte zu schaffen und den Wettbewerb und die Harmonisierung der Europäischen Finanzmärkte zu verbessern, verhindert", erklärt Pichler. Konkret soll mit MiFID erreicht werden, dass Anleger im europäischen Vergleich einheitliche Grundlagen für die Teilnahme am Kapitalmarkt vorfinden. Die Beratung der Kunden zur Anlageentscheidung, die Umsetzung durch Finanzintermediäre entsprechend den Organisationsverpflichtungen sowie eine transparente Darstellung sind hier wesentliche Punkte.

Weitreichende Organisationsvorschriften

"Im Mittelpunkt stehen zu weitreichende Organisationsvorschriften und umfassende Informationsverpflichtungen, die hohe EDV-Investitionen erfordern", erläutert Pichler und sieht die Herausforderung für die betroffenen Marktteilnehmer vor allem in der Anpassung der internen Prozesse und Schnittstellen zu Kunden, Aufsicht und Märkten.

Pichler warnt auch vor hohen Aufwendungen für die beaufsichtigten Unternehmen. "Die Richtlinien enthalten eine Fülle äußerst detaillierter Vorschriften über die Einrichtung von Verfahren, deren Überwachung und diesbezügliche Berichtspflichten, sowie Informations- und Aufzeichnungspflichten", kritisiert Pichler. "Dies nütze weder dem Wirtschaftsstandort Österreich noch den beaufsichtigten Unternehmen und letztlich auch nicht dem Kunden, der die Informationsflut wohl kaum zu bewältigen vermag."

Banken mit Angst vor hohen Kosten

Die Kosten für die österreichische Kreditwirtschaft werden von der Wirtschaftskammer auf mindestens 160 Mio. Euro im ersten Jahr und weiteren jährlichen Kosten von 45 Mio. Euro geschätzt.

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