Managed Futures: Totgesagte leben länger

Managed Futures Fonds haben eine schwere Zeit hinter sich. Trendfolger schnitten im Vergleich zu Weltaktien und anderen Anlagen schlecht ab. e-fundresearch sprach mit zwei Fondsmanagern über die aktuellen Herausforderungen und Aussichten für diese Assetklasse. Funds | 19.06.2007 10:52 Uhr
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e-fundresearch: 2007 liegt der Managed Futures Subindex von Credit Suisse/Tremont mit 2,9 Prozent im Minus. Welche Performance können die Anleger für das Gesamtjahr erwarten?

Gernot Heitzinger: Die negative Entwicklung des Managed Futures Index im bisherigen Jahresverlauf 2007 ist auf die scharfe Korrektur der Märkte Ende Februar zurückzuführen. Es gab keinerlei Vorwarnung, beispielsweise durch einen vorhergehenden Anstieg der Volatilitäten. Dadurch schlitterten die meisten Managed Futures Fonds mit entsprechend hohen Positionen in diese Trendumkehr. Das ist an sich das typische Szenario, in dem Trendfolge nicht funktionieren kann.

Mit der Normalisierung der Märkte, stabilisierten sich auch die Managed Futures Produkte rasch und befinden sich für 2007 größtenteils wieder in der Gewinnzone. Die langfristigen Performanceerwartungen für unser Produkt, den SMN Diversified Futures Fund, liegen bei 10 bis 12 % p.a. Kurzfristige Prognosen halten wir für nicht seriös, da Ereignisse wie jene aus dem Februar nicht prognostiziert werden können.
 
Eduard Pomeranz: Von einem Managed Futures Branchenindex erwarte ich mir generell keine großen Sprünge – das liegt in der Natur der Sache. Wir sehen heute auf der einen Seite Managed Futures Programme, die sich extrem spezialisiert haben und etwa nur einzelne Asset-Klassen wie Währungen oder Bonds handeln. Auf der anderen Seite haben sich breit diversifizierte Produkte entwickelt.

Wenn Sie daraus einen Index bilden, bekommen Sie umso eher einen gegen Null tendierenden Mittelwert, je breiter der Index angelegt ist. Konkret finden Sie im CS/Tremont Hedgeindex etwa unseren breit diversifizierten Trendfolger FTC Classic mit einem Jahresplus von rund 13 Prozent für 2007. Am anderen Ende werden Sie ebenso mühelos Programme identifizieren, die in ähnlicher Größenordnung im Minus sind.

e-fundresearch: Wie lautet die aktuelle Anlagestrategie? Welche Assetklassen sind zu bevorzugen, was sollte man meiden und welche Trends stehen dabei im Vordergrund?

Pomeranz: Unsere Anlagestrategie ist immer dieselbe und geht davon aus, dass es meistens teuer ist, gegen die Mehrheit der Marktteilehmer Recht haben zu wollen. Wir handeln daher systematisch trendfolgend und nach rein technischen Indikatoren. Aktuell sind wir daher Anleihen ebenso netto short wie kurzfristige Zinsen. Das Aktiensegment ist derzeit bei hoher Volatilität richtungslos. Leicht Bullish sind wir derzeit noch auf Euro und Yen. Das gesamte Rohstoff-Segment ist augenblicklich extrem schwer einzuschätzen.

Aber was ich heute sage, kann sich schon in wenigen Tagen ganz anders darstellen – ich glaube einfach nicht an die Vorhersehbarkeit von Marktereignissen. Im Übrigen sind mir alle Assetklassen lieb und teuer, so lange sie nur klare Trends ausbilden.

Heitzinger: Wichtig ist im Rahmen der - rein systematischen - Portfoliokontruktion des Fonds stets die breite Diversifikation quer über alle Marktgruppen. Auch wenn die ausgeprägtesten Trends der letzten Monate sicherlich in Aktienmärkten und auch immer wieder in den Bonds zu finden waren, wollen wir keinesfalls zu viel Gewicht auf einzelne Märkte oder Marktgruppen legen. Der Momentstatus unserer aktuellen Asset Allocation ist short bei Bonds und kurzfristigen Zinsen und long bei Equities und Metals.

e-fundresearch: Welche Hedgefondsstile versprechen auf Sicht der nächsten Jahre die besten Erträge? Im Zeitraum 2002-2007 waren es Emerging Markets und Event Driven Distress.

Pomeranz: Ich könnte Ihnen aus jedem beliebigen Segment Einzelfonds nennen, die super gelaufen sind, ebenso wie ich Produkte mit schlechten Performances finden würde. Aber kein seriöser Beobachter würde Ihnen vorhersagen können, wie dieselben Produkte sich in den nächsten Jahren entwickeln werden. Ich weiß nur eines: Wer mit immer häufigeren Extrembewegungen besser umgehen kann, wird gewinnen.

Heitzinger: Aufgrund des sehr positiven Marktumfeldes an den Aktienmärkten und des global großen Interesses an Private Equity-Veranlagungen sollten auch im nächsten Jahr sehr interessante Erträge im Bereich Event Driven/M&A zu finden sein, bei Anhalten des aktuell positiven Umfeldes ist aber auch sicher Managed Futures für eine Überraschung gut.

Performance und Korrelation im Fokus

e-fundresearch: Wie stark korreliert der Managed Futures Fonds mit europäischen Aktien bzw. Staatsanleihen und wie hat sich das über die letzten Jahre verändert?

Heitzinger: Die Korrelation eines Managed Futures Fund zu Aktienmärkten ist über die längere Zeit traditioneller Weise sehr gering. In längeren Bear-Market-Phasen wird sie traditionell negativ, ein Grund für die ausgezeichnete Diversifikationseigenschaft von Managed Futures. Nach längeren Bullmärkten steigt sie naturgemäß an, beide performen also positiv. Dies ist kein Phänomen der jüngeren Zeit, sondern symptomatisch für die Assetklasse.

Pomeranz: Unsere Fonds zeigen eine gegen null tendierende Korrelation mit Aktienindizes, sowie eine sehr schwach positive Korrelation zu Bonds in einer Größenordnung von circa 0,15. Bei kurzfristiger Betrachtung lässt sich diese Null-Korrelation nicht finden. Zwischen 1995 und heute haben wir etwa Werte zwischen rund minus 0,8 und plus 0,8 für Aktien gesehen. Während des langen Bullenmarkts war die Korrelation eher am positiven Extrem zu finden. Umgekehrt ist die kurzfristige Korrelation zu Bonds dagegen aktuell deutlich negativ.

e-fundresearch: Was würde ein starker Kursrückgang der weltweiten Aktienmärkte 2007 für die Performance des Fonds bedeuten bzw. wie sollte man sich dann positionieren? Gerade in den letzten Krisen gab es relativ wenig unkorrelierte Anlagen, um sich vor Verlusten zu schützen.

Pomeranz: Ein unkorreliertes Asset schützt Sie nicht vor Einbrüchen, wie wir sie im Mai des Vorjahres oder heuer im Februar gesehen haben und wie wir es ganz aktuell im Juni erleben. Um gegen solche Ereignisse zuverlässig gewappnet zu sein, müssten Sie ein klar negativ korreliertes Werkzeug einsetzen – Sie könnten etwa Puts kaufen oder einen Short-Seller beimischen.

Trendfolger wie wir sind aber kein simpler Hedge. Wir sind naturgemäß in Aufwärtstrends long. Daher verlieren wir in solchen Segmenten erst einmal, wenn die Kurse einbrechen. Tun sie das nachhaltig, dann werden wir allmählich Short-Positionen aufbauen und an einem Abwärtstrend verdienen – wie bei Aktien zuletzt in den Jahren 2000 bis 2003. Managed Futures sind eben keine Krisenfeuerwehr, sondern ein Diversifikator im Portfolio-Mix. Und zwar so ziemlich der einzige, der sowohl mit Aktien als auch Anleihen langfristig nicht korreliert.

Sollten die Aktienmärkte demnächst tatsächlich wegbrechen – was ich weder hoffe noch voraussage – würde ich persönlich auf einen Mix aus Anleihen, Immobilien und Hedge-Fonds setzen und die Equity-Quote reduzieren, bis wieder klare Aufwärtstrends sichtbar sind.

e-fundresearch: Auf 5-Jahres-Sicht erzielte der Managed Futures Subindex von Credit Suisse/Tremont eine jährliche Rendite von 2,8  Prozent. Weltaktien (MSCI World: 5,3 Prozent p.a.), Rohstoffe (GSCI: 5,2 Prozent p.a.) oder auch Hedgefonds allgemein (Credit Suisse/Tremont Hedge Fund Index: 3,2 Prozent p.a.) schnitten besser ab. Was waren die Gründe, wann wird sich das Blatt endlich wenden und wie lauten die langfristigen Aussichten?

Heitzinger: Es stimmt, dass die Performance über die letzten fünf Jahre bescheiden war. Wenn man aber die Zahlen über die letzten zehn Jahre vergleicht, sieht die Welt ganz anders aus. Bei einer Betrachtung im Jahre 2003 wäre der Schluss zu ziehen gewesen, alle Assetklassen außer Managed Futures zu vergessen. Ich glaube, die letzten Jahre waren ebenso untypisch schlecht, wie 2000-2003 vielleicht untypisch gut waren.

Über längere Zeiträume gehe ich für unser Produkt von einem Ertragsziel von 10-12% aus. Die Timing-Komponente, die genau aus solchen Vergangenheits-Betrachtungen kommt, ist eine der wichtigsten Ingredienzien für langfristige Trends und ein Hauptgrund für das Funktionieren von Trendfollowing. Daher meine ich: Totgesagte leben länger!

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