2006 mussten Investoren in Euro-Staatsanleihen zum ersten Mal seit 1999 wieder eine negative Kalenderjahres-Performance hinnehmen. Die jährlichen Erträge aus dem Zinskupon konnten die Kursverluste, ausgelöst durch ein höheres Zinsniveau, nicht wettmachen. Die wieder voll in Fahrt gekommene Konjunktur in Europa veranlasste die EZB die Leitzinsen im Euroraum seit Ende 2005 in sieben Schritten von 2 auf 3,75 Prozent anzuheben.
Wer sein Geld jetzt täglich fällig anlegen will, kann sich andererseits freuen und bekommt bereits Zinsen von bis zu 3,6 Prozent p.a. (Allianz Top Cash). Anleger in Euro-Anleihenfonds können von diesen Renditen derzeit aber nur träumen: In den letzten 12 Monaten kam der Durchschnitt aller 157 in Österreich zum Vertrieb zugelassenen Fonds gerade einmal auf 1,7 Prozent.
Und auch 2007 hat sich das Blatt bis dato nicht gewendet: Die Leitzinsen im Euroraum wurden in den letzten fünf Monaten um weitere 0,5 Prozent angehoben und eine Zinsanbehung auf vier Prozent im Juni ist eingepreist. Noch stärker stiegen die Zinsen am langen Ende: 10-jährige Euro-Staatsanleihen kletterten von 3,4 Prozent vor einem Jahr auf aktuell über 4,3 Prozent. Für die Kurse von Anleihen war das naturgemäß Gift: Der API Index, welcher die Entwicklung vermeintlich „langweiliger“ österreichischer Bundesanleihen misst, verlor allein seit Jahresbeginn um 0,32 Prozent. Da aber viele Fondsmanager mit weiteren Zinsanhebungen gerechnet haben, schnitt der Durchschnitt aller Euro-Anleihenfonds etwas besser ab und verlor seit Jahresbeginn nur 0,06 Prozent. Immerhin 98 aller 163 Fonds – also 60 Prozent - übertrafen dabei den Ertrag des API Index.
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„Wir graben tiefer“ - Opportunitäten für langfristige Unternehmensbeteiligungen und Anleihe-Sondersituationen„Im Jahr 2023 sind die Fundamentaldaten bei unseren Beteiligungen mit den Aktienkursen weit...Wie geht es 2007 weiter?
Müssen Anleiheninvestoren heuer also das zweite negative Jahr seit 1999 hinnehmen? e-fundresearch fragte die, gemessen an der risikoadjustierten Rendite (Sharpe Ratio) der letzten fünf Jahre, erfolgreichsten Fondsmanager nach ihrer Meinung:
Die zwei anhand der Sharpe Ratio besten Euro-Anleihenfonds stammen - wie bereits im Vorjahr - von ein und derselben Person. Fondsmanager Michel Manigand, der neben dem Sparda Rent auch den Tirolrent verwaltet, ist aber für den weiteren Ausblick kaum optimistisch: „Kurzfristig rechne ich mit weiter fallenden Anleihenkursen“. Denn die Leitzinsen sollten nach Ansicht des Experten in diesem Jahr auf 4,25 Prozent steigen. Aber auch mittelfristig rät er eher von Anleiheninvestments mit langer Laufzeit ab. „Wenn sich die US-Konjunktur - wie wir erwarten - in einem Jahr erholt hat, rechnen wir mit einem starken Anstieg der Kapitalmarktzinsen, auch im Euro-Raum. Die Kurse der Anleihen werden dann dementsprechend fallen“. Ausgehend von einem aktuellen Zinsniveau von 4,3 Prozent bei 10-jährigen Anleihen, wären dann 5 bis 6 Prozent durchaus möglich: „Auf 12-Monats-Sicht erscheint mir eine Performance zwischen null und drei Prozent bei Euro-Staatsanleihen realistisch“, fasst er zusammen. Ausgehend von dieser pessimistischen Prognose hat er die Duration in seinen Fonds so weit wie möglich - auf derzeit 3,7 Jahre - reduziert. „Es ist traurig aber wahr: Kurzfristig muss man Anlegern eigentlich von Anleihenfonds abraten, denn Veranlagungen am Geldmarkt versprechen mehr Rendite. Langfristig bilden Rentenfonds aber einen stabilisierenden Portfolio-Baustein, weshalb der maximale Ertrag nicht unbedingt der Hauptwunsch des Käufers sein muss und haben deswegen durchaus ihre Berechtigung“ Aber auch langfristig sieht er nur beschränktes Performance-Potential: „Über die nächste 5-Jahres-Periode sollten Anleiheninvestoren durchschnittlich nicht mit Renditen über 2-4 Prozent rechnen“.
Auch Ulrich Teutsch, Fondsmanager des cominvest Adireth, geht vor dem Hintergrund der weiter guten Wachstumsentwicklung geldpolitisch in Euroland von einer weiteren Verschärfung aus. „Für Euroland sowie Deutschland weist das hohe Niveau der Konjunkturindikatoren auch für die nächsten Monate auf eine robuste Wachstumsentwicklung hin. Am langen Ende erwarten wir aufgrund der Schwäche in den USA zunächst aber Renditerückgänge, so dass sich die Kurve in den nächsten Monaten wieder abflachen dürfte“, so der Experte. „Nach wie vor gilt aus unserer Sicht jedoch, Anlagen in kürzeren Rentenlaufzeiten zu investieren. Denn das Thema Zinsanhebungen in Übersee sowie Europa könnte in den kommenden Monaten weiterhin auf der Agenda der Notenbanken stehen. Dies führt zu steigenden Renditen und entsprechenden Kursverlusten auf der Gegenseite“, prognostiziert er.
Ähnlicher Meinung ist auch Erich Hackl, Fondsmanager des Pioneer Funds Austria - TopRent: „Ich erwarte einen Leitzins im Euroraum von 4,25 Prozent zum Jahresende, was auch der Markt so sieht. Die derzeitigen Markt-Renditen für länger laufende Anleihen sehe ich als zu nieder weshalb die Positionierung im Fonds defensiv gegenüber Zinsänderungen ausgerichtet ist“. Angesichts des bereits angelaufenen Minus von Anleihenfonds seit Jahresbeginn hält er ein negatives Bondjahr 2007 durchaus für denkbar: „Vom heutigen Zeitpunkt weg zum Jahresende sollte aber ein positives Ergebnis erzielt werden können. Weiters muss bedacht werden, dass im Falle unvorhergesehener Ereignisse Staatsanleihen als sicherer Hafen einen guten Schutz bieten“. Trotzdem rät auch er zur Vorsicht: „Jetzt in sehr langlaufende Anleihen zu investieren – da hätte ich Bedenken. Kurz- und mittelfristige Veranlagungen bleiben für den sicherheitsorientierten Anleger aber eine geeignete Wahl", glaubt der Experte, der auf Sicht der nächsten fünf Jahre eine Rendite von 4,5 Prozent bei Anleihenfonds als realistisch ansieht.
Ganz anders denkt Günther Schupp, Fondsmanager bei der Erste-Sparinvest und u.a. für den Spängler SparTrust M verantwortlich: „Der Zinszyklus hat meiner Meinung nach den Höhepunkt bereits erreicht. Die eingepreiste Leitzins-Anhebung auf 4 Prozent wird sicher stattfinden, aber bei 4,25 Prozent sollte dann spätestens Schluss sein und im zweiten Halbjahr werden wir sogar wieder Zinssenkungen sehen“, prognostiziert der schon traditionsgemäß als Anleihen-Bulle geltende Experte. Entgegen der vorherrschenden Marktmeinung rechnet er mit einer Rezession in den USA: „Ausgehend vom Immobiliensektor sollte das noch in diesem Jahr passieren, weshalb auch der Zenit des Konjunkturzyklus in Europa überschritten scheint“. Für Anleiheninvestoren sei das aber ein optimales Umfeld: „Bis zum Jahresende werden Staatsanleihen noch eine Performance von drei bis vier Prozent erzielen und das Jahr positiv abschließen. Auf Sicht der kommenden zwölf Monate sollte sogar eine Performance von sieben Prozent möglich sein, denn die langfristigen Zinsen werden von momentan 4,3 auf 3,5 Prozent sinken“. Wer momentan in Staatsanleihen bzw. Anleihenfonds investiert ist, sollte seiner Meinung nach nicht mehr verkaufen. „Wer jetzt dagegen Rentenfonds zukauft, wird diese so billig nie mehr bekommen“, glaubt Schupp.
Performancedaten per 8.5.2007 in Euro
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