Alexander Krieckhaus, Fondsmanager für Emerging Markets Anleihen bei Fischer Francis Trees and Watts, sieht die Situation für Anleihen in Schwellenländern als gespannt - abhängig vor allem von der weiteren Entwicklung der Weltwirtschaft.
Trotz positiver Performance in den letzten 12 Monaten scheint das Marktsentiment noch nicht für ein Investment in Emerging Markets Anleihen zu sprechen. Zur Diversifizierung eines Portfolios bieten sich jetzt sicherlich günstige Einstiegskurse - die gibt es allerdings in nahezu jedem Segment.
Verloren hat man mit Emerging Markets Anleihen in den letzten 12 Monaten nicht - eine der wenigen Asset Klassen mit positiver Wertentwicklung. Diversifikation hat funktioniert.
Entscheidende Faktoren für Emerging Markets Anleihen
In den letzten Wochen gaben erwartungsgemäß auch Emerging Markets Anleihen nach. Die weitere Entwicklung hängt von folgenden Faktoren ab:
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Globales Wirtschaftswachstum - eine Abschwächung würde Emerging Markets stark treffen
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Ölpreis: sinkender Ölpreis wäre negativ für einzelne Länder, positiv jedoch für das Wachstumspotenzial der Weltwirtschaft und würde auch die Inflationsgefahren eindämmen.
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Auslandsinvestitionen in Schwellenländern: Analysten befürchten einen starken Rückgang der Investitionen
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Portfolio-Allokationen globaler Bondfonds: Unternehmensanleihen und andere Credits bieten derzeit ebenfalls Potenzial - damit sinkt die Nachhfrage nach Emerging Markets Anleihen.
Trotz Krisenstimmung eine attraktive Asset Klasse?
Alexander Krieckhaus sieht trotz aktueller negativer Einflüsse auch positive Charakteristika dieser Asset Klasse. "Die Korrelation mit Globalen Bonds, Aktien oder High Yield Corporate Bonds ist sehr gering. Auf Basis von monatlichen Renditen betrug die Korrelation von 1994 bis 2000 zwischen Emering Markets Bonds zu Global Bonds 0,12, zu globalen High Yield Anleihen 0,56 zum S&P 500 0,63 und zum Nasdaq Composite Index 0,49."
"Emerging Markets Bonds erzielten von 1994 bis 2000 durchschnittlich 10 % bei 21 % Volatilität gegenüber Emerging Markets Aktien mit -5 % Ertrag bei 34 % Risiko", erläutert Krieckhaus weiter.
Diversifikation und "Avoid the Losers"
Für Alexander Krieckhaus zählt vor allem eine möglichst breite Diversifizierung sowie die Konservierung der hohen Kupons - und vor allem die Vermeidung von Katastrophen. Aktuell meidet er beispielsweise Argentinien, Brasilien und Türkei.
Er bevorzugt Länder mit folgenden Charakteristika: wenig Finanzbedarf, geringe wirtschaftliche Abhängigkeit von den USA, geringe Abhängigkeit von Rohstoffen, Potenzial für Upgrading und möglichst hohe Kupons. Attraktive Länder sind für ihn aktuell: Ecuador, Nigeria und kurzfristig auch Ukraine.
Konvergenzpotenzial in Zentraleuropa hoch
Das Potenzial in Zentral- und Osteuropa schätzt er besonders hoch ein. Nach seinen Berechnungen befinden sich der Konvergenztrend in Zentraleuropa auf einer Stufe, auf der Italien ca. zu Beginn des Jahres 1998 stand.
Benchmark und Tracking Error
Als Benchmark für den Fonds wird der JPM EMBI Global Index verwendet - dieser bietet eine bessere Diversifizierung als der JPM EMBI+. Der Target Return über Benchmark ist 100-200 Bp. p. a. bei einem 5 % Tracking Error. Es werden keine Unternehmensanleihen in den Fonds einbezogen - die Steuerung der Allokation erfolgt vor allem über relative Ländergewichtungen.
Marktausblick
e-fundresearch im Gespräch mit Alexander Krieckhaus zur Strategie und zum Marktausblick (Windows Media Audio - rechts).