Winterschlussverkauf bei Aktien

Anne Gudefin, Fondsmanagerin des Franklin Mutual Global Discovery, konnte laut eigenen Angaben während den Marktturbulenzen zuletzt sehr gut schlafen. Denn ihre Aktien sind im Schnitt immer noch um 20 Prozent unterbewertet. In Asien findet sie momentan die meisten Schnäppchen. Funds | 15.03.2007 06:30 Uhr
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Anne Gudefin ist Fondsmanagerin des rund 200 Millionen Euro großen Franklin Mutual Global Discovery Fund. Zudem ist die Französin, die von London aus den globalen Aktienfonds verwaltet, Co-Managerin des 2,5 Mrd. Euro schweren Franklin Mutual Beacon, der zu einem Großteil in US-Aktien investiert.

Kursverluste sind wie ein Schlussverkauf

e-fundresearch: Frau Gudefin, Sie betonen in ihren Interviews zumeist dass die Regel Nummer eins Ihres Investmentprozesses lautet kein Geld zu verlieren. In den letzten Tagen und Wochen dürften viele Anleger diese Regel nicht so ganz befolgt haben. Wie haben Sie sich verhalten?

Anne Gudefin: Also gleich vorweg, uns haben die Entwicklungen der letzten Tage kaum berührt. Da unser Portfolio aus stark unterbewerteten Aktien besteht, konnte ich im Unterschied zu vielen anderen Fondsmanagern sehr gut schlafen. Auch unsere Anleger konnten das übrigens. Bei Phasen von Kursverlusten sind wir zudem tendenziell auf der Käuferseite zu finden. Denn ich sehe das so: Der einzige Unterschied zwischen einem Schlussverkauf im Kaufhaus und an der Börse ist, dass man an der Börse den Zeitpunkt nicht im Vorhinein weiß. Ansonst ist es das gleiche: Man kann fast alles zu stark reduzierten Preisen kaufen. 

„In Asien finden wie am meisten Value“

e-fundresearch: In ihrem globalen Aktienfonds sind Sie nur zu 12 Prozent in den USA investiert. Im MSCI Welt Index sind es über die Hälfte. Sind Sie denn so bearish für US-Aktien?

Anne Gudefin: Wir sind pure Stock-Picker und wählen unsere Aktien nicht danach aus, wo sie domiziliert sind. Zu einem Großteil besteht unser Portfolio aus stark unterbewerteten Aktien und wir finden einfach viel mehr davon in Europa aber besonders Asien. So liegt das Preis/Buchwert-Verhältnis in Asien bei 2,1, in Europa bei 2,6 aber in den USA bei 2,9. Der weltweite Schnitt, gemessen am MSCI World Index, liegt aktuell bei 2,7. Neben unserer Cash-Position von 20 Prozent machen die USA die größte Position im Fonds aus. Dann folgt mit 10,3 Prozent Frankreich vor Großbritannien und Deutschland mit je 8 Prozent bzw. Norwegen mit 7,2 Prozent.

Gründe für die Underperformance seit 2005

e-fundresearch: Der US-lastige Franklin Mutual Beacon schlägt seit Auflage 1997 den S&P 500 Index jährlich um drei Prozent, der Franklin Mutual European den MSCI Europe seit Auflage 2002 sogar um 4,4 Prozent p.a. Der Franklin Mutual Global Discovery Fund konnte den MSCI World Index seit seiner Auflegung im Oktober 2005 aber nicht schlagen und liegt kumuliert um 2,2 Prozent hinten. Warum funktioniert der Franklin Mutual Series Ansatz bei globalen Aktien nicht?

Anne Gudefin: Es stimmt, dass wir seit der Auflage der Luxemburger SICAV-Variante 2005 hinter dem MSCI World Index zurückliegen. Aber das liegt vor allem daran, dass der Fonds noch relativ jung und auch klein ist. Da wir einen stringenten Deep-Value-Ansatz fahren und das Geld nur investieren, wenn wir passende Gelegenheiten dazu finden, haben starke Mittelzuflüsse dazu geführt, dass die Cash-Quote auf derzeit 20 Prozent angestiegen ist. In den stark steigenden Weltaktienmärkten der letzten Jahre war das ein Nachteil.

Langfristiger Track Record überzeugt

Aussagekräftiger als die kurze Historie der SICAV-Variante ist aber die langfristige Historie unseres Fonds in den USA. Die US-Version des Franklin Mutual Global Discovery Fund startete bereits 1993 und schlug in 11 von 14 Kalenderjahren den MSCI World Index, und das sogar mit einer niedrigeren Volatilität. Wir schlugen den Index sowohl in den Aufwärtsphasen 1993-1999 oder seit 2005, als auch in seitwärtsgehenden Börsen. In der Baisse 2000-März 2003, als der MSCI World Index pro Jahr im Schnitt 16,5 Prozent verlor, verbilligte sich unser Fonds nur um 0,4 Prozent. 

Welche Aktien stark unterbewertet sind

e-fundresearch: Sie kaufen für den Fonds Großteils stark unterbewertet Aktien, die 40 Prozent unter ihrem fairen Wert notieren. Welche Titel sind das?

Anne Gudefin: Schwerpunktmäßig finden wir aktuell viele unterbewertete Aktien im Konsumgüterbereich, zum Beispiel RHM, eine britische Lebensmittelfirma, oder Carrefour. Zudem gefallen uns lokale Monopole, etwa Rhön Klinikum in Deutschland oder sehr fragmentierte Sektoren, bei denen wir eine Konsolidierung erwarten. Eine Aktie die uns aus diesem Blickpunkt gefällt ist die französische Suez oder Sika, ein Hersteller von industriellen Dicht- und Klebstoffen. Stark unterbewertet ist auch Marine Harvest aus Norwegen, eine der führenden Lachs-Farmen. Auch haben wir einige Konglomerate im Portfolio, etwa Linde, Keppel oder CSM.

Abgerundet wird der Fonds durch zwei weitere Themen: Im Unterschied zu den meisten Long-Only Aktienfonds sind wir nämlich auch im Bereich Merger Arbitrage und Distressed Securities investiert. Diese zwei Strategien sind mit dem Gesamtmarkt kaum korreliert und bieten eine zusätzliche Diversifikation. Im Schnitt sind unsere Aktien derzeit um 20 Prozent unterbewertet.

Franklin Mutual Global Discovery Fund vs. Templeton Growth Fund

e-fundresearch: Wie unterscheidet sich eigentlich der Templeton Growth Fund, Inc. von ihrem Fonds? Seit der Auflage des Franklin Mutual Global Discovery Fund im Oktober 2005 liegt das von Murdo Murchsion verwaltete Flagschiff ihres Hauses  um 1,5 Prozent vorne…

Anne Gudefin: Beide Fonds sind Value Fonds, wobei wir bei Mutual Series einen ausgeprägten Deep Value Fokus verfolgen. Beide spielen ihre Stärken deswegen besonders in fallenden Märkten aus. Der Franklin Mutual Global Discovery Fund kann im Unterschied zum Templeton Growth Fund aber auch in Merger Arbitrage und Distressed Securities investieren.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!

Alle Daten per 6.3.2007 in Euro
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