TER: Killer oder Turbo der Rendite?

Anleger achten beim Fondskauf zumeist auf die Renditeaussichten und Ausgabeaufschläge. Vernachlässigt wird dagegen oft der Blick auf laufende Gebühren. Dabei kann gerade bei langfristigen Geldanlagen eine hohe Kostenquote die Wertentwicklung beeinträchtigen. Ein Kostenvergleich lohnt. Funds | 01.12.2006 13:48 Uhr
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Der amerikanische Nobelpreisträger William Sharpe stuft die Kostenfrage als wichtigstes Kriterium beim Kauf von Investmentfonds ein. Sie rangiert für ihn noch vor der Umschlagshäufigkeit des Portfolios und der Wertentwicklung in der Vergangenheit, auf die sich viele Anleger konzentrieren. „Müßte man sich ausschließlich auf eines dieser drei Kriterien stützen, dann würde ich die Kostenquote wählen“, betont Sharpe. In seinem Heimatland - den USA - ist die Sensibilität für die Kosten von Geldanlagen bereits relativ stark ausgeprägt. Aufgrund der wachsenden Bedeutung der privaten Altersvorsorge rückt die Kostenfrage aber auch in Deutschland immer stärker in den Blickpunkt.

Höhere Gebühren drohen

Dies ist auch sinnvoll, denn Fonds dürften hierzulande noch teurer werden. Bislang waren Investmentfonds in Deutschland mit niedrigeren Verwaltungsgebühren belastet als in anderen europäischen Ländern. Der Grund ist, daß die hierzulande dominierenden Investmentgesellschaften meistens zu großen Banken oder Versicherungen mit eigenen Vertriebskanälen gehören. Dadurch konnten die Vertriebskosten der Fonds niedrig gehalten werden. Inzwischen werden aber auch in Deutschland immer mehr Fonds über unabhängige Berater verkauft. Große Finanzdienstleister erweitern zudem ihr Angebot um konzernfremde Produkte. Beides wird zu einer Erhöhung der Fondsverwaltungsgebühren führen, weil mit den darin enthaltenen Bestandspflegeprovisionen die unabhängigen Vermittler für den Fondsverkauf entlohnt werden.

TER fasst Kosten zusammen

Um bei den Kosten den Überblick zu behalten, kann die Gesamtkostenquote helfen. Die auch Total Expense Ratio oder TER genannte Kennziffer soll Anlegern Aufschluß darüber geben, welcher Anteil der Rendite eines Fonds pro Jahr durch Gebühren aufgezehrt wird. Seit dem Jahr 2002 sind die Mitglieder des Bundesverbandes Investment und Asset Management e.V. (BVI) per Verhaltenskodex dazu verpflichtet, für ihre Fonds eine Gesamtkostenquote zu veröffentlichen. Mit Inkrafttreten des neuen Investmentgesetzes im Jahre 2004 wurde aus der freiwilligen Selbstverpflichtung schließlich eine für alle Fondsanbieter verbindliche Regelung. Allerdings hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) noch keine eigenen rechtlich verbindlichen Methoden für die TER-Berechnung festgelegt.

Aus diesem Grund veröffentlichen deutsche Fondsanbieter eine TER, die nach der Methode des BVI berechnet wird. Dabei wird die Summe aller aus dem Fondsvermögen entnommenen Kosten und Gebühren als Prozentsatz des durchschnittlichen Fondsvolumens innerhalb eines Geschäftsjahres ausgewiesen. Erfolgsabhängige Vergütungen werden, ebenfalls als Prozentsatz des Fondsvermögens, neben der TER gesondert aufgeführt. Ein vom Fondsanbieter erhobener Ausgabeaufschlag fließt nicht in die TER ein. Bei Fonds ohne Ausgabeaufschlag können Anbieter darauf hinweisen, daß die Vertriebskosten aus der Verwaltungsvergütung entnommen werden.

Auch wenn die TER nach BVI-Methode den Kostenüberblick erleichtert, sie hat einen gravierenden Nachteil: Nicht berücksichtigt sind in dieser Formel die Transaktionskosten für Wertpapierkäufe und -verkäufe innerhalb eines Fonds. Vor allem bei aktiv verwalteten Produkten mit hoher Umschlagshäufigkeit ist dieser Kostenfaktor aber bedeutend. Nur eine TER-Berechung einschließlich der Transaktionskosten würde Anlegern ein realistisches Bild aller Kosten vermitteln.

Weniger Risiko bei niedrigerer Kostenquote

Durch die Angabe der TER unterliegen Fondsanbieter einem verschärften Kostenwettbewerb. Auf der Suche nach Einsparpotentialen lagern sie daher zunehmend technische Funktionen an externer Dienstleister aus. Dies verbessert aber nicht nur die Transparenz und senkt die Kosten, sondern erhöht auch die Sicherheit bei Wertpapiergeschäften und Vermögensverwahrung. Der Fondsanbieter kann sich damit besser auf seine Kernkompetenz konzentrieren. Nobelpreisträger Sharpe, dessen Kennziffer Sharpe Ratio den Zusammenhang zwischen der erwirtschafteten Rendite eines Fonds und dem dabei eingegangenen Risiko mißt, machte eine interessante Feststellung:

Die durchschnittliche Sharpe Ratio lag bei Fonds mit sehr niedriger Gesamtkostenquote um mehr als 75 Prozent höher als bei Fonds mit sehr hoher Kostenquote. Dank niedriger Kosten können Fondsmanager also ein Renditeziel mit geringerem Risiko erreichen. Gutes Kostenmanagement steigert demnach nicht nur die Nettorendite eines Fonds, sondern beeinflußt das Ergebnis über das Risikoniveau auch mittelbar positiv. Ein Grund mehr für Anleger, auf die Gesamtkosten zu achten. 



Über die Person:
Jörg Ambrosius verantwortet als Geschäftsführer die Sales & Account Management Aktivitäten der State Street Bank GmbH, München, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft der State Street Bank & Trust, Boston (USA).
Herr Ambrosius trat im Juli 2001 als Head of Sales & Account Mangagement in die State Street Bank GmbH ein. Seine berufliche Laufbahn begann Ambrosius 1997 nach seinem Studium zum Diplomkaufmann bei der Deutschen Bank AG. Er war als Vice President für unterschiedliche Bereiche in der Zentrale Frankfurt und in der Londoner Filiale zuständig, u.a. verantwortete er als Chief of Staff von Global Securities Services die Bereiche PR und Produktcontrolling.


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