Alte Fonds sind besser

Alte Fonds gibt es nicht viele: Nur 2,3 Prozent weisen eine Historie von mehr als 20 Jahren auf, wobei die ältesten fast 80 Jahre alt sind. Schade eigentlich, denn die alten Fonds schneiden besser ab als die jungen, so eine aktuelle Studie von e-fundresearch.com unter mehr als 21.000 Produkten. Funds | 20.11.2006 06:28 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Alte Fonds gibt es nicht sehr viele: Nur 482 aller 21.283 derzeit in Österreich, Deutschland oder der Schweiz zum Vertrieb zugelassene Fondstranchen – also 2,26 Prozent - verfügen über eine Historie von 20 Jahren oder darüber. Die überwiegende Mehrheit von 85,7 Prozent ist jünger als zehn Jahre, so eine von e-fundresearch.com anhand der Fondsdatenbank Lipper durchgeführte Analyse.

Sind alte Fonds besser?

Alte Fonds haben den Vorteil, dass der Investor bei der Fondsauswahl lange Beobachtungszeiträume – etwa über die Länge eines oder mehrerer Konjunkturzyklen – zur Verfügung hat. Sieht man sich das Abschneiden der Fonds – abhängig von ihrem Alter – an, so erkennt man einen klaren Trend: Je älter der Fonds, desto besser das Ergebnis (gemessen am relativen Abschneiden der Fonds gegenüber der jeweiligen Benchmark in den letzten drei Jahren).

Zu den Fakten: Alle 21.283 Fondstranchen - davon lieferten 8.273 oder 39 Prozent  Angaben zu ihrer jeweiligen Benchmark -erzielten zusammen eine Underperformance von 1,6 Prozent. Während jedoch die jüngsten Fonds, welche über eine Historie zwischen drei und zehn Jahren verfügen, ihre Messlatte um 1,61 Prozent verfehlten, schnitten die Fonds mit einer Historie zwischen 10-20 Jahren mit -1,54 Prozent leicht besser ab. Die ältesten Fonds aber, die über eine Historie von 20 Jahren und länger verfügen, verfehlten ihren jeweiligen Vergleichsindex „nur“ um 0,71 Prozent und waren damit um 90 Basispunkte pro Jahr besser als die jüngsten Fonds. Für Anleger kann es sich also durchaus lohnen, verstärkt zu sehr alten Fonds zu greifen.

Was sind die Gründe?

Die Gründe hierfür sind vielfältig: Ein nicht zu unterschätzender Aspekt dürften die laufenden Fondskosten sein. Aufgrund der langen Historie weisen die ältesten Fondstranchen mit einer mindestens 20-jährigen Historie ein durchschnittliches Volumen von 600 Millionen Euro auf. Gegenüber dem Durchschnitt des gesamten Fondsuniversums mit 140 Millionen Euro, sind die alten Fonds somit mehr als vier Mal so groß. Und große Fonds weisen aufgrund der Fixkostendegression eine niedrigere Gesamtkostenbelastung (gemessen an der TER) auf als Kleine (zur Erklärung siehe "Große Fonds sind billiger" vom 4.3.2005).

Pioneer: Historie bereits seit 1928

Der älteste in Österreich, Deutschland oder der Schweiz zum Vertrieb zugelassene Fonds ist jedenfalls der Pioneer Fund, welcher auch gleichzeitig der viertälteste Investmentfonds in den USA ist (siehe auch Infos zu den 100 ältesten Fonds der Welt hier). Im Februar 1928, also noch vor Beginn der Weltwirtschaftskrise, in den USA gegründet, feiert er im nächsten Jahr bereits seinen 79. Geburtstag. Der damalige Fondsmanager, John L. Carret, war zum Zeitpunkt der Auflegung gerade einmal 21 Jahre alt. Bis 1985, also immerhin 55 Jahre hindurch, stand er selbst an der Spitze des Fonds. Dann folgte das zweijährige Intermezzo von Paul Mullare.
 
Seit 1986 managt nun der Historiker John Carey den Fonds. Und wie seine Vorgänger setzt auch er auf amerikanische Value-Titel. Mit Erfolg: Seit 1928 erzielte der Fonds damit 12,5 Prozent Performance pro Jahr, in den letzten 25 Jahren immerhin noch 11,8 Prozent. Seit seiner Gründung im Februar 1928 hat der Pioneer Fund in jedem Jahr Dividenden an die Anleger ausgeschüttet. Übrigens, John Carey war 1986 als er den Fonds übernommen hat 37 Jahre alt. Wollte er die Ära Carrets übertreffen, müsste er bis 2041 arbeiten. Carey wäre dann 92 und der Pioneer Fund 113 Jahre alt.

Robeco: Schon 1969 ins Schwellenland Japan investiert

Auch der Robeco Fonds kann bereits auf ein langes und erfülltes Leben zurückblicken. Der am 1. Dezember 1929, kurz nach dem Börsenkrach, in Holland aufgelegte Investmentfonds legt im Unterschied zu Pioneer weltweit in Aktien an. Robeco, die älteste in Holland noch bestehende Investmentgesellschaft, streute bereits damals global: Neben den Niederlande (33%)  investierte der Robeco N.V. bereits in die niederländischen Kolonien (18%) andere europäische Länder (25%), USA (16%) und Südamerika sowie in Afrika (8%). „1969 kam dann das damalige Schwellenland Japan hinzu, wobei sich unser Research hier auf Financial Times Artikel beschränkte“, schildert Fondsmanager Mark Glazener die damalige Pionierrolle Robecos.

Afrikainvestments im Jahre 1948

Nach einer Pause von immerhin 14 Jahren wurde 1943 dann der nächste Fonds, der UBS (CH) Property Fund – Léman Residental Foncipars, welche nur in Immobilien in der französischen Schweiz investiert. Damit erzielte der Fonds in den letzten 25 Jahren allerdings ausgezeichnete Erträge und liegt bei durchschnittlich 9,7 Prozent pro Jahr.

Dass Investments in Afrika vor 60 Jahren beliebter waren als heute, zeigt der UBS (CH) Equity Fund South Africa. Der 1948 aufgelegte Fonds liegt anhand der Performance – Emerging Markets Aktien schnitten in den letzten 15 Jahren sehr gut ab – aber weniger gut und erzielte seit 1981 „nur“ 4,9 Prozent. Auch das Volumen ist mit aktuell 51 Millionen Euro eher bescheiden.

Dann folgen zwei Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt Schweiz, der Credit Suisse Equity Swiss Blue Chip und der UBS (CH) Equity Fund – Switzerland. Beide wurden im Mai 1949 aufgelegt und erzielten in den letzten 25 Jahren ähnliche Renditen von rund 13 Prozent p.a.

ADIG startete 1950 in Deutschland

Dass neben der Schweiz auch Deutschland über eine lange Investmenthistorie verfügt, zeigt der Mischfonds ADIG Fondra, der seit Auflegung 1950 durch die Anlage in deutsche Aktien und seit 1981 10,3 Prozent Ertrag p.a. erzielen konnte. Trotzdem erscheint das Volumen mit 134 Mio. Euro relativ mager im Vergleich zu anderen „Dinosaurier-Fonds“. Erfolgreicher war man bei der heutigen cominvest mit dem ADIG Fondak, welcher am 30. Oktober 1950 aufgelegt wurde und damit der älteste deutsche Aktienfonds ist. Fondsmanagerin Heidrun Heutzenröder konzentriert sich vor allem auf deutsche Standardwerte mit niedrigem Kurs-Gewinn-Verhältnis und hoher Dividendenrendite. Überhaupt weist die Produktpalette von cominvest eine lange Historie auf: Neben den beiden erwähnten Fonds wurden vor 1960 noch der ADIG Fondis (globale Aktien, Auflage 1955) und der ADIG Adifonds (deutsche Aktien, Auflage 1958) gegründet.

Schweizer Immofonds am Stärksten vertreten

Stark vertreten unter den ältesten Fonds der Welt sind besonders Schweizer Immobilienfonds: Neben dem bereits erwähnten UBS (CH) Property Fund – Léman Residental Foncipars, finden sich noch weitere fünf Immofonds im Ranking der ältesten 20 Fonds (siehe Tabelle). Der UBS (CH) Property Fund – Swiss Mixed Sima (Auflegung 1950) etwa investiert nur in Schweizer Stadtimmobilien und sammelte damit bereits 2,3 Mrd. Euro an Volumen ein. Eine Anlage die in der Vergangenheit aber auch dem Investor Spaß machte: Seit 1984 liegt die Rendite der sechs Schweizer Immofonds zwischen 7,5 Prozent (UBS (CH) Property Fund – Swiss Mixed Sima) und 12 Prozent  (FIR).

Österreich: Neun Jahre lang nur eine KAG

Der erste österreichische Fonds datiert aus dem Jahr 1956, als die erste österreichische KAG, die damalige Österreichische Investmentgesellschaft (ÖIG), den heutigen Capital Invest Select Europe Stock auflegte. Im November 2006 wurde die Capital Invest, am Tag nach ihrem 50. Geburtstag jedoch in Pioneer Investments Austria umfirmiert. Eine Umbenennung des Capital Invest Select Europe Stock wird im ersten Quartal 2007 erwartet.

Erst neun Jahre später wurde die zweite KAG, die SPARINVEST, gegründet, welche noch im gleichen Jahr den SPARINVEST Fonds auflegte. Der Boom erfolgte aber erst viel später: Zwischen 1983 und 1991 stieg die Anzahl der Fondsgesellschaften in Österreich von 4 auf 25, welche insgesamt 295 Fonds verwalteten. Ab damals fand das Wachstum aber vor allem in der Fondsanzahl statt: Denn heute verwalten 23 KAG´s bereits über 2100 inländische Fonds.

Fazit

Das Alter eines Fonds kann bei der Auswahl durchaus eine Rolle spielen. Anleger sollten generell ältere Fonds bevorzugen. Das im Schnitt größere Volumen hilft bei den laufenden Kosten zu sparen und bringt im Endeffekt eine höhere Netto-Rendite. Das beweisen auch jüngste Zahlen von e-fundresearch.com, bei denen die ältesten Fonds um 0,9 Prozent pro Jahr besser abschnitten als die jüngsten. Auch sollten Anleger geduldig sein. Obwohl der Schwerpunkt der Marketingaktivitäten von Fondsgesellschaften oftmals auf den neuen Produkten liegt, sollte man dabei vorsichtig sein. Denn oftmals sind „alte“ Fonds der Beweis dafür, dass ein Investmentansatz auch langfristigen Bestand hat und sich durch Konjunkturzyklen hindurch bewährt hat.

Performancedaten per 31.10.2006 in US-Dollar
Datenquelle:


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