Zweckoptimismus bei US-Fondsmanagern?

Trotz einer Vielzahl negativer Wirtschaftsdaten, die auf eine Abkühlung der US-Konjunktur hindeuten, sind die Top-Fondsmanager nicht negativ für den weiteren Verlauf der Wall Street und des US-Dollar. Welche Fonds anhand der risikoadjustierten Rendite der letzten fünf Jahre vorne liegen... Funds | 23.10.2006 06:27 Uhr
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US-Aktien machen in einem globalen Aktienportfolio in der Regel den weitaus größten Anteil aus, im MSCI World Index repräsentieren die USA knapp 50 Prozent. Und das obwohl die USA nur ein Viertel der globalen Wirtschaftsleistung, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, ausmachen. Dieses relative Übergewicht war für Anleger in den letzten Jahren eher von Nachteil: Der S&P 500 Index befindet sich aktuell (in Euro gerechnet) auf dem gleichen Niveau wie im Oktober 2001. Im Vergleich dazu legte der MSCI World Index um 18 Prozent und der MSCI Europe Index sogar um 44 Prozent zu. Und auch auf Sicht der letzten 12 Monat war ein US-Investment mit einem Plus von neun Prozent weniger ertragreich als globale Aktien. Die von einigen Fondsmanagern hier an dieser Stelle geäußerte Hoffnung auf eine Jahresendrally 2005 hat sich aber bewahrheitet: Zwischen Ende Oktober und Ende November stieg der S&P 500 Index um rund zehn Prozent.

Im vorliegenden Fondsvergleich wurden die Fonds nach der risikoadjustierten Rendite (Sharpe Ratio) der letzten fünf Jahre bewertet. Dieser Zeitraum war in den USA von einer volatilen Seitwärtsbewegung bei Aktien gekennzeichnet und Value Fonds hatten die Nase demzufolge klar vorn. Was auffällt: Trotz einer Vielzahl negativer Wirtschaftsdaten, die auf eine Abkühlung der US-Konjunktur hindeuten, sind die Top-Fondsmanager nicht negativ für den weiteren Verlauf der Wall Street und des US-Dollar.

Platz eins geht an den UBAM Neuberger Berman US Equity Value, welcher den S&P 500 Index seit 2001 um 5,3 Prozent pro Jahr schlagen konnte. Fondsmanager Marvin Schwartz, welcher bereits seit 1961 bei Neuberger & Berman in New York arbeitet, managt den Fonds heute noch nahezu so wie vor 40 Jahren. Sein Credo lautet: „Aktien mit einem geringen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) verlieren zwar auch, wenn der breite Markt nachgibt. Aber sie verlieren in der Regel dramatisch weniger an Wert“. US-Titel sind für ihn derzeit fundamental unterbewertet. „Besonders im Energiesektor finden wir günstige Unternehmen“. Schwartz geht auch von einem wieder steigenden Ölpreis aus: „Die langfristigen Nachfragecharakteristika um den Ölpreis und die niedrige überschüssige Produktion sprechen eine eindeutige Sprache. Auch die OPEC wird ihre Produktion weiter zurückfahren, um den Preis auf einem festen, ansehnlichen und bezahlbaren Niveau zu halten“, glaubt er. Vorausgesetzt, es gebe keinen neuen größeren Terroranschlag, mache das den Anschein, als ob der Zug Aktienmarkt gerade den Bahnhof verlässt. „Wir glauben, dass es möglich ist, in Unternehmen zu investieren, die sowohl ein Gewinnwachstum und eine gesunde Bilanz aufweisen, als auch darüber hinaus ein niedriges KGV aufweisen." Generell liegt das Gesamt-KGV seines Portfolios deutlich unter dem des S&P 500. Ziel der UBAM Neuberger Berman US Equity Value ist es, den S&P in 5 von 6 Kalenderjahren zu übertreffen. Für Anleger aber wichtig: Der Fonds sichert das Dollar-Risiko für Euro-Anleger nicht ab. „Fällt der US-Dollar zum Euro, entstehen Wechselkursverluste“, bringt er es auf den Punkt.

Der 2004 bzw. 2005 noch erstplatzierte Nordea 1 - North American Value Fund liegt heuer auf Platz zwei von insgesamt 135 US-Aktienfonds. „Jüngst veröffentlichte Zahlen zum zweiten Quartal waren positiv und deuten auf einen verbesserten Investitionszyklus in den USA hin, der vielen unserer Aktien im Portfolio, besonders im Technologiebereich, helfen sollte“, geben sich die Experten von Nordea Value Management optimistisch. Zudem seien die Bewertungen der Top-Positionen des Fonds sehr günstig: „Einige unserer Titel sollten deswegen gut positioniert sein, um von ansteigenden M&A und Private Equity Aktivitäten zu profitieren“, so die Manager. Als Beispiele führen Sie die Krankenhausunternehmen HCA und Beteiligungen an Glücksspielunternehmen an. Positiv sei zudem das Faktum, dass viele Firmen momentan eigene Aktien kaufen: „Das ist ein klares Zeichen, dass eine Unterbewertung besteht“. Beispiele von Aktien im Fonds seien: Computer Associates, Alltel, Hewlett Packard und Symantec.

Auch Dianne Jaffee, Fondsmanagerin des SGAM Fund Equities US Relative Value, findet US-Aktien derzeit nicht teuer. „Generell suchen wir aber nach schnell wachsenden Value-Aktien, die wir dann später an die Growth-Fondsmanager weiterverkaufen“, umreißt Sie ihr Konzept. Besonders viele Chancen ortet sie derzeit bei Telekom-Titeln: „Diese haben wir derzeit mit dem doppelten S&P 500 Indexgewicht maximal übergewichtet“, so Jafffee. Maximal untergewichtet sind dagegen Energie-Unternehmen: „Viele Aktien haben im letzten Jahr bereits unser Kursziel erreicht“, beschreibt sie trocken. Jüngst zugekauft hat sie zudem Unternehmen aus dem Gesundheitsbereich wie Aetna und Pfizer.

Auch relative unbeeindruckt von einer drohenden Wirtschaftsabkühlung zeigt sich Thomas Schüßler, Fondsmanager des DWS (CH) - US Equities: „Wir erwarten eine deutliche Abkühlung, aber keine Rezession. Vor dem Hintergrund einer moderaten Bewertung des US-Marktes ist dies für US-Aktien kein schlechtes Umfeld - wir erwarten weitere Kurssteigerungen im oberen einstelligen Prozentbereich”. Auch zum weiteren Ausblick für den US-Dollar äußert er sich optimistisch: „Wir gehen von einer Stabilisierung des US-Dollars aus. Die Defizite im amerikanischen Staatshaushalt und in der Leistungsbilanz sollten sich verringern. Dies sollte zusammen mit dem bestehenden Zinsvorsprung der USA den Dollar stabilisieren“. Besondere Chancen sieht er im Aktienbereich bei Investitionsgütern und Pharmatiteln. „Auch Wachstumswerte erscheinen selektiv interessant. Risiken bestehen im Bereich des zyklischen Konsums“, so der Experte. Aber noch eine weitere Veränderung stellt er 2006 fest: „In der Tat dürfte die Small Cap Outperformance zu Ende sein. Die große Herausforderung ist nun, den Markt zu schlagen, obwohl dies jetzt tendenziell weniger Aktien überhaupt gelingt“, so Schüßler, der für den US-Aktienmarkt langfristig eine jährliche Rendite von sieben Prozent als realistisch erachtet. „Unser Ziel ist es, das noch um zwei Prozent zu übertreffen“.

Scott Hazen, US-Equity Strategist bei UBS Global Asset Management und für den UBS (Lux) Equity Sicav - USA Value verantwortlich, sieht den US-Dollar im Vergleich zum Euro sogar als unterbewertet an. „Langfristig rechnen wir mit Jahreserträgen in US-Dollar im hohen einstelligen Performancebereich, wobei Euro-Investoren noch etwas mehr erzielen sollten“. Die Outperformance Europas gegenüber den USA in den letzten Jahren sei auf die unterschiedliche Branchenstruktur zurückzuführen: „Einer der schlechtesten Sektoren weltweit war in den letzten Jahren Technologie. Diese Aktien sind in den USA viel stärker in den Indizes vertreten als in Europa. Zudem sind die lange Zeit boomenden Rohstoff-Titel in den USA nicht so stark gewichtet wie in anderen Weltregionen“, erklärt der Experte. Trotz des abschwächenden US-Immobilienmarktes, sieht Hazen kein Hard Landing der US-Wirtschaft. „Trotz der Zinserhöhungen ist der Aktienmarkt gut mit Liquidität versorgt“. Die Börse sei zudem moderat unterbewertet: „In unseren flexiblen globalen Portfolios, halten wir US-Aktien übergewichtet“, unterstreicht er seinen Optimismus.

Alle Daten per 5.10.2006 in Euro (außer anders angegeben)
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