Garantiefonds im Härtetest

Anleger wollen Sicherheit. Zu Beginn noch belächelt, haben sich Garantiefonds in den letzten Jahren deswegen zu einer ernst zu nehmenden Anlagekategorie entwickelt. Wie gut schneiden diese aber im Performance-, Kosten- und Risiko-Check wirklich ab? Eine Analyse unter mehr als 200 Garantiefonds… Funds | 07.12.2006 06:27 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Zu Beginn noch von vielen Marktteilnehmern belächelt, haben sich Garantiefonds in den letzten Jahren zu einer durchaus ernstzunehmenden Anlagekategorie entwickelt. Aktuell sind bereits 201 Garantiefonds zum Vertrieb in Österreich, Deutschland oder der Schweiz zugelassen, welche zusammen ein Volumen von 35,1 Mrd. Euro repräsentieren. Die 43 in Österreich domizilierten Garantiefonds weisen dabei mit 3,6 Mrd. Euro zwar ein vergleichsweise bescheidenes Volumen auf, sind relativ zum Markt gesehen aber außerordentlich groß. Zum Vergleich: Alle Österreich-Aktienfonds vereinen mit 1,4 Mrd. Euro nicht einmal halb so viel Volumen, wie die noch relativ jungen Garantiefonds.

Garantieboom: Steht der Höhepunkt erst bevor?

Denn garantierte Fondsprodukte sind eine Finanzinnovation der jüngsten Zeit, ausgelöst durch die starken Verluste bei Aktien in den Jahren 2000 bis 2002 und der dementsprechenden Nachfrage nach sicheren Anlageprodukten. Ende 2000 gab es erst 13 Garantiefonds, zu denen sich 2001 gerade einmal vier weitere Produkte gesellten. Dann ging es erst richtig los: 2002 wurden bereits 30 neue Garantiefonds aufgelegt, 2003 sogar 37 und im Jahr 2004 waren es 32 Produkte. Und die 46 neuen Garantiefonds des Vorjahres könnten 2006 sogar noch übertroffen werden. Denn der Ende September aufgelegte Capital Invest Meine Zukunft Garantie 9/2013 ist bereits der 39. Fondsstart in diesem Jahr. Dass der MSCI World Index seit Mitte März 2003 um über 90 Prozent zugelegt hat, tat diesem Trend offensichtlich keinen Abbruch.

Acht Jahre durchschnittliche Kapitalbindung

Das durchschnittliche Alter der Garantiefonds liegt aktuell bei 2,6 Jahren, die durchschnittliche Restlaufzeit bei 5,6 Jahren. Wer in Garantiefonds investiert, bindet also im Schnitt sein Kapital für acht Jahre. Denn da bei den meisten Fonds die Garantie, also die 100-prozentige Rückzahlung des eingezahlten Kapitals, ausschließlich am Laufzeitende greift, macht ein vorzeitiger Ausstieg aus einem Garantiefonds keinen Sinn.

Was die Garantie kostet…

Ebenso wenig sinnvoll sind deswegen eigentlich Performancevergleiche während der Laufzeit. Denn auch wenn sich ein Fonds zwischenzeitlich als „lahme Ente“ entpuppt, bleibt dem Anleger in der Regel nicht viel mehr übrig als trotzdem bis zum Laufzeitende zuzuwarten. Obwohl die Fondsgesellschaften dem Anleger zumeist ermöglichen täglich aus dem Fonds auszusteigen, fällt er in diesem Fall um die Garantie um und muss im schlimmsten Fall sogar mit einem Verlust auf sein eingezahltes Kapital rechnen. Die von Branchenexperten angeführten Garantiekosten in Höhe von 0,4 bis einem Prozent pro Jahr (abhängig von der zugrunde liegenden Anlagekategorie in die investiert wurde) hätte man dann also umsonst gezahlt.

Wer sich also für ein spezielles Garantieprodukt entscheidet, sollte sich vor dem Kauf gut informieren und damit möglichst sicher gehen, dass er auch die richtige Entscheidung trifft.

Garantiefonds im Performance-, Risiko- und Kosten-Check

Generell gibt es bei der Analyse eines Fonds drei Punkte zu beachten: Performance, Risiko und Kosten. Für Garantiefonds gilt das ebenso:

1. Performance: Um ein Gefühl für die realistischerweise erzielbare Erträge bei Garantiefonds zu bekommen hat e-fundresearch.com für Sie nachgerechnet, wie viel Performance Garantiefonds im Schnitt erzielen konnten. Dafür wurden alle in Österreich, Deutschland oder der Schweiz zum Vertrieb zugelassenen Garantiefonds analysiert. Die Ergebnisse waren auf den ersten Blick enttäuschend: Im Schnitt der letzten fünf Jahre erzielten die 13 Garantiefonds (mehr Produkte verfügen noch nicht über eine so lange Historie) gerade einmal zwei Prozent pro Jahr. Die 40 Fonds, die eine 4-Jahres-Historie aufwiesen, erzielten mit 3,7 Prozent über diesen Zeitraum kaum höhere Erträge. Aber auch ein zweiter Blick auf die kurzfristigen Erträge dürfte Anleger kaum glücklicher machen: Alle 153 Garantiefonds mit 12-Monats-Historie kamen über diesen Zeitraum im Schnitt auf ein Plus von 4,4 Prozent p.a., Weltaktien erzielten (gemessen am MSCI World Index) im selben Zeitraum beachtliche 15,8 Prozent.

2. Risiko: Bei Garantiefonds ist für Anleger, die bis zum Laufzeitende investiert bleiben, das Verlustrisiko de facto ausgeschaltet. Berücksichtigen sollten Anleger jedoch, dass nach einer durchschnittlichen Laufzeit von acht Jahren (siehe oben), eine jährliche Inflationsrate von im Schnitt zwei Prozent den Kapitalendwert um insgesamt 17 Prozent schmälert. Die in den letzten fünf Jahren erzielten Durchschnittsrenditen von ebenfalls zwei Prozent pro Jahr hätte deswegen (noch vor Steuern und sonstigen Kosten wie Ausgabeaufschlag bzw. Depotgebühr, etc.) das Kapital inflationsbereinigt nicht vermehrt. Gemessen an der Schwankungsbreite (Standardabweichung) liegt die durchschnittliche jährliche Volatilität aller Garantiefonds in den letzten beiden Jahren bei 4,8 Prozent. Zum Vergleich: Das entspricht in etwa jener von globalen Staatsanleihen (JP Morgan Global Government Bond Index).

3. Kosten: Garantiefonds kosten -  gemessen an der jährlichen Gesamtkostenbelastung (TER) – im Schnitt 1,41 Prozent pro Jahr. Aktiv verwaltete Aktienfonds (alle Assetklassen) kosten laut Daten von Lipper/Fitzrovia durchschnittlich 1,63 Prozent, Anleihenfonds nur 0,9 Prozent. Vor dem Hintergrund, dass die meisten Garantieprodukte überwiegend aus Anleihen bestehen, kann man Garantiefonds durchaus als teuer bezeichnen. Grund dafür sind vor allem die bereits angesprochenen Kosten für die Kapitalgarantie, welche – je nach Assetklasse – zwischen 0,4 und einem Prozent pro Jahr betragen. Berücksichtigt man dann noch die üblichen einmaligen Ausgabeaufschläge - diese liegen in der Regel zwischen drei und vier Prozent – ändert sich das Bild nicht. Vor allem sollten Anleger diese Kosten in Relation zu den realistischerweise erzielbaren Renditen setzen. Über den Zeitraum der letzten drei bis fünf Jahren waren das im Schnitt zwei bis sechs Prozent pro Jahr.

Braucht man Garantiefonds überhaupt?

Aus den oben besprochenen Fakten wird ersichtlich, dass sich Garantiefonds für die kurzfristige Geldanlage aufgrund ihrer Kostenstruktur und der zwischenzeitig nicht wirksamen Kapitalgarantie wenig eignen. Aber auch längerfristig muss der Nutzen von Garantiefonds kritisch hinterfragt werden. Denn über die von den meisten Garantiefonds gewählte Laufzeit von acht Jahren ist das Verlustrisiko bei reinen Aktieninvestments auch nicht hoch. So erzielte der MSCI World Index (in US-Dollar) über keine der 29 roulierenden 8-Jahres-Perioden seit 1970 einen geringeren nominellen Jahresertrag als 3,9 Prozent. In der besten Periode (1981 bis 1989) kam man dabei auf 22,9 Prozent, im Schnitt auf 11,9 Prozent. Da sich über lange Anlagezeiträume Kapitalmarktschwankungen meist aufheben, können Anleger also getrost auf den teuren "Fallschirm" der Kapitalgarantie verzichten. Diese Erträge wurden allerdings nur dann erzielt, wenn der Anleger eine Buy-and-Hold Strategie verfolgte, das heißt die gesamte Zeit hindurch zu 100 Prozent in Weltaktien investiert blieb.

Und genau hier könnte einer der Gründe für den großen Erfolg von Garantiefonds liegen: Diese „zwingen“ nämlich aufgrund der Laufzeit zu einem durchgehenden Investment. Aber sie machen auch börsenpsychologisch Sinn. Wenn nämlich an der Börse gerade die Aktienkurse einbrechen, werden Privatanleger in der Regel nervös und verkaufen. Die Garantie zu Laufzeitende schafft aber Sicherheit und lässt die Anleger auch in diesen Zeiten noch ruhig schlafen. Im Endeffekt eignen sich Garantiefonds deswegen vor allem für Anleger mit wenig Erfahrung, Anlagedisziplin und schlechten Nerven.

Fazit

Das Sparbuch ist tot, es lebe der Garantiefonds. So oder ähnlich klingt die Bilanz nach drei Jahren des Garantiebooms, die vor allem zu Lasten klassischer Sparformen gegangen ist. Und obwohl Garantiefonds durchaus ihre Berechtigung haben, sollten Anleger bei diesen dieselben Kriterien anwenden wie bei herkömmlichen Fondsprodukten. Im Performance-, Risiko- und Kosten-Check fällt nämlich besonders auf, dass die Kosten in Relation zu den erzielten Erträgen besonders hoch sind. Im Endeffekt eignen sich Garantiefonds deswegen vor allem für Anleger mit wenig Erfahrung, Anlagedisziplin und schlechten Nerven. Schlaues Investieren sieht aber anders aus…

Alle Daten per 12.10.2006 in Euro / Volumina per Ende September 2006
Quelle:  

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