„Don´t fight the Fed“

Dr. Jens Ehrhardt verfügt bereits über eine jahrzehntelange Erfahrung als Vermögensverwalter. Derzeit rät er Anlegern zur Vorsicht, da weitere Zinserhöhungen in den USA nicht ausgeschlossen sind. Welche Tipps und Ratschläge er sonst noch parat hat verriet er e-fundresearch.com Funds | 30.08.2006 07:36 Uhr
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Dr. Jens Ehrhardt ist Gründer, Hauptaktionär und Vorstandsvorsitzender der Dr. Jens Ehrhardt Kapital AG (DJE) in Pullach (Bayern). Er entdeckte sein Talent im Umgang mit Kapital bereits in den 1960er Jahren während seines wirtschaftswissenschaftlichen Studiums. Nach fünfjähriger Partnerschaft in der seinerzeit größten deutschen Wertpapier-Vermögensverwaltungs-Gesellschaft promovierte er 1974 über "Kursbestimmungsfaktoren am Aktienmarkt". Im selben Jahr legte er den Grundstein für den Aufbau seiner Firmengruppe, die mit einem Beratungs- und Verwaltungsvolumen von mehr als 6 Milliarden Euro per 31.03.2006 einer der Marktführer im deutschsprachigen Raum ist.

Dazu zählen Fonds wie der FMM-Fonds (globale Aktien, Auflage 1987) oder Astra-Fonds (globale Aktien, Auflage 1995) ebenso wie der DJE – Dividende & Substanz (Mischfonds, Auflage 2003) oder der von DJE beratene LuxTopic – Pacific (Aktien Pazifik, Auflage 2004), UBAM German Equity (deutsche Aktien, Auflage 1998) bzw. der 2001 aufgelegte Tri Style Fund, der als so genannter Superfonds in verschiedene Anlagekategorien je nach Marktlage zwischen 0 und 100 Prozent in Aktien anlegen darf. e-fundresearch.com sprach mit dem Experten über die weiteren Aussichten an den Kapitalmärkten:

„Aktien sind in starken Händen“

e-fundresearch: Dr. Ehrhardt, wie schätzen Sie die derzeitige Marktsituation ein, was sagen Ihre Modelle für die kommenden Monate an den Kapitalmärkten voraus?

Jens Ehrhardt: Um Prognosen zu erstellen, verlassen wir uns auf unsere selbst entwickelte FMM-Methodik. FMM steht für "Fundamental", "Monetär" und "Markttechnisch". Fundamental und markttechnisch sind wir positiv gestimmt, aber die monetäre Situation spricht gegen eine gute Börsenentwicklung. Ein alter, weiser Spruch besagt: „Don´t fight the Fed“. Dem schließe ich mich an. Denn in den USA ist es keinesfalls fix, dass nach 17 Zinserhöhungen das Ende schon gekommen ist. Und auch in Europa gehen die Zinsanstiege dieses Jahr zumindest noch weiter. Erst ein Zinsrückgang wäre für mich ein positives Zeichen. Dazu kommt noch der ungünstige Saisonzyklus: September bis November sind keine guten Börsenmonate und somit ist mein kurzfristiger Ausblick nur gemischt. Positiv ist zu sagen, dass wir keine extreme Überbewertung von Aktien haben als noch vor 5-6 Jahren und die Risiken eines Rückschlages nicht so groß sind. Zudem sind die Anleger eher zurückhaltend und die Aktien liegen eher in starken als in zittrigen Händen. 

„Value besser als Growth“

Ich rate deswegen den Investoren zu soliden Value-Aktien, nicht aber zu Growth-Titeln. In dieser defensiven Ecke kann man in Aktien – trotz des durchwachsenden Ausblicks bis November - ruhig investiert bleiben, vor allem vor dem Hintergrund der unattraktiven Alternativen wie Geldmarkt oder Anleihen. Die Schritte vorwärts werden aber wohl auch bei Aktien nur klein sein weil einfach die Phantasie fehlt. Das Gewinnmomentum nach oben verlangsamt sich und die Zinserhöhungen tun den Rest. Hauptproblem bleiben aber die USA, nicht so sehr Europa oder Asien. Der hoch verschuldete US-Konsument macht zusammen mit einem Ende des Immobilienbooms den Ausblick für den größten Aktienmarkt der Welt wenig interessant.

e-fundresearch: Mit einer Jahresendrally rechnen Sie nicht?

Jens Ehrhardt: Doch, das wäre möglich. Wenn gegen Jahresende in den USA eventuell die Zinsen gesenkt werden, wäre das für Aktien ein Turbo. Derzeit müssen die Ängste an den Börsen aber noch ausgeschwitzt werden.

Wo Schmankerl zu finden sind…

e-fundresearch: Abgesehen von den USA, wo sollte man derzeit nicht investiert sein und wo schon?

Jens Ehrhardt: Die USA meiden wir ganz klar. Generell muss man sagen, dass auf breiter Front bei Aktien wenig zu erwarten ist. Man muss schon sehr selektiv vorgehen um Schmankerln zu finden: Wir sehen momentan z.B. Chancen bei russischen Öltiteln, einigen Goldaktien aber auch europäischen Versorgern und (Rück-) Versicherern. Hier sind die Dividendenrenditen hoch und bilden ein natürliches Polster gegen Verluste. Auch wirkt hier die Übernahme-Phantasie weiter. Gleiches gilt etwa für europäische Banken, wie das Beispiel Italien rund um Banca Intesa und Sanpaolo IMI zeigt.

Finger weg bei Solaraktien, Indien und Türkei

Warnen würde ich Anleger generell nur vor Investments bei Solaraktien. Dieser Bereich sieht mir doch sehr überhitzt aus. Finger lassen sollte man vielleicht noch von Aktien aus Indien oder der Türkei. Besonders die Türkei ist weiterhin ein Problemland mit hohem Leistungsbilanzdefizit, sehr hohen Zinsen und einer volatilen Währung. Indien ist von den Emerging Markets der teuerste Markt, Brasilien und China schon viel billiger.

Aufpassen muss man zudem bei Rohstoff-Investments, besonders bei Hard-Commodities wie Metallen. Soft-Commodities wie Getreide sind bei weitem nicht so stark gestiegen.

Nicht den Kursen hinterherlaufen!

e-fundresearch: Sie sind schon seit mehreren Jahrzehnten als Vermögensverwalter tätig. Welche Fehler machen Anleger am Häufigsten und wie lauten Ihre Ratschläge an die Investoren um ihre Anlageergebnisse zu verbessern?

Jens Ehrhardt: Die meisten Anleger verhalten sich pro-zyklisch und laufen den Kursen hinterher. Wichtiger wäre zu fragen: Was ist billig, was ist teuer? Im Jahr 2000 haben viele Leute Aktienfonds gekauft und Rentenfonds verkauft. Jetzt sind Rentenprodukte – trotz der niedrigen Zinsen - wieder beliebt und bei Aktienfonds ist man vorsichtig. Auch das spricht mittelfristig für Aktien.

e-fundresearch: Der im Juli für die direktanlage.at aufgelegte Top Vario Mix gilt als eine Art fondsbasierte Vermögensverwaltung. Was darf der Anleger von diesem Produkt erwarten?

Jens Ehrhardt: Dieser Fonds investiert in Aktien, Renten und Investmentfonds und kann je nach Marktlage den Aktienanteil zwischen 0 und 100 Prozent variieren. Mit der Freiheit, sich gegebenenfalls ganz aus den Aktienmärkten zurückzuziehen, haben wir die Möglichkeit, im Sinne des Absolute-Return-Gedankens auch in anhaltenden Baissephasen Verluste zu vermeiden. Ein vergleichbares Portfolio ist unser bereits 2001 aufgelegte Tri Style Fund. Die Entwicklung dieses Fonds in den letzten drei Jahren sollte nachhaltig auch für den Top Vario Mix realistisch sein. Wir sprechen hier von Jahresrenditen zwischen 6-8 Prozent bei einer unterdurchschnittlichen Volatilität im Vergleich zu Aktien.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!

Alle Daten per 24.8.2006 in Euro
Quelle:  

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