Das Vertrauen der österreichischen Anleger in eine positive Entwicklung des Aktienmarktes ist trotz aktueller Volatilität groß: Bei der im Juni erstmals in Österreich durchgeführten „JPMorgan Investor Confidence“-Studie von JPMorgan Asset Management zeigten sich 59 Prozent optimistisch, dass die Kurse in den kommenden sechs Monaten steigen werden. Ein vergleichsweise niedriger Prozentsatz (19 Prozent) hält eine positive Entwicklung des österreichischen Aktienindex ATX für unwahrscheinlich.
„Gerade während der ersten Welle unserer Studie war der ATX von über 3.800 Punkten auf 3.300 Punkte abgestürzt, die Kurskorrekturen haben aber offensichtlich nur einen kleinen Teil der Anleger verunsichert“, rekapituliert Berndt May, Head of JPMorgan Asset Management Österreich, die volatile Marktphase im Befragungszeitraum zwischen 30. Mai und 16. Juni.
Mit 62 Prozent Optimisten sind Aktienbesitzer die Teilgruppe mit der positivsten Stimmung. In der Gesamtbevölkerung liegt der Wert mit 55 Prozent positiv gestimmten Österreichern erwartungsgemäß etwas unter den Investmentbesitzern. Dass es bei den weiblichen Befragten 59 Prozent Optimistinnen gibt und diese noch vor den Männern mit 58 Prozent liegen ist bemerkenswert – in den anderen Ländern sind Frauen erfahrungsgemäß immer etwas vorsichtiger in ihrer Bewertung.
FESSEL-GfK errechnet JPMorgan Investor Confidence-Index
Der JPMorgan Investor Confidence-Gesamtindex liegt in dieser ersten Befragung bei 4,6 (Deutschland: 4,7, Schweiz: 6,7). Für die Berechnung des Index werden die einzelnen Antwortvorgaben mit einem Faktor gewichtet: sehr wahrscheinlich: +20, wahrscheinlich: +10, weder wahrscheinlich noch unwahrscheinlich: 0, unwahrscheinlich: -10, sehr unwahrscheinlich: -20. Der Mittelwert dieser gewichteten relativen Antwortwerte bildet die Marktstimmung ab“, erklärt Mag. Alexander Zeh, Leiter der Finanzmarktforschung bei FESSEL-GfK Institut für Marktforschung GesmbH. Das Marktforschungsinstitut GfK befragt im Auftrag von JPMorgan Asset Management Österreich quartalsweise seit Juni 2006 je 1.500 österreichische Männer und Frauen, wie sie die Entwicklung der Aktienmärkte einschätzen und wie ihr derzeitiges Investitionsverhalten aussieht. „Der Faktor 4,6 bedeutet, dass die Anleger relativ optimistisch für eine positive Entwicklung an der Börse sind und spiegelt gute Stimmung wider,“ so Zeh.
Nur Schweizer optimitischer
Im Optimismus-Vergleich werden die österreichischen Privatanleger (59 Prozent) lediglich von den Schweizern übertroffen (66 Prozent), während die Deutschen (54 Prozent) und Schweden (50 Prozent) etwas weniger Vertrauen in die heimischen Märkte setzen (siehe Grafik unten). Der Abstand zu den Anlegern aus Belgien (43 Prozent) fällt noch gravierender aus. In Großbritannien wurde in der aktuellen Befragungswelle ein Allzeit-Stimmungstief gemessen. Nur 18 Prozent der Privatanleger sehen momentan eine positive Aktienmarktentwicklung als wahrscheinlich an.
Vorarlberg Optimismus-Tabellenführer
Im Bundesländervergleich der Börsen-Optimisten stechen die Vorarlberger heraus: 65 Prozent sind von einer positiven ATX-Entwicklung überzeugt. Die Oberösterreicher erreichen mit 63 Prozent den zweiten Platz, Steiermark und Burgenland (je 62 Prozent) folgen mit wenig Abstand. Die Wiener bilden mit 60 Prozent Optimisten leicht überdurchschnittlich das goldene Mittelfeld, während Tirol, Niederösterreich und Salzburg (je 56 Prozent) unter dem gesamt-österreichischen Durchschnitt liegen. Beim Schlusslicht Kärnten sind nur 43 Prozent der Anleger optimistisch gestimmt.
Hohe Investitionsbereitschaft: 51 Prozent planen weitere Anlagen
Die positive Grundstimmung schlägt sich auch auf die Planung weiterer Kapitalanlagen nieder: 51 Prozent der österreichischen Privatinvestoren erklären, in den nächsten zwölf Monaten investieren zu wollen. Die Österreicher führen mit Ihrer Kauflust das europäische Spitzenfeld an. An zweiter Stelle liegen die Deutschen mit 43 Prozent Interessenten. Im Vergleich dazu agieren die Schweizer trotz einer ausgeprägt optimistischen Stimmung verhalten. Nur 29 Prozent der eidgenössischen Investmenthalter planen, weiterhin anzulegen. Das investitionsfreudigste Bundesland ist Oberösterreich: Hier zeigen 61 Prozent der Befragten Kaufinteresse. Obwohl die Kärntner beim Optimismus die letzte Stelle im Bundesländer-Ranking einnehmen, gehören sie mit zu den Investitionsfreudigsten: 60 Prozent der Anleger planen, im nächsten Jahr zu investieren. Fast zehn Prozentpunkte darunter liegen die Wiener (51 Prozent). Es folgen die Burgenländer, die mit den äußerst optimistischen Vorarlbergern sowie Salzburg und Niederösterreich (alle 47 Prozent) gleichauf liegen. Die Tiroler und die Steiermark mit 42 Prozent Kaufinteressenten unterschreiten als Nachzügler den österreichischen Durchschnittswert deutlich.
Fonds beliebtestes Anlageinstrument der Österreicher
„Wie unsere aktuelle JPMorgan Investor Confidence-Studie zeigt, haben die österreichischen Privatinvestoren bei Geldanlagen einen Vorsprung vor den Deutschen. Fast jeder Dritte der befragten Österreicher besitzt bereits Fonds und andere Investments, in Deutschland ist es lediglich jeder Fünfte“, zieht May den Vergleich zu den Nachbarn.
Die beliebteste Anlageform in Österreich sind Investmentfonds, in die 20 Prozent der Befragten investiert sind, gefolgt von Aktien (13 Prozent) und Anleihen (9 Prozent). Dagegen geben nur 2 Prozent der Anleger an, Optionsscheine zu besitzen. Traditionell sind Männer die aktiveren Anleger. So besitzen 34 Prozent der männlichen Befragten Wertpapiere und Investments, im Vergleich zu 25 Prozent der befragten Frauen.
Bei den für die nähere Zukunft geplanten Investitionen sind Fonds führend in der Anlegergunst: 24 Prozent gaben an, innerhalb des nächsten Jahres in Fonds investieren zu wollen; 26 Prozent der Anleger planen, ein Sparbuch zu eröffnen. Aktien liegen mit 14 Prozent an dritter Stelle, Anleihen (7 Prozent) und Zertifikate (2 Prozent) sind weit abgeschlagen.
Markteinschätzung als Indikator für Investitionsinteresse
„Die Ergebnisse unserer Studie liefern Finanzvermittlern, Journalisten und anderen Interessierten vierteljährlich einen repräsentativen Gradmesser der Stimmung und Kauflust österreichischer Privatanleger“, erklärt May den Hintergrund der Studie. „Die JPMorgan Investor Confidence-Studie wird bereits seit Jahren mit großem Erfolg in Belgien, Deutschland, Großbritannien und Schweden durchgeführt. Damit ist ein direkter pan-europäischer Vergleich der Anlegerstimmung möglich“, bestätigt GfK-Marktforschungsexperte Zeh.
Berndt May abschließend: „Die sehr interessanten Unterschiede innerhalb Österreichs und zu anderen europäischen Privatinvestoren sind eine erste Momentaufnahme. Es wird spannend, die weitere Entwicklung der Markteinschätzung und Investitionsbereitschaft zu verfolgen, die sich im JPMorgan Investor Confidence-Index abbilden wird“. Ab der zweiten Welle werden der JPMorgan Investor Confidence-Index und der JPMorgan Investor Confidence-Gesamtindex berechnet und mit der tatsächlichen Aktienmarktentwicklung verglichen.