Fondskauf für Sparfüchse

Wer sich nach reiflicher Überlegung endlich für den Erwerb eines passenden Investmentfonds entschieden hat, der steht vor einem weiteren Problem: Wo sollte man seinen Fonds am besten kaufen? Und vor allem: Wo fallen die geringsten Gebühren an? e-fundresearch hat für Sie nachgerechnet… Funds | 28.06.2006 07:57 Uhr
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Fonds kosten Geld. Diese Spesen gliedern sich ganz generell in zwei große Blöcke: Beim Fondskauf fallen Spesen (z.B. Ausgabeaufschlag) an, während der Laufzeit des Fonds werden für das Fondsmanagement und die Verwaltung des Fonds durch die Kapitalanlagegesellschaft und Depotbank laufend Kosten abgezogen (Details zu Fondskosten finden Sie hier).

Warum zahlt man einen Ausgabeaufschlag?

Der Ausgabeaufschlag (AGA) fällt aber nur einmalig beim Fondskauf an und wird vom Anleger an die Vertriebsstelle (Bank, Vermögensberater, Online Broker, etc.) bezahlt. In einer Filialbank wird mit dem AGA sowohl die Beratungs- als auch die Vertriebsleistung abgegolten. Die Kostenspanne erstreckt sich von weniger als 0,5 Prozent bei Geldmarktfonds bis zu sechs Prozent und mehr bei Aktienfonds. Investiert ein Anleger beispielsweise 10.000 Euro bei fünf Prozent AGA, werden effektiv nur 9.500 Euro in den jeweiligen Fonds investiert und 500 Euro von der Bankfiliale oder dem Vermögensberater einbehalten.  In den letzten Jahren gab es zwar Druck auf die hohen Ausgabeaufschläge durch Discount Angebote der Online Broker, in der Gesamtheit sind jedoch die durchschnittlichen AGAs sogar angestiegen.

Vielen Anlegern ist auch nicht bewusst, dass die AGA nicht Erträge der Fondsgesellschaften sondern Vertriebsprovisionen für Bank- und Vermögensberater sind. Inwieweit für die bezahlten AGAs auch eine entsprechende Beratung geboten wird hängt vor allem von der Kompetenz der Berater bzw. der Fondsverkäufer ab. Umso wichtiger ist es, dass der Anleger mit eigenen Vorstellungen und Informationen in diese Beratungsgespräche geht. In Abhängigkeit vom veranlagten Volumen gibt es entsprechenden Verhandlungsspielraum für Anleger um die Höhe des AGA zu reduzieren. Die Fondsgesellschaft selbst verdient am AGA meistens nichts. Ähnlich zum AGA können auch Rücknahmegebühren beim Verkauf des Fonds verrechnet werden. Diese mindern dann den Verkaufserlös des Anlegers.

Wo man Fonds kaufen kann

Während die laufenden Kosten (z.B. TER – Total Expense Ratio) rein abhängig vom ausgewählten Fonds sind – und nicht von der Art und Weise des Kaufes  – können Anleger bei dem Erwerb eines Fonds unmittelbar Kosten sparen. Entscheidend dabei ist das „Wo“, also der Ort des Kaufes. Die verschiedenen Möglichkeiten im Überblick:

  1. Hausbank: Über diesen Vertriebsweg werden immer noch die meisten Fondsanteile verkauft. Die Kundenbetreuer in den Filialen lassen sich diese Beratung in der Regel gut bezahlen - meist mit den regulären Ausgabeaufschlägen. Weiterer Nachteil: Sie bieten vorzugsmäßig oder ausschließlich hauseigene Fonds, d.h. Produkte der eigenen Kapitalanlagegesellschaft („closed architecture“) an. Mittlerweile hat aber auch hier ein Trend in Richtung „guided architecture“ stattgefunden und immer mehr Banken vertreiben auch Produkte von einigen ausgewählten Fondspartnern. Theoretisch bekommt der Anleger bei der Hausbank auch fremde Fonds, aber das kostet oft zusätzliches Geld.
  2. Fondsgesellschaft: Der Kauf über den direkten Weg bei der Fondsgesellschaft bietet  kaum oder keine Beratung und empfiehlt sich deswegen nur für denjenigen, der sich bereits für einen konkreten Fonds entschieden hat. Der Vorteil: Der Anleger bezahlt bei vielen Fondsgesellschaften keine oder nur moderate Depotgebühren. Anders dagegen beim Ausgabeaufschlag: Den verlangen die Gesellschaften zumeist in voller Höhe - mit Rabatten sind sie dagegen eher zurückhaltend. Bei konzerneigenen Fondsgesellschaften zahlen Anleger dagegen meist keine Umschichtungsgebühren für einen Fondswechsel innerhalb der Gesellschaft.
  3. Discountbroker: Die Discountbroker haben das Wertpapiergeschäft – auch durch die zunehmende Bedeutung des Internets – in den letzten Jahren rationalisiert, bieten für ihre Discountpreise aber meist keinerlei Beratung. Die Rabatte (oftmals sogar mehr als 50 Prozent vom regulären Ausgabeaufschlag) und teilweise moderate Depotpreise sollen dafür entschädigen. Wer also seinen Fonds-Einkaufszettel selbst schreibt, kann bei Discountbrokern viel Geld sparen. Die Preisunterschiede sind jedoch enorm und ein Vergleich, zugeschnitten auf das eigene Anlageverhalten, ist notwendig. Gerade für versierte Anleger, die regelmäßig größere Beträge umschichten bzw. investieren, lohnt sich der Wechsel von der Beraterbank zur Discountbank finanziell auf jeden Fall.
  4. Freie Fondsvermittler: Diese bieten eine große Fondsauswahl der verschiedenen Gesellschaften und leben von den Provisionen, die sie für die Vermittlung der Fonds kassieren und – ähnlich wie Versicherungsvermittler – von einer Bestandsprovision, die ihnen die Fondsgesellschaft jährlich zahlt. Manche Fondsvermittler geben aber Teile des Ausgabeaufschlags in Form von Rabatten an die Anleger ab. Ansonsten leiten sie den Kaufauftrag der Fondsanteile an die Gesellschaft weiter. Das heißt, der Anleger ordert den Fonds beim Vermittler und nimmt den Rabatt mit, verwahrt werden die Fondsanteile aber bei der Fondsgesellschaft – zu deren Konditionen. Die Qualität der Vermittler unterscheidet sich stark. Vorsicht gilt laut Konsumentenschützern bei Vermittlern, die direkt zur Zahlung auffordern, eine Vollmacht für das Investmentkonto vom Kunden verlangen oder zum schnellen Abschluss drängen.
  5. Börse: Während man Aktien mittlerweile selbstverständlich über die Börse kauft, bietet sich dieser Weg bei Fonds erst seit wenigen Jahren an. Dementsprechend noch relativ gering ist auch der Anteil jener Anleger, die Fonds über einer der Fondsbörsen wie Hamburg, Berlin-Bremen, München, Düsseldorf oder seit kurzem auch Frankfurt ordern. Das Angebot ist dagegen bereits sehr groß: So bietet die bereits im Jahr 2002 gegründete und größte Fondsbörse in Hamburg bereits 2.700 offene und 1.900 geschlossenen Fonds an. Der Hauptvorteil dabei: Die Anleger müssen keine Mindestanlagesummen beachten (Mindestspesen bei ihrer Bank jedoch schon) und zahlen auch keinen Ausgabeaufschlag. Dafür gibt es andere Kosten. Börsenmakler verlangen eine Courtage von rund 0,08 Prozent der Investmentsumme. Banken berechnen zusätzlich noch Ordergebühren, wobei Direktbroker naturgemäß billiger sind. Der größte Kostenblock ist jedoch der so genannte Spread, also der Unterschied zwischen An- und Verkaufskurs. Dieser bewegt sich etwa an der Fondsbörse Hamburg zwischen 0,5 und 2,5 Prozent bei aktiv gemanagten Aktienfonds und 0,2 bis 1,5 Prozent bei Anleihenfonds. Der ZZ1 Fonds (regulärer Ausgabeaufschlag von zehn Prozent) weist etwa einen Spread von zwei Prozent auf. Verkaufen Anleger die Anteile später wieder über die Börse zahlen sie diese Gebühren jedoch erneut. Die Verkaufsgebühren der Broker können Anleger jedoch umgehen, wenn sie die Anteile direkt an die Fondsgesellschaft verkaufen. Außerdem ist ein Intraday-Handel der Anteile rein technisch möglich.

Wer ist am Billigsten?

Anleger müssen sich vor dem Kauf eines Fonds zuerst einmal entscheiden, ob Sie eine Beratung wünschen oder nicht. Wer sich seine Fonds selbst aussucht – und dafür lieber Kosten spart – kann grundsätzlich zwischen dem Kauf über die Fondsgesellschaft, einer Discountbank oder die Börse wählen. Generell gilt: Für Fonds mit hohen Rabatten (etwa ab 75 Prozent), No-Load-Fonds (also Fonds ohne Ausgabeaufschlag) und Geldmarktfonds (diese weisen – wenn überhaupt – zumeist nur sehr niedrige Ausgabeaufschläge auf) lohnt sich der Börsenkauf im Vergleich zum Kauf über einen Discountbroker eher nicht.

Im Einzelfall muss der Anleger individuell nachrechnen. Die meisten Aktienfonds, zum Beispiel bei Direktbanken wie Brokerjet, direktanlage.at (Österreich) oder Cortal Consors, Comdirect oder DAB (Deutschland), werden mit einem Rabatt zum regulären Ausgabeaufschlag von 50 Prozent angeboten.

Beispiel: Fidelity European Growth

Der Fidelity European Growth Fund (LU0048578792) etwa kostet bei Brokerjet (www.brokerjet.at) statt dem regulären AGA von 5,25 nur 2,62 Prozent und bei der Direktanlage (www.direktanlage.at) mit 2,36 Prozent sogar noch etwas weniger. Inklusive zusätzlicher Kosten (direktanlage berechnet eine fixe SWIFT-Gebühr von zwei Euro) muss der Anleger bei einer Kaufsumme von Euro 5.000 zwischen 131 (Brokerjet) und 120 Euro (Direktanlage) kalkulieren. Im Vergleich zum regulären AGA von 262,5 Euro bereits eine Ersparnis von rund 50 Prozent.

Kauft man den Fidelity European Growth Fund für Euro 5.000 über die Börse Hamburg (www.fondsboerse.de), spart man sogar noch zusätzlich. Bei der Direktanlage würde der Kauf 51 Euro kosten, bei Brokerjet 35,8 Euro wobei sich die Spesen der beiden Häuser wie folgt zusammensetzen:

  • Spread: 0,47 Prozent
  • Maklercourtage: 0,08 Prozent
  • Ordergebühren: 0,225 Prozent plus 11,95 Euro bei der Direktanlage bzw. 0,1645 Prozent bei Brokerjet

Im Vergleich zum regulären Ausgabeaufschlag also eine Ersparnis von 80 bzw. 86 Prozent.

Fazit

Ein Kauf über die Börse lohnt sich besonders für Anleger, die sich ihren Fonds-Einkaufszettel selbst schreiben. Je nach Anlagesumme – laut Zahlen von Stiftung Warentest lohnt sich der Gang über die Börse ab rund 500 Euro – kann dabei viel gespart werden. Generell gilt: Für Fonds mit hohen Rabatten (etwa ab 75 Prozent), No-Load-Fonds (also Fonds ohne Ausgabeaufschlag) und Geldmarktfonds (diese weisen – wenn überhaupt – zumeist nur sehr niedrige Ausgabeaufschläge auf) lohnt sich der Börsenkauf im Vergleich zum Kauf über einen Discountbroker eher nicht. Im Einzelfall muss der Anleger individuell nachrechnen und die Spreads mit den angebotenen Ausgabeaufschlägen vergleichen.

Alle Daten per 26.6.2006 in Euro
Quelle:

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
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