Europas Hedge Fund Branche im Überblick

Welche verschiedenen Hedge Fund Stile unterscheidet man. Was sind deren Vor- und Nachteile bzw. welche Bilanz können Hedge Fund Anleger in diesem Jahr ziehen? Ein Gastkommantar von Robert Hardmeier, Fondsmanager bei Clariden. Funds | 27.06.2006 13:25 Uhr
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Anleger sind, unabhängig von der Marktlage, ständig auf der Suche nach positiven Renditen. Eine Möglichkeit zum Erreichen dieses Ziels besteht darin, das Anlageuniversum um alternative Anlageklassen und -strategien zu erweitern. Alternative Investments wie Hedge Funds, Private Equity Beteiligungen, Immobilien- und Rohstoffengagements erhöhen die Diversifizierung und senken das Risiko.

Hedge Funds Strategien und Merkmale

1. Relative Value:

Nützt Renditedifferenzen aus. Arbitragestrategien erwirtschaften Gewinne, indem sie sich die Preisunterschiede zwischen zwei eng miteinander verbundenen Wertpapieren zunutze machen:

a) Convertible Arbitrage: Sie zieht ihren Nutzen aus Preisanomalien bei Wandelanleihen, z.B. durch den Kauf einer unterbewerteten Wandelanleihe und den Verkauf der zugrunde liegenden Aktie.

b) Fixed Income Arbitrage: Sie macht sich Preisunterschiede zwischen verschiedenen festverzinslichen Instrumenten zunutze, z.B. durch Kauf/Verkauf zweier unterschiedlicher Anleihen unter der Annahme, dass sich die Renditedifferenz verringert oder vergrößert.

c) Equity Arbitrage: Sie setzt auf Preisunterschiede zwischen verschiedenen Aktienklassen ein und desselben Unternehmens an einem oder verschiedenen Handelsplätzen, z.B. durch den Kauf eines ADR eines Unternehmens und den Verkauf lokal gehandelter Titel desselben Unternehmens in einem gegenläufigen Geschäft. 

2. Event Driven:

Besondere Ereignisse Gewinn bringend nutzen. Hierbei stehen Unternehmen im Mittelpunkt, die sich in einer besonderen Situation befinden oder mit einem speziellen Problem konfrontiert sind:

a) Merger Arbitrage: Fusions-und Übernahmekandidaten werden mitunter wegen noch ausstehender Zustimmung seitens der Aktionäre, rechtlicher Fragen oder anderer Faktoren mit einem Auf-oder Abschlag auf ihren fairen Wert gehandelt.

b) Distressed Securities: Hierbei suchen Manager nach Anlagechancen bei Unternehmen, die sich mit großen Herausforderungen wie Reorganisation, Konkurs oder eingeschränktem Zugang zu den Kapitalmärkten konfrontiert sehen. Die Folge können massive Kursabschläge oder Überreaktionen am Markt sein. Wichtig hierbei: der Grossteil der institutionellen Anleger darf auf Grund von Anlagebeschränkungen keine Wertpapiere halten, die als spekulativ eingeschätzt werden.

c) Special Situations: Hierzu gehören vor allem Privatisierungen, Liquidationen, Kapitalerhöhungen, Sekundäremissionen, Platzierungen, Squeeze-Outs (Hinausdrängen von Minderheitsaktionären) und Börsengänge.

3. Equity Hedge:

Alpha Gewinn bringend nutzen. Diese Strategie konzentriert sich auf die Suche nach unter- oder überbewerteten Aktien, die meist aus der gleichen Branche stammen. Um gute Resultate zu erzie-len, sind fundierte Aktienanalysen und eine effektive Einzeltitelauswahl zentrale Voraussetzungen.

a) Long/Short Equity: Im Mittelpunkt steht das Pair Trading in demselben Marktsektor, d.h. Kauf unter- und Verkauf überbewerteter Aktien.

4. Directional Trading:

Trends Gewinn bringend nutzen. Diese Strategie beinhaltet die Zuteilung des Vermögens auf verschiedene Anlageklassen basierend auf der Einschätzung des Managers zum Wirtschafts- und Marktausblick.

a) Global Macro: Diese Strategie versucht, sich das frühzeitige Erkennen langfristiger makroökonomischer Veränderungen zunutze zu machen. Dazu zählen Änderungen in der Wirtschaftspolitik, die sich auf die Zins-, Anleihe-, Aktien- und Devisenmärkte auswirken können.

b) Managed Futures: Grundlage dieser Strategie sind meist computergestützte Handelssysteme, mit denen kurzlebige Trends an den Rohstoff-, Devisen-, Aktien- und Anleihe-Futures-Märkten ermittelt werden sollen.

c) Market Timing: Bei dieser Strategie werden Vermögenswerte innerhalb des Anlageuniversums zugeteilt, wobei in oder aus Anlagen umgeschichtet wird, die sich am Beginn eines Auf- oder Abwärtstrends befinden. 

Die europäische Hedge Funds Branche
 
Die Branche wächst nach wie vor mit rasantem Tempo. Angaben von Eurekahedge zufolge belief sich das verwaltete Vermögen per Ende 2005 auf 350 Mrd. USD. Gegenüber 2003 ist das eine Steigerung um mehr als 100%. Europäische Hedge Funds machen rund 30% der globalen Hedge Funds Branche aus. Überdies ist die Zahl der europäischen Hedge Funds Manager in den letzten Jahren auf mehr als 1.650 gestiegen.

Aufschlüsselung des in Hedge Funds investierten Vermögens nach Strategien

Rund ein Drittel des gesamten verwalteten Vermögens entfällt auf die Equity Hedge Strategie. 

Aufschlüsselung Hedge Funds nach Anlagemandaten

Gut die Hälfte der europäischen Hedge Funds legt weltweit an. Reine europäische Mandate machen 29% aus. 

 

Rückblick
 
Event Driven Strategien
profitierten von den in den letzten Jahren deutlich zugenommenen M&A Aktivitäten und gehörten zu den tragenden Säulen des für Hedge Funds hervorragenden ersten Quartals 2006. Die M&A Aktivitäten könnten durchaus auch in nächster Zeit anhalten. Überdies dürften laufende Restrukturierungen und der damit einhergehende Druck zur Erzeugung eines «Shareholder Value» – häufig über ein optimiertes Kapitalmanagement – zahlreiche Anlagechancen im Bereich der Special Situations eröffnen. 

Den Relative Value Strategien kam die insgesamt höhere Volatilität an den Optionsmärkten sowie die Zunahme der Risikoaversion zugute. Diverse Bewertungskennzahlen lassen jedoch vermuten, dass einige Märkte inzwischen ausgereizt sind. Schwächeanfällig erscheinen insbesondere einige Hochzinsmärkte.

Für die Equity Hedge Strategien verlief das erste  Quartal wegen des rasanten Anstiegs an den Aktienmärkten uneinheitlich. An die Spitze der Rally setzten sich Titel minderer Qualität sowie kleinkapitalisierte Werte, während Qualitätswerte enttäuschten. Für Zugewinne innerhalb dieser Strategie sorgten ausschließlich «Long» Positionen. «Short» Fonds hatten in diesem Umfeld naturgemäß hart zu kämpfen.

Erneut eine gute Performance erzielten im ersten Quartal die Directional Trading Strategien. Als wichtige Quelle für zahlreiche Anlagechancen erwiesen sich die Aktienmärkte, was sich als vorteilhaft für Fonds mit Schwerpunkt Aktien herausstellte. Extrem rentabel waren auch die «Long» Positionen in Aktien vs. Anleihen. 

Fazit

Anleger können sich auf verschiedene Weise in der wachstumsstarken Hedge Funds Branche engagieren. So können sie aus einer großen Bandbreite an Hedge Funds Kategorien auswählen wie global oder regional anlegende Hedge Funds, Hedge Funds mit einer oder mehreren Strategien oder Fund of Hedge Funds. Jede Kategorie zeichnet sich durch eigene Merkmale und ein ihr eigenes Risikoprofil aus. Vor einer Anlage in Hedge Funds sollten Anleger Vor- und Nachteile jeder Strategie sorgfältig analysieren und abwägen. Angesichts der Vielfalt der angebotenen Fonds sollte jeder Anleger das Anlageinstrument finden können, das zu seinem persönlichen Risikoprofil passt. 


Über den Autor:
Robert Hardmeier ist Fondsmanager bei  Clariden in Zürich.


Gastkommentare werden von anerkannten Finanzmarktexperten verfasst, deren Meinungen nicht mit jener der e-fundresearch.com Redaktion übereinstimmen müssen.

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