Rendite mit Fettleibigkeit

Neben Internet-Aktien sind Biotechs – gemessen am MSCI World/Biotechnology Index – heuer die größten Verlierer. Fundamental betrachtet gibt es dazu aber keine Gründe, so Tim Jaklsland, Fondsmanager des Nordea 1 – Biotech Fund. Und auf Sicht der letzten fünf Jahre liegt sein Fonds im ersten Quartil. Funds | 23.06.2006 07:31 Uhr
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e-fundresearch: Gemessen an der Entwicklung des MSCI World/Biotechnology Index verlor der Sektor seit Jahresbeginn rund 15 Prozent an Wert und gehört dabei nach Internet-Aktien zu den größten Verlierern 2006. Was waren die Gründe? Tim Jaksland: Es stimmt, dass Biotech-Aktien dieses Jahr stark verloren haben. Da dieser Sektor aber von vielen Anlegern noch als sehr risikoreich angesehen wird, leiden diese Aktien besonders unter der Sektorrotation raus aus risikoreichen Assets rein in risikolosere Veranlagungen.

Keine fundamentalen Gründe für Kursverluste

Fundamental betrachtet gibt es für diese Entwicklung aber keine Begründung, denn die gesamte Branche ist in den letzten zehn Jahren viel erwachsener geworden und der Anteil profitabler Unternehmen ist um einiges größer als in der Vergangenheit. Diese Veränderungen haben sich in den Köpfen der Anleger jedoch noch nicht durchgesetzt.

„2006 war eine totale Enttäuschung“

e-fundresearch: Heißt dass, dass Sie jetzt verstärktes Aufholpotential für Biotechs orten?

Tim Jaksland: Das heurige Jahr war eine totale Enttäuschung, aber die Fundamentaldaten sind besser als je zuvor. Mittelfristig wird sich das auch in der Kursentwicklung widerspiegeln, davon bin ich überzeugt. Außerdem sprechen viele Top-Down Gründe für ein Biotech-Investment…

Drei Megatrends sprechen für Biotechs

e-fundresearch: Zum Beispiel?

Tim Jaksland: Einer der Hauptgründe ist sicherlich die globale demografische Entwicklung: Die durchschnittliche Lebenserwartung steigt immer weiter. In den USA etwa betrug diese im Jahr 2000 77,2 Jahre. Bis zum Jahr 2050 dürfte dieser Wert auf 83,9 Jahre ansteigen. Und Menschen über 65 Jahre geben fünfmal so viel Geld für ihre Gesundheit aus als jüngere Leute.

Zweitens spricht der technologische Fortschritt für den Sektor: Immer schnellere und bessere Technologien ermöglichen erst viele Forschungen im Bereich der Biotechnologie. Außerdem geht der Trend hin zu personalisierten d.h. auf den jeweiligen Typ individuell abgestimmte Medikamente. Auch das haben neue Technologien eigentlich erst möglich gemacht.

Und drittens schafft die Globalisierung gänzlich neue Märkte für Biotech-Firmen: Immer mehr Leute in den Schwellenländern können sich westliche Medikamente leisten. Außerdem nähert sich die Lebensweise dieser Menschen oftmals stark denen in den USA oder Europa an, weshalb westliche Zivilisationskrankheiten mit übernommen werden.

Diabestes: „Coca-Cola-Nisation“ schafft Investmentchancen

e-fundresearch: Können Sie auf diesen Punkt genauer eingehen?

Tim Jaksland: Das beste Beispiel ist Diabetes – zum Beispiel ausgelöst durch einen ungesunden Lebensstil – Stichwort „Coca-Cola-Nisation“. Dieser Trend ist enorm stark und wird von den meisten Analysten unterschätzt. Zusätzlich steigt auch mit dem Alter das Risiko einer Diabtes-Erkrankung. Das alles führt dazu, dass in den USA bereits 132 Mrd. US-Dollar pro Jahr für die Behandlung von Diabetes ausgegeben werden.

Und in den nächsten 20 Jahren werden täglich 19.000 neue Menschen an Diabetes erkranken. Interessanterweise werden in den BRIC-Ländern im Jahr 2030 mehr Leute Diabetes haben als in den USA, Europa und Japan zusammen. Davon wird sich knapp ein Fünftel entsprechende Medikamente leisten können und damit den größten Markt weltweit darstellen.

Im Fonds spielen wir diesen Trend etwa mit den Aktien von Amylin Pharmaceutical, einem US-Unternehmen das im Vorjahr ein komplett neues Medikament auf den Markt gebracht hat welches sehr gut läuft. Außerdem haben wir stark in Novo Nordisk investiert.

„Generika für Biotechs kaum ein Risiko“

e-fundresearch: Aber es gibt auch Risiken. Generika etwa, also billige Kopien von Medikamenten. Wie wirkt sich das auf Biotechs im Vergleich zu Pharma-Titeln aus?

Tim Jaksland: Generika sind für die Pharma-Branche ein großer Risikofaktor. Für Biotechs schon sehr viel weniger. Biologische Medikamente können kaum kopiert werden da ihre Herstellung viel komplexer ist.

Indexumstellung verhalf zur Outperformance

e-fundresearch: Seit Auflage des Nordea 1 - Biotech Fund im April 2000 bis September 2003 hat der Fonds um kumuliert 15 Prozent weniger eingebracht als ein Investment in den NASDAQ Biotechnology Index, wobei etwaige Dividenden noch gar nicht berücksichtigt sind. Seit damals schlägt der Fonds den Index aber um kumuliert 35 Prozent. Was wurde geändert?

Tim Jaksland: Eigentlich nichts. Der Fonds wird seit Auflage nach dem gleichen thematischen Investmentansatz von Nordea verwaltet. Geändert hat sich nur der NASDAQ Biotechnology Index, welcher damals noch marktkapitalisierungsgewichtet war. Das resultierte etwa in einer Gewichtung von AMGEN von über 30 Prozent, während aufgrund des Investmentfondsgesetztes maximal 10 Prozent des Fondsvolumens in Aktien eines Unternehmens erlaubt. Seit damals wird der Index anhand einer modifizierten Marktkapitalisierung gewichtet und ist außerdem viel breiter gestreut. AMGEN macht etwa „nur“ noch 15 Prozent des Index aus.

„15 Prozent Performance erscheinen langfristig realistisch“

e-fundresearch: Berücksichtigt man das Chancen/Risiko des Sektors, welche Renditen erscheinen Ihnen langfristig mit einer Anlage in Biotech-Aktien realistisch?

Tim Jaksland: Zuerst einmal sollte man sagen, dass besonders in einem so volatilen Sektor wie Healthcare Diversifikation ungemein wichtig ist. Ich würde niemandem raten, nur in einige wenige Einzelaktien zu investieren. Besser sind da schon spezielle Fonds.

Was Performanceprognosen betrifft, ist das natürlich immer schwierig zu sagen. Aber berücksichtigt man das durchschnittliche langfristige Gewinnwachstum der Biotech-Unternehmen von 15 Prozent bzw. die mittlerweile eher schon günstigen Bewertungen des Sektors, erscheinen mir Renditen von 15+ Prozent realistisch. Denn mittlerweile sind profitable Biotech-Unternehmen anhand des KGV in etwa nur noch so teuer wie die viel defensiveren Pharma-Titel. Ein Phänomen das nur selten auftritt. Aufgrund der hohen Volatilität müssen Anleger aber kurzfristig auch mit schweren Verlusten rechnen. Ein langer Investmenthorizont von zehn oder mehr Jahren sollte deswegen also unbedingt eingehalten werden.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!

Alle Daten per 19.6.2006 in Euro
Quelle:

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