Euro-Anleihen: Hoffen auf Zinssenkungen

Damit gerechnet haben fast alle, trotzdem kam wenig Freude auf. Die Rede ist von den Zinsanhebungen der letzten sechs Monate. Wie schätzen die besten Euro-Anleihen-Fondsmananager aber nun den weiteren Jahresverlauf ein? Wird 2006 sogar schlimmer wie 1999 oder doch ganz anders? e-fundresearch fragte nach... Funds | 29.05.2006 07:30 Uhr
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Damit gerechnet haben fast alle, trotzdem kam wenig Freude auf. So oder ähnlich lautet das Kurzresümee des folgenden Fondsvergleiches. Eine kurze Rückblende: Als vor einem Jahr an dieser Stelle die besten Euro-Anleihenfondsmanager unter die Lupe genommen wurden, lautete die Überschrift „Die Vorsichtigen wurden bestraft“ (den am 7.6.2005 erschienenen Artikel finden Sie hier). Denn der API Index, der die Entwicklung vermeintlich „langweiliger“ österreichischer Bundesanleihen misst, erzielte bis in den Herbst 2005 hinein Jahresrenditen um die neun Prozent und damit sogar mehr als Weltaktien. Nur die wenigsten Fondsmanager wollten da noch mit und positionierten sich bereits vorzeitig defensiv. Das Resultat daraus war das relativ gesehen schlechte Abschneiden der meisten Euro-Staatsanleihenfonds im letzten Jahr im Vergleich zum Index.

Seit Januar hat sich das Blatt aber gewendet: Die Leitzinsen im Euroraum wurden in den letzten sechs Monaten von zwei auf 2,5 Prozent angehoben. Noch stärker stiegen die Zinsen am langen Ende: 10-jährige Euro-Staatsanleihen stiegen von 3,4 auf vier Prozent. Für die Kurse von Anleihen war das naturgemäß Gift: Der API Index verlor seit Jahresbeginn um 3,1 Prozent

Da viele Fondsmanager mit Zinssenkungen früher oder später gerechnet haben, schnitt der Durchschnitt aller Euro-Anleihenfonds besser ab und verlor seit Jahresbeginn „nur“ 2,1 Prozent. Immerhin 120 aller 172 Fonds – also fast 70 Prozent - übertrafen dabei den Ertrag des API Index.

Wie geht es 2006 weiter?

Müssen Anleiheninvestoren das erste negative Jahr seit 1999 hinnehmen? e-fundresearch fragte die, gemessen an der risikoadjustierten Rendite (Sharpe Ratio) der letzten fünf Jahre, erfolgreichsten Fondsmanager nach ihrer Meinung:

Die drei anhand der Sharpe Ratio besten Euro-Anleihenfonds stammen - wie bereits im Vorjahr - von ein und derselben Person. Fondsmanager Michel Manigand, der neben dem Tirolrent auch den Tirolpension bzw. den Sparda Rent verwaltet, hat schon seit längerem mit Zinsanstiegen gerechnet. „Die unterdurchschnittlich tiefe Duration meiner Fonds hat mir 2005 geschadet, dieses Jahr konnte ich die Underperformance aber wieder mehr als gut machen“, skizziert er. In den nächsten Monaten rechnet er mit ein bis zwei weiteren Leitzinsanhebungen im Euro auf bis zu drei Prozent. „Dann ist aber Schluss und noch vor Jahresende kommt die Zinswende“, prognostiziert der Tiroler. „Denn ausgehend von den USA wird sich die Wirtschaftsentwicklung auch in Europa abschwächen. Zudem drückt der starke Euro auf den Export“, fasst er zusammen. Ein ähnliches Bild sieht er am langen Zinsende: „Von aktuell vier sehe ich noch Luft bis 4,5 Prozent bei 10-jährigen Staatsanleihen. Dann wird sich auch hier das Blatt wenden und 3,5 Prozent erscheinen danach realistisch“, so Manigand. Ausgehend von seiner Prognose erhöht er bereits zaghaft die Duration in seinen Fonds und nähert sich einem neutralen Niveau von 5,5 Jahren an. Sein Rat für Anleger klingt ungemein optimistischer als noch vor einem Jahr: „Anleihen haben jetzt ein Kaufniveau erreicht. Dieses Jahr wird durchwachsen aber wahrscheinlich gerade nicht negativ. Dafür nächstes Jahr umso besser“. Einstellen sollten sich Anleger jedoch auf zukünftig niedrigere Renditen: „Langfristig erscheinen mir drei bis vier Prozent Jahresperformance mit Anleihenfonds realistisch“, so Manigand. 

Der anhand der Sharpe Ratio fünftgereihte HYPO-RENT wird von Peter Olsacher verwaltet. Er rechnet zum Unterschied von Manigand mit Zinserhöhungen: „Generell erwartet der Markt einen Anstieg der Leitzinsen auf zumindest drei bis 3,25 Prozent, wobei ich Überraschungen eher auf stärker steigende Zinsen sehe“. Seiner Erwartungen basieren aber nicht nur auf herkömmlichen Fundamentaldaten - denn auch bei einer nachlassenden Konjunktur könne man weiterhin erhöhte Inflationstendenzen erleben. „Meine Prognosen basieren eher auf dem Anlegerverhalten sowie auf anderen vorlaufenden Signalen, wie etwa dem Goldpreis. Denn  in der Vergangenheit stellte Gold einen relativ guten Vorlaufindikator für die Inflations- und Zinsrichtung dar. Je weiter und schneller der Goldpreis ansteigt, desto deutlicher sollten daher auch die Renditen nachziehen“, meint Olsacher, der Anlegern eher zu kurzlaufenden Anleihen rät. „Aufgrund des aktuellen Renditeniveaus erscheinen mittelfristig durchschnittliche Renditen von drei bis 4,5 Prozent realistisch. Nennenswerte Mehrerträge lassen sich meiner Meinung nur in erster Linie nur mit strukturierten Anleihen erzielen, wobei man zum Teil ein erhöhtes Einzeltitelrisiko in Kauf nehmen muss“.

Traditionsgemäß einer der größten Bullen unter den Euro-Anleihenmanager ist Günther Schupp, Fondsmanager bei der Erste-Sparinvest und u.a. für den Spängler SparTrust M verantwortlich. Nach den heurigen Kursverlusten sieht er jetzt einen der attraktivsten Einstiegszeitpunkt seit langem: „Die Konjunktur in Europa läuft noch nicht so rosig, wie dies die gestiegenen Renditen, von derzeit rund 3,9 Prozent für Anleihen mit 10-jähriger Restlaufzeit andeuten. Sollten die Anleihenrenditen in den nächsten Monaten wieder nachgeben, womit ich rechne, würden meine Fonds zusätzlich von steigenden Anleihenkursen profitieren“, so Schupp. Außerdem seien die Verluste des laufenden Jahres nur temporär: „Zum Jahresende schaut die Welt in diesem Segment sicherlich ganz, ganz anders aus“, prognostiziert er. Als Hauptgrund für die Zinsanstiege sieht er die urplötzliche Angst vor der Inflation: „Diese ist aus meiner Sicht aber völlig unbegründet, da keine Preisüberwälzungsspielräume bestehen“, analysiert er. Zur Ertragsperspektive äußert sich der Experte wie folgt „Ob ein vierer oder ein fünfer vor dem Komma steht, kann ich aber auch nicht abschätzen“, äußert sich Schupp zu den langfristigen Aussichten. In Relation zu den erwarteten Inflationsraten über diesen Zeitraum sollte diese nominelle Performance aber eine attraktive reale Rendite darstellen, fügt er noch hinzu.

Performancedaten per 15.5.2006 in Euro
Quelle:  

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