Die Deutschen sparen falsch. Eine Flut von Garantiefonds und Zertifikaten ist in den vergangenen Jahren über den deutschen Markt hereingebrochen. Mehr aus seinem Geld zu machen - das traditionelle Ziel eines Investments - wird offenbar inzwischen von dem Wunsch beherrscht bloß kein Geld zu verlieren.
Es ist offensichtlich: Vielen Anlegern steckt die Enttäuschung über die Aktienbörsen noch tief in den Knochen. Aber verbinden Garantiefonds wirklich auf wundersame Weise attraktive Renditen mit größtmöglicher Sicherheit? Die Antwort ist ein klares Nein. Das Gros der Garantieprodukte ist renditeschwach, intransparent und unflexibel.
Was die Rendite betrifft: Garantien auf den Rückzahlungsbetrag oder die Mindestverzinsung kosten - und zwar um so mehr, je länger die Garantien laufen und je höher das Absicherungsniveau liegt. Dies allein drückt die Rendite oft bereits um 2 Prozentpunkte pro Jahr - zusätzlich zu den sonstigen Kosten und Verwaltungsgebühren.
Aber über welche Rendite sprechen wir eigentlich? Bei vielen Garantieprodukten tappt der Privatanleger im Dunkeln. Für ihn ist kaum mehr erkennbar, woran sich die erwartete Wertentwicklung orientiert. Im optimalen Fall sind die Vergleichsmaßstäbe etablierte und nachvollziehbare Aktienindizes. Oftmals ist es jedoch die komplexe nach mehr oder minder komplizierten Verfahren berechnete Wertentwicklung eines Bündels unterliegender Anlageinstrumente.
Hat man das verinnerlicht, ist die nächste Verständnishürde zu nehmen: Wie stark profitieren Anleger denn von der Wertentwicklung des Vergleichsmaßstabes - und unter welchen Bedingungen? Spätestens hier scheitern neben Privatanlegern auch viele Profis
Von Flexibilität keine Spur
In Sachen Flexibilität während der Laufzeit sieht es nicht sehr viel besser aus. Wer früher als geplant an sein Geld will, sollte sich darauf einstellen, dass seine Garantie nicht greift. Denn trotz angeblicher Kapitalgarantie gilt: Entwickelt sich der Vergleichsmaßstab ungünstig, werden Anleger weniger Geld zurückerhalten als sie ursprünglich angelegt haben.
Eine solide Basis, die langfristig immer stärker wird, können sich Anleger nur mit aktiv gemanagten Aktienfonds aufbauen. Diese eröffnen die Chance auf eine attraktive Rendite, die sowohl die Inflation als auch die durchschnittliche Marktperformance weit übertrifft. Erfahrungsgemäß erwirtschaftet ein Investment in Aktienfonds langfristig weitaus höhere Renditen als jede andere Anlageform.
Europäische Aktienfonds erzielten in den vergangenen 30 Jahren etwa durchschnittlich 6,9 Prozent Rendite pro Jahr, so die Statistik des Bundesverbandes Investment und Asset Management (BVI). Hierbei handelt es sich aber nur um einen Durchschnittswert. Eine Anlage in Top-Fonds lässt die Rendite weit deutlicher steigen. Ein weiteres Plus: Die Kursgewinne, die bekanntlich bei Aktienfonds den überwiegenden Teil des Wertzuwachses ausmachen, sind bei Einhaltung der einjährigen Spekulationsfrist vollständig steuerfrei.
Beim Vermögensaufbau sollten vor allem jüngere Menschen der aktienorientierten Anlage ein starkes Gewicht einräumen. Denn allein auf diese Weise können sie die höheren Renditen von Aktien gegenüber festverzinslichen Anlagen oder Immobilien für sich arbeiten lassen. Genutzt wird hier der Faktor Zeit: Je länger der Anlagezeitraum ist, desto geringer wirken sich kurzfristige Kursschwankungen auf das Anlageergebnis aus.
Für viele Anleger bleiben Investmentfonds offenbar dennoch ein Buch mit sieben Siegeln: Ausgabeaufschläge, Anlage-Strategie, Wertentwicklungskennzahlen, Ratings und Rankings verunsichern insbesondere den unerfahrenen Anleger. Die Fondsgesellschaften sind deshalb gefordert anspruchsvolle Produkte zu entwickeln die nicht nur einfach und verständlich aufgebaut sind, sondern auch hohe Erträge erzielen und geringe Kosten verursachen.
Klaus-Jürgen Baum ist Geschäftsführer von Fidelity International in Deutschland.
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