Wandelanleihen: Die vergessene Assetklasse

Nach den Kursanstiegen der letzten drei Jahre Angst vor einem nahenden Aktien-Crash? Aber auch unzufrieden mit dem immer noch niedrigen Renditeniveau bei Anleihen? Klingt nach einem klaren Fall für kapitalgarantierte Aktienprodukte. Nicht ganz: Auch ein Investment in Wandelanleihen bietet sich an. Funds | 20.04.2006 07:11 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Denn im Unterschied zu herkömmlichen Staatsanleihen, sind Wandelanleihenfonds auch in Zeiten steigender Zinsen noch interessant. Als so genannte „hybride Anlageform“, vereinen sie nämlich die Eigenschaften von Aktien und Anleihen.

Was sind Wandelanleihen eigentlich?

Wandelanleihen bieten die Möglichkeit, innerhalb einer bestimmten Frist und unter bestimmten Bedingungen Anleihen in einem vorab fixierten Verhältnis in Aktien des emittierenden Unternehmens einzutauschen. Dieses Wandelrecht schwankt im Wert durch die aktuelle Aktienkursbewegung: Steigt die Aktie, so steigt auch der Wert des Wandelrechtes. Fällt der Aktienkurs aber, so verliert auch die Wandelanleihe  - aber aufgrund der fixen Verzinsung und Tilgung bis Laufzeitende nur unterproportional. „In genau dieser Asymmetrie liegt auch der große Vorteil der Wandelanleihen“, betont Stefan Steinberger, Fondsmanager des Volksbank-Convertible-Bond Fund einen der Vorteile.

Wandelanleihen bieten also eine gewisse Partizipation an den Aktienmärkten, jedoch mit der Sicherheit von Unternehmensanleihen im Hintergrund. Abhängig vom Verhältnis zwischen Aktienkurs und Wandelpreis kann die Kursentwicklung der Wandelanleihe mehr einer Anleihe gleichen (hoher Wandelpreis und niedriger Aktienkurs) oder sich stärker an der Aktienkursentwicklung orientieren (Aktienkurs nahe dem Wandelpreis). Im Fachjargon wird diese Sensitivität auch als „Delta“ bezeichnet. Je höher das Delta, desto mehr ähnelt die Wandelanleihe einer Aktie.

Wandelanleihen eignen sich also - je nach Delta – für ein Investment in unterschiedlichsten Marktphasen. Wegen ihrer Anpassungsfähigkeit sieht Steinberger in Wandelanleihenfonds deswegen ein ideales Produkt für Anleger, die nicht aktiv am Markt sein wollen. "Mit kontrolliertem Risiko bin ich bei einer Aufwärtsbewegung bei Aktien dabei, ohne dass ich den Kursen hinterher laufen muss. Wenn es abwärts geht, ist das Risiko dagegen limitiert", erklärt der Experte. Außerdem sind  Wandelanleihen vor starken Zinsanstiegen typischerweise besser geschützt als „traditionelle“ Staatsanleihen-Portfolios.

Steigendes Zinsumfeld kein Nachteil

Bei steigenden Zinsen wird nämlich der Anleihenteil entsprechend vermindert. Außerdem ist die Duration, und damit das Zinsänderungsrisiko, bei Wandelanleihen viel geringer als etwa bei Staatsanleihen. „Zurzeit weisen europäische aber auch globale Wandelanleihen eine Duration von 1,5 Jahren auf. Steigen die Zinsen um ein Prozent, verlieren Wandelanleihen knapp 1,5 Prozent. Staatsanleihen liegen dagegen bei einer Duration von 5 Jahren und sind damit rund dreimal so zinssensitiv als Wandelanleihen“, rechnet Steinberger vor.

„Hinzu kommt noch, dass Phasen steigender Zinsen durch ein verbessertes makroökonomisches Umfeld eingeleitet werden. Dies geht zumeist Hand in Hand mit besseren Unternehmensresultaten und daher mit steigenden Aktienkursen“, ergänzt André Riesen von EMCore Asset Management in Zug.

Geringe Korrelation, besonders zu Anleihen

Die Erträge von Wandelanleihen sind deshalb wenig korreliert mit herkömmlichen Anlagen. Je nach Delta liegt sie einmal näher bei Aktien, einmal näher bei Anleihen. In den letzten drei Jahren lag die Korrelation zwischen Wandelanleihen (UBS Global Convertible Index) und Weltaktien (MSCI World) bei 0,86. Im Vergleich zu Weltanleihen (Citigroup World Government Bond Index) betrug die Korrelation aber nur 0,54. Durch Zinsanstiege ausgelöste Kursverluste bei Anleihen werden von Wandelanleihen im Schnitt also nur zur Hälfte mit vollzogen. Auf der anderen Seite partizipieren die Anleger mit Wandelanleihen zu 86 Prozent am Aufwärtspotential der Aktien. Auch langfristig ändert sich verhältnismäßig wenig an diesem Verhalten: Im Zeitraum 1996-2006 betrugt die Korrelation zwischen Wandelanleihen und Weltaktien 0,72, zu Anleihen 0,51.

Alternative zu Garantie- und Mischfonds

Im Vergleich zu herkömmlichen Mischfonds bzw. kapitalgarantierten Aktienfonds bieten Wandelanleihenfonds u.a. einen wichtigen Vorteil: Sie sind billiger. Während gemischte Fonds (je nach Aktienquote) im Schnitt eine Total Expense Ratio (TER) von 1,2 Prozent aufweisen, liegen Wandelanleihenfonds in der Regel darunter. So kostet etwa der Volksbank-Convertible-Bond Fund 1,05 Prozent p.a., der DWS Convertible sogar nur 0,85 Prozent pro Jahr. Auch im Vergleich zu Garantiefonds – der Capital Invest Garantie Basket 12/2007 hat etwa eine TER von 1,35 Prozent – weisen Wandelanleihenfonds einen Kostenvorteil auf.

Langfristige Performance sogar über Aktien

Und, last but not least, auch die Performance globaler Wandelanleihen kann sich sehen lassen: In den letzten zehn Jahren erzielte der UBS Global Convertible Index 9,2 Prozent pro Jahr bei einer Volatilität von 11 Prozent. Weltaktien erzielten im gleichen Zeitraum 8,9 Prozent - das aber mit einer weitaus höheren Volatilität von 17,4 Prozent. Zum Vergleich: Globale Anleihen erzielten eine Rendite von 6,2 Prozent bei einer Vola von 5,6 Prozent.

Ausblick: Volatilitäten kommen zurück

In den Jahren 2003-2005 hatten es Wandelanleihen aber nicht leicht. Trotz steigender Aktien- und Anleihenmärkte kamen Wandelanleihen nicht so recht vom Fleck. Seit Mitte 2005 stieg der UBS Global Convertible Index jedoch wieder um knapp 15 Prozent. Denn die extrem tiefen Volatilitäten an den Börsen – ausgelöst auch durch die Risikoaversion der Anleger - waren zuletzt ein deutlicher Nachteil für die Assetklasse. Diese befindet sich seit einiger Zeit aber nun wieder leicht im Steigen.

Ein weiterer Grund für die gute Performance war der zunehmende Aktienanteil bei Wandelanleihen: „Wenn Aktien länger positiv abschneiden, steigt das Delta der Wandelanleihen automatisch. In den letzten 12 Monaten ein Delta von 35 auf 55 Prozent“, so Steinberger. Vergleichbar sei das mit einem Mischfonds, dessen Aktienanteil im letzten Jahr von 35 auf 55 Prozent angehoben wurde. „Deswegen das gute Abschneiden“, so Steinberger.

Die besten Fonds im Überblick

Der globale Wandelanleihen-Fonds mit der höchsten risikoadjustierten Performance (Sharpe Ratio) der letzten drei Jahre ist der Morgan Stanley Global Convertible Bond von Christian Roth. Dahinter folgt der siemens/convertibles.global-markets - der zur Hälfte je von Applegate und Cheyne verwaltet wird – vor dem JPM Global Convertible Bond (siehe Tabelle).

Der DWS Convertibles von Marc-Alexander Knieß, der in diesem Zeitraum die höchste absolute Performance erzielen konnte, liegt aufgrund des leicht höheren Risikoprofils anhand der Sharpe Ratio auf Platz vier. Knieß, der neben Wandelanleihen bei der DWS in Frankfurt auch erfolgreich globale Aktienfonds verwaltete (etwa den DWS Intervest), prognostiziert auch einen weiteren Anstieg der Volatilitäten: „Für Wandelanleihen ein optimales Umfeld, für Aktien eigentlich nicht“, fasst er zusammen.

Das Match „Aktien vs. Wandelanleihen“ haben bei Knieß übrigens die Wandelanleihen gewonnen: Seit Auflage des DWS Convertible im April 1991 schlug dieser den globalen Aktienfonds DWS Intervest um 0,1 Prozent pro Jahr, wobei beim Wandelanleihenfonds die Volatilität allerdings nur halb so hoch ausgefallen ist. 

Seit Auflage im Mai 2004 konnte sich außerdem der Volksbank-Convertible-Bond Fund gut behaupten. Mit einem jährlichen Ertrag von 11,6 Prozent liegt er auf Platz zwei von insgesamt 16 globalen Wandelanleihenfonds. Seit Jahresbeginn liegt der Fonds mit einem Plus von 5,9 Prozent sogar auf Platz eins. „Zurückzuführen ist das neben unserem Europa-Fokus vor allem auf erfolgreiches Stockpicking“, nennt der Fondsmanager die Gründe. Versorger wie E-ON oder RWE hätten dabei besonders gute Performancebeiträge geliefert. Für das laufende Jahr ist Steinberger verhalten optimistisch: „Bis Jahresende sollten weitere fünf Prozent Ertrag möglich sein. Die Herausforderung wird darin liegen, das Delta zum richtigen Zeitpunkt zu senken wenn die Aktienmärkte zu schwächeln beginnen“.

Alle Daten per 22.3.2006 in Euro
Quelle:

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