Welches Fondsmanagement ist wirklich gut? Antworten auf diese Frage geben mittlerweile unterschiedlichste Kennzahlen. Die Information Ratio (IR), so zusagen ein Bruder der Sharpe Ratio, hat sich dabei in angelsächsischen Region bereits seit vielen Jahren etabliert (mehr zur Sharpe Ratio finden Sie hier). Viele Fondsgesellschaften gehen dort sogar bereits so weit, den Anteil der variablen Vergütung ihrer Fondsmanager von dieser Kennzahl abhängig zu machen. Aber auch hierzulande lohnt sich ein Blick auf die Information Ratio durchaus. Denn Anleger können daraus Wichtiges ablesen.
Wie wird die IR berechnet?
Die Information Ratio ergibt sich, indem man die Out- bzw. Underperformance eines Fonds gegenüber seiner jeweiligen Benchmark – also das generierte Alpha – durch den Tracking Error dividiert. Als „Alpha“ versteht man – vereinfacht dargestellt – die risikoadjustierte Zusatzrendite über einen Referenzindex. Alpha ist ein Maßstab für die aktive Rendite, die das Fondsmanagement erzielt hat. Der Tracking Error gibt die Volatilität der Abweichungen zwischen der Rendite des Fonds und des Referenzindex an. Damit ist der Tracking Error ein Maßstab für das aktive Risiko, das das Fondsmanagement eingegangen ist. Je niedriger der Tracking Error, desto ähnlicher sind die Wertentwicklungen von Fonds und Index.
Gutes aktives Management beginnt bei 0,25
„Ziel eines jeden aktiven Anlegers sollte es sein, die Information Ratio zu maximieren“, empfiehlt etwa Rolf Banz, Chief Investment Architect bei Pictet Asset Management. „Gute Fondsmanager sollten in etwa eine jährliche Information Ratio zwischen 0,3 und 1,4 aufweisen“, beschreibt er weiter. Bei Pictet selbst müssen die Fondsmanager über einen drei Jahres Zeitraum übrigens eine Information Ratio von mindestens 0,25 aufweisen um Gehaltskürzungen zu vermeiden.
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Dabei gilt: Je länger der Betrachtungszeitraum, desto sicherer kann man davon ausgehen, dass die risikoadjustierte Outperformance nicht nur auf Glück sondern auf das Können des Fondsmanagers zurückzuführen ist. Rein statistisch besteht bei einer IR von durchschnittlich 0,5 über fünf Jahre eine Sicherheit (Konfindenzintervall) von 75 Prozent, dass es sich bei dem Fondsmanager um einen „Outperformer“ handelt. Nach weiteren zwei Jahren klettert das Konfidenzintervall – als Maß der Wahrscheinlichkeit – auf 85 Prozent und erst nach 10 Jahren besteht eine 95-prozentige Sicherheit (siehe Grafik rechts). In der Praxis sollte der Betrachtungszeitraum jedoch nicht länger als fünf Jahre sein. Ansonst ist die Wahrscheinlichkeit zu groß, dass ein und derselbe Manager nicht mehr für den Fonds verantwortlich zeichnet (mehr zu dieser Problematik: „Managementdauer schafft Outperformance“ vom 16.11.2005)
Die richtige Benchmark zählt
Außerdem hängt die Information Ratio stark von der ausgewählten Benchmark ab, da alle Zahlen relativ zu dieser berechnet werden. Ist der Vergleichindex falsch gewählt, verliert diese zu einem großen Teil ihre Aussagekraft.
Fonds im Praxistest
Um die Probe aufs Exempel zu machen, hat e-fundresearch.com alle in Österreich, Deutschland oder der Schweiz zum Vertrieb zugelassenen Investmentfonds analysiert. Insgesamt machten 2688 aller 5247 Fonds (nur primäre Tranchen), die über eine 5-Jahres-Historie verfügen, laut der Fondsdatenbank Lipper Angaben zu ihrem Vergleichsindex. Ausgenommen waren in der Untersuchung ETFs (Exchange Traded Funds) bzw. andere Indexfonds, da die Information Ratio nur als Messlatte für aktives Management herangezogen werden sollte.
Im Durchschnitt erzielten alle Fonds im Zeitraum 21.3.2001-21.3.2006 eine Information Ratio von -0,15. 915 der 2688 Fonds, also 34 Prozent, weisen dabei eine positive IR auf. Aber nur 264, also 9,8 Prozent aller Fonds, kamen auf einen Wert der über 0,25 liegt.
Die besten Aktienfonds im Überblick
Unter den 1703 untersuchten Aktienfonds weist der Baring Hong Kong China von Lilian Co mit 1,4 die höchste Information Ratio auf. Dahinter folgt mit 1,33 ein weiterer China-Aktienfonds, der Credit Agricole Greater China von Ada Lau. Bei beiden galt der Hang Seng Index als Benchmark. Platz drei geht an den Odin Maritim, welcher gegenüber dem MSCI World/Marines Index eine jährliche IR von 1,2 erzielen konnte. Als vierter, und damit letzter Fonds mit einer IR von 1,0 oder darüber, folgt der Credit Agricole Thailand von Reginald Tan.
Weitere Top-Aktienfonds waren: Fidelity Funds – Italy (Platz fünf), ING (L) Invest Euro High Dividend und Global High Dividend (Platz sechs und sieben) bzw. der Schroder ISF Greater China von Loiusa Lo auf Platz acht (siehe Tabelle der Top-20-Aktienfonds oben).
Fazit
Die Information Ratio gehört zusammen mit der Sharpe Ratio zu den wichtigsten Kennzahlen, um die Qualität des Fondsmanagements zu beurteilen. Besonders wichtig dabei ist jedoch die richtige Benchmark und die Wahl des Beobachtungszeitraumes. Auffallend beim Vergleich der Top-Aktienfonds ist die Dominanz von Länderfonds, etwa aus China, Japan oder auch Italien.
Alle Daten per 21.3.2006 in Euro
Quelle: