Sektorfonds unter der Lupe

Welche Rolle spielen Sektorfonds für die Anleger? Sollte man sein Fondsportfolio nach Ländern oder besser nach Sektoren aufbauen? Und auf welche Sektoren setzen die Profis jetzt verstärkt? Eine Kurzanalyse gibt Antworten auf diese wichtigen Fragen. Funds | 31.03.2006 07:41 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

„Pensionskassen, die in globale Aktien investieren, könnten von der Anwendung eines verstärkten Sektoren-Ansatzes anstatt der bisher verbreiteten Ausrichtung auf Länder profitieren und so zusätzliches Alpha generieren“, erklärte kürzlich Todd Henry, Portfoliospezialist bei T. Rowe Price. Denn er sieht für die weltweiten Märkte zukünftig nur ein moderates Wachstum, das begleitet sein wird von großen Unterschieden zwischen einzelnen Branchen und Unternehmen. „So zeigen sich global in den Wirtschaftssektoren durch die sinkenden Eintrittshürden und den steigenden Preisdruck die gleichen Muster“, so der Experte.

Sektoren wichtiger als Länder

Mit seiner Meinung ist er dabei nicht allein. Denn der Strukturwandel werde alle Industrien gleichermaßen betreffen, selbst diejenigen, die traditionellerweise als inländisch und somit regional gelten. Für Investoren in globale Aktien bedeutet dies, dass auf Sektoren basierte Investitionsentscheide wichtiger werden als länderspezifische Faktoren. Anders wäre Aktienresearch eben gar nicht mehr möglich: „Denn ist Honda nun eine japanische Firma? 85 Prozent der Umsätze stammen aus den USA. Oder General Electric. Etwa die Hälfte der Gewinne dieses Industrieunternehmens stammt aus Bankgeschäften“, gibt etwa John Pickard, einer der acht Mitglieder des Global Portfolio Teams von UBS zu bedenken. „Im Unterschied zu noch vor zehn Jahren zählt die regionale Asset Allokation jetzt für uns viel weniger als einzelne  Branchengewichte“, so der Experte der bereits über 19 Jahre Investmenterfahrung verfügt.

Privatanleger meiden Sektorfonds

Trotz der Beliebtheit des sektoralen Ansatzes bei Einzelaktien, erfreuen sich Sektorfonds bei Privatanlegern generell keiner allzu großen Beliebtheit: Ausnahmen bilden eigentlich nur Rohstoff-, Biotech oder Technologiefonds. Und sogar viele Profis raten bei der Zusammenstellung eines Fondsportfolios eher zu einem regionalen Ansatz: „Ein Portfolio sollte generell mit Länder- und Regionenfonds aufgebaut werden. Sektorfonds nur als selektive Beimischung verwendet werden“, empfiehlt Cornelius Türk, Fondsanalyst bei Raiffeisen Capital Management. Ähnlich geht Nicole Strebinger, Dachfondsmanagerin bei der Volksbanken KAG. vor: „Unsere Dachfonds stellen wir großteils regional zusammen, da das Angebot in diesem Bereich größer ist als bei Sektorfonds“.

Sind Sektorfonds schlechter?

Das bestätigt auch ein Blick auf das Abschneiden der Fonds in den einzelnen Sektoren: Nur in vier der elf untersuchten Sektoren schlugen Fonds (gemessen am Lipper-Fondskategorieschnitt) ihren jeweiligen Vergleichsindex auf Sicht der letzten fünf Jahre. Das beste Ergebnis erzielten dabei Aktienfonds aus dem Sektor „Zyklischer Konsum“ vor „Rohstoffe“, welche im Schnitt ihre jeweiligen MSCI-Vergleichsindizes um über vier Prozent pro Jahr schlagen konnten. Die relativen Performanceschlusslichter waren zuletzt Fonds mit Anlageschwerpunkt „Aktien Versorger“ (Fondsdurchschnitt 1,7 Prozent p.a. vs. MSCI World/Utilities mit +2,4 Prozent p.a.).

Generell bleiben meisten Sektorfonds regelmäßig hinter ihren Vergleichsindizes zurück. Neben einer oftmals höheren Gesamtkostenbelastung wird dafür oftmals die hohe Fondsmanagerfluktuation von Fondsexperten als Kritikpunkt angeführt. „Sektor-Fondsmanager tun sich einfach schwerer ihre jeweiligen Benchmarks zu schlagen, da die Branchen-Rotationen teilweise sehr schnell passieren“, erklärt Roland Höpflinger, Fondsmanager bei der HYPO Tirol und verantwortlich für den nach Sektoren aufgebauten globalen Aktiendachfonds Golden Roof Branchen.

Vorteile des Sektoransatzes

Dennoch berge der Sektoransatz einige entscheidende Vorteile: „Zwischen den verschiedenen Regionen bzw. Länder bestehen teilweise schon sehr hohe Korrelationen, das heißt die Zusammenstellung eines breit diversifizierten Portfolios fällt mit diesem Ansatz schwerer“, so Höpflinger. Zwischen Branchen sei das weniger der Fall: „Deswegen bringt hier die richtige Mischung zur richtigen Zeit mehr als bei Regionen“, so der Experte.

Was man bei Sektorinvestments unbedingt beachten sollte

Grundvoraussetzung sei dafür allerdings die breite Sektorabdeckung: „Wer nur in einige Branchen wie Rohstoffe oder Edelmetalle setzt verringert dadurch sein Risiko nicht, ganz im Gegenteil. Er hat sogar mehr Volatilität als etwa mit einem breit gestreuten Regionenfonds“.

Außerdem setze ein reiner Sektoransatz eine aktivere Handlungsweise des Investors voraus: „Je nach Konjunkturzyklus sind einmal zyklische, einmal defensive Sektoren gefragt. Das muss man schon richtig einschätzen“, meint der Tiroler. Zusätzlich sei im Bereich der Sektorenfonds die Auswahl der richtigen Produkte von übergeordneter Bedeutung: „Eine langfristige Analyse der Performance-Abweichung zwischen unserem Dachfonds und der Benchmark MSCI World kam zu folgendem Ergebnis: Rund zwei Drittel der Performance stammen aus der richtigen Einzelfondsauswahl, der Rest aus der richtigen Asset Allokation“, berichtet der Fondsmanager. „Das ist eigentlich ungewöhnlich hoch“.

Den Konjunkturzyklus im Auge

Wer sich dennoch zutraut sein Portfolio nur aus Sektorfonds zusammenzustellen, sollte vor allem die Konjunkturentwicklung im Auge behalten: „Derzeit befinden sich etwa die USA bereits in einer leichten Abschwungphase, der konjunkturelle Höhepunkt scheint überschritten“, analysiert Höpflinger. Obwohl der Rest der Welt dieser Entwicklung um einige Quartale hinterherhinkt, sollte defensiven Branchen besonders in den USA der Vorzug gegeben werden. Dazu zählen etwa Versorger, Energie und nicht-zyklische Konsumgüter. Im Gegensatz dazu stehen Sektoren, deren Entwicklung stärker vom wirtschaftlichen Umfeld abhängen, so genannte zyklische Branchen wie Rohstoffe, Technologie oder auch Immobilien. Diese passen derzeit besser zum konjunkturellen Wirtschaftsaufschwung im Euro-Raum.

Sektorfonds im Performance/Risiko-Check

Überhaupt variiert das Performance/Risiko-Verhalten der einzelnen Sektoren stark. In den letzten fünf Jahren kamen Rohstoff-Fonds im Schnitt auf eine Performance von 13,4 Prozent p.a., Telekom-Fonds verloren im selben Zeitraum dagegen neun Prozent pro Jahr. Ebenfalls relativ gut abgeschnitten haben „Aktienfonds Finanzwerte“ (+3,4 Prozent p.a.) und „Aktienfonds Zyklische Konsumwerte“ (+2,7 Prozent). Neben Telekom-Fonds verloren seit 2001 vor allem Technologiefonds (-8,1 Prozent) und Biotech (-4,6 Prozent) bzw. Pharma (-2,1 Prozent) stark.

Die höchste Volatilität, und damit das größte Schwankungsrisiko, weisen im Zeitraum der letzten fünf Jahre Technologiefonds (18,9 Prozent p.a.), Telekom und Biotech (knapp unter 18 Prozent) auf. Nur in etwa halb so stark schwankten im Vergleich „Aktienfonds Nicht-Zyklische Konsumgüter“ (Volatilität: 9,4 Prozent p.a.) und Zyklische Konsumgüteraktienfonds (12,7 Prozent).

Telekom und Gesundheit hui…

In einem zweiten Schritt sollten Anleger aber auch auf die Bewertungen der einzelnen Sektoren achten: „Gerade Versorger sind aktuell aufgrund der vielen Übernahmen und der hohen Dividendenrendite hoch bewertet“, warnt Höpflinger.

Interessant seien derzeit dagegen Telekom-Aktien: Fonds aus diesem Sektor verloren – gemessen am jeweiligen Lipper-Fondsdurchschnitt – in den letzten fünf Jahren 9,2 Prozent pro Jahr und damit stärker als alle anderen wichtigen Branchen. „Die Bewertungen der Aktien sind dementsprechend günstig“, gibt der Fondsmanager zu bedenken. „Vieles an negativen Nachrichten ist jetzt schon in den Kursen eingepreist“. Außerdem weise dieser Sektor eine geringe Korrelation zu vielen anderen Branchen auf: „Für die Diversifikation eines Portfolios nahezu ideal“. 

Auch übergewichtet im Golden Roof Branchen sind derzeit Aktien aus der Gesundheitsbranche. „Obwohl Biotechs eher zyklisch sind, weisen beide Bereiche, sowohl Pharma als auch Biotechs, derzeit viel Potential auf“. Außerdem zählen auch diese beiden Sektoren – gemessen an ihrem jeweiligen Fondsdurchschnitt – zu den absoluten Verlierern der letzten fünf Jahre. „Antizyklisches Vorgehen bei Sektorinvestments ist enorm wichtig“, betont Höpflinger.

Weitere Favoriten stammen aus dem Bereich alternative Energien, also vor allem Solar und Wind: „Trotz der bereits sehr guten Performanceentwicklung, etwa bei Solarwerten, spricht viel für diesen Sektor“.

… Versorger und Konsum pfui

Meiden sollten Anleger dagegen, neben den bereits erwähnten Versorger-Werten, vor allem den Konsumbereich: „Zyklische Konsumwerte sind im kommenden Abschwung besonders verlustanfällig, nicht-zyklische dagegen bereits zu teuer“, bringt es der Tiroler auf den Punkt. Vorsichtig ist er auch bei Banken: „Steigende Zinsen und das Risiko einer sich abschwächenden M&A-Welle sprechen gegen ein Übergewicht“, nennt er Gründe.

Die richtige Mischung macht´s

Wem die Auswahl der einzelnen Sektoren zu viel Arbeit ist, aber trotzdem punktuell auf einzelne Zukunftsbranchen setzen will, dem rät Höpflinger zu einem so genannten „Core-Satellite-Ansatz“: „Den Großteil des Portfolio sollte man dabei mit breit gestreuten Regionen- bzw. Länderfonds bestücken. Den Rest, etwa 10-20 Prozent, können dann sehr wohl Branchenfonds aus dem Bereichen Biotech oder Technologie darstellen“, rät der Experte.

Wer aber Regionen und Branchen mischt, sollte aufpassen: Denn wer etwa bereits einen Aktienfonds hat, der stark oder überwiegend in Schwellenländer wie Brasilien, China oder Russland investiert ist, sollte die Finger von Rohstoff-Fonds lassen. „Denn die Entwicklung dieser Länder ist stark mit der von Rohstoffen verbunden und bietet deswegen keine Risikostreuung“, nennt er als Beispiel. Es gelte also bei diesem Ansatz auf Überlappungen und Korrelationen zwischen den einzelnen Bereichen zu achten.

Fazit

Wer sein Portfolio nach einem reinen Regionen- bzw. Länderansatz aufbaut, muss sich um Dinge wie Sektor-Timing bzw. Konjunkturzyklus weniger kümmern als bei einem reinen Sektoransatz. Generell eignen sich breit gestreute Regionenfonds deswegen tendenziell eher für Privatanleger, Sektorfonds sind für Profis gedacht, die einen aktiven Investmentansatz verfolgen. „Sektorfonds haben ihre Bedeutung vor allem als Asset-Allokation- Instrument, weshalb sie sich auch eher für erfahrene Anleger eignen“, bringt es Frédéric de Mérode, Senior Strategist bei Fidelity Investments auf den Punkt.

Wer dennoch nur Sektorfonds kaufen will, sollte dies über einen entsprechenden Dachfonds tun oder einen Kompromiss eingehen: Eine Mischung aus einem Großteil Regionenfonds, welchen die breite Basisabdeckung sicherstellen, und 10-20 Prozent des Portfolios in Sektorfonds aus Zukunftsbranchen wie Biotech oder Technologie mache laut den Experten dabei am meisten Sinn.

Die besten Sektorfonds

Zu Höpflinger´s langjährigen Fondsfavoriten zählen übrigens Sektorfonds wie der MLIIF World Mining, der Fortis World Utilities oder der Medical BioHealth Trends. „All diese Fonds zählen bereits zu Klassikern und finden sich bereits seit längerem in meinem Fonds“, unterstreicht der Experte. 

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
Klimabewusste Website

AXA Investment Managers unterstützt e-fundresearch.com auf dem Weg zur Klimaneutralität. Erfahren Sie mehr.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.