Fidelity European Aggressive vs. Nordea European Value

Europäische Aktienfonds gibt es viele. Aktuell gibt es genau 563 Europa-Aktienfonds aus den Bereichen Standardwerte und Smaller Caps. Wie komplett unterschiedlich die Strategien zweier Europa-Aktienfondsmanager aber sein können, zeigt folgendes Fondsduell: Fidelity gegen Nordea. Funds | 08.03.2006 13:22 Uhr
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Sowohl der Fidelity Funds – European Aggressive Fund von Sanjeev Shah, als auch der Nordea 1 – European Value Fund, zählen auf Sicht der letzten fünf Jahre zu den Top-Produkten für Europa-Aktien. Obwohl letzterer in den meisten Fondsdatenbanken als Europäischer Smaller Cap Fonds geführt wird, wird der seit 1998 verantwortliche Fondsmanager Tom Stubbe Olsen nicht müde zu betonen, dass der Fonds diesbezüglich keinen Restriktionen unterliegt: „Ich investiere in die besten europäische Substanzwerte und lege dabei keinen Fokus auf bestimmte Marktkapitalisierungsgrenzen“. Obwohl er historisch betrachtet schwerpunktmäßig in Mid und Small Caps gewichtet war – derzeit beträgt der Large Cap Anteil 32 Prozent – misst sich der Däne am MSCI Europe Index. 

Shah hält mehr Large Caps

Diese Messlatte will auch Sanjeev Shah, seit August 2005 Fondsmanager des Fidelity Funds – European Aggressive Fund übertreffen. Auch er mischt Smaller Caps dem Portfolio bei: „Während mein Vorgänger die knapp 40 Einzeltitel im Fonds relativ gleich stark gewichtet hat, habe ich die Titelanzahl auf über 100 Namen ausgeweitet. Das ermöglicht mir auch mit dem größeren Fondsvolumen noch in kleinere Werte zu investieren“, so der Fondsmanager bei einem Besuch gestern in Wien. Der Large Cap Anteil – dazu zählen Aktien mit einer Marktkapitalisierung über zehn Mrd. Euro – beträgt bei Shah derzeit über 50 Prozent und ist damit deutlich höher als bei Olsen.

Energie-Aktien als Unterscheidungsmerkmal

Obwohl sich beide Fondsmanager als reine bottom-up Stockpicker sehen, kommen sie derzeit zu komplett unterschiedlichen Portfolios: „Tendenziell habe ich mein Portfolio zuletzt stärker auf Growth ausgerichtet, etwa aus den Sektoren Pharma und Medien. Auch bin ich der Meinung, dass die Zeit der Ölwerte noch nicht vorbei ist. Denn die hohen Ölpreise werden uns noch länger begleiten und viele dieser Unternehmen sind aus meiner Sicht, basierend auf dem langfristigen Substanzwert, immer noch strukturell unterbewertet“, begründet Shah die Sektorausrichtung seines Fonds.

Ganz anderer Meinung ist hier der Nordea-Manager: „Gemäß unserem disziplinierten Value-Ansatz waren und sind wir in Energie- und Rohstoffwerten ebenso wie in Versorgern nicht investiert“, so Stubbe Olsen. „Denn in diesem Bereich ist es für die Bewertung notwendig, Annahmen über den zukünftigen Verlauf der Rohstoffpreise zu treffen. Das trauen wir uns nicht zu und das passt auch nicht zu unserem Value-Stil“, begründet der Däne, ebenso wie seine Kollegen vom Nordea 1 North American Value Fund (siehe auch „US-Aktien mit Aufholpotential“ vom 16.1.2006). 

Nordea: Weiter weg vom Index

Die langfristige Performance beider Fonds unterscheidet sich jedoch kaum: Beide schlugen sowohl im Zeitraum März 2001-2006 den Vergleichsindex MSCI Europe deutlich (Fidelity European Aggressive: 8,3 Prozent p.a. / Nordea: 7,6 Prozent p.a. / MSCI Europe: 1,9 Prozent). Aufgrund der niedrigeren Volatilität des Nordea Value Fonds, liegt Tom Stubbe Olsen mit einer p.a. Sharpe Ratio von 0,42 vs. 0,26 beim Fidelity-Fonds vorne.

Das Verhalten des Fidelity-Fonds orientiert sich aber näher am Index: Das Bestimmtheitsmaß R-Quadrat beträgt beim Fidelity Fonds im Vergleich zum MSCI Europe Index (Zeitraum 2001-2006) 83 Prozent, beim Nordea-Fonds nur 50 Prozent. Auch der Tracking Error ist bei Stubbe Olsen mit 9,7 Prozent p.a. im Vergleich zu Shah mit 6,1 Prozent p.a. größer (mehr zu diesen Kennzahlen und deren Aussagekraft finden Sie hier). Und das obwohl der Fidelity-Fonds neben Positionen in Russland auch Aktien in Südafrika enthält, während sich der Nordea-Fonds auf Kerneuropa - mit einer derzeit nicht genützten Möglichkeit für Investments in die zehn neuen EU-Mitgliedsstaaten – beschränkt. Zukünftig sollten aber auch hier die Unterschiede beider Manager geringer werden: „Im Vergleich zu meinem Vorgänger, der bis zu  einem Viertel des Fonds in Schwellenländer investiert hat, sind es bei mir derzeit nur vier Prozent“, berichtet Shah. 

Kurzfristig liegt Shah klar vorn

Kurzfristig unterschiedet sich die Performance der beiden Fonds im Vergleich zum Langfrist-Check jedoch signifikant: Während der Nordea Fonds seit August 2004 kumuliert um „nur“ 46 Prozent zulegen konnte, brachte es das Fidelity-Produkt auf 78 Prozent. Zum Vergleich: der MSCI Europe Index erzielte auf diesen Zeitraum eine Performance von 49 Prozent.

Nordea: Cash als Performancebremse

Stubbe Olsen wurde dabei besonders hart von der guten Performance der Energie-Aktien getroffen, welche er aus seinem Investmentstil heraus gar nicht im Fonds gewichtet. Außerdem schwoll das Fondsvolumen aufgrund starker Mittelzuflüsse in den Jahren 2004 und 2005 auf mittlerweile 2,6 Mrd. Euro an. Damit liegt der Nordea-Fonds nur noch leicht hinter dem Fidelity-Produkt, das ein Volumen von 2,8 Mrd. Euro aufweist.

„Im Schnitt waren wir im letzten Jahr nur zu 80 Prozent in Aktien investiert. Im Hoch gegen Mitte des Jahres hatten wir eine Cash-Quote von 30 Prozent“, schildert Stubbe Olsen im Gespräch mit e-fundresearch die Problematik. „Alleine im zweiten Quartal 2005 lagen die Nettomittelzuflüsse bei 440 Millionen Euro und wir waren kaum in der Lage so viele neue Ideen zu finden um dieses Geld optimal zu investieren. Cash sehen wir generell als Alternative: Wir investieren Cash nur dann, wenn wir sicher sind dass die Alternative besser ist“. In einem steigenden Aktienumfeld – der MSCI Europe stieg 2005 um 27 Prozent – kostete allein dieses Cash-Übergewicht dem Nordea-Fonds rund fünf Prozent an absoluter Performance.

Der Fidelity Funds – European Aggressive scheint die Mittelzuflüsse dagegen besser verkraftet zu haben: Obwohl das Volumen in den letzten 12 Monaten ebenfalls stark von 0,9 auf mittlerweile 2,8 Mrd. Euro angewachsen ist, schlug der Fonds den MSCI Europe Index in diesem Zeitraum um 290 Basispunkte. Ausschlaggebend dürfte dabei auch die personellen Ressourcen sein: Während Stubbe Olsen von Luxemburg aus zusammen mit Léon Kirch den Fonds verwaltet – derzeit sucht man nach einen weiteren Analysten – wird Shah in London von einem 58-köpfigen Analysten-Team unterstützt.

Fazit

Sowohl Shah als auch Stubbe Olsen haben es sich mit ihren Fonds zu Ziel gesetzt, durch die Anlage in europäische Aktien für ihre Kunden einen absolut positiven langfristigen Ertrag zu erzielen. Beide sind außerdem reine Stockpicker, wobei der Nordea Fonds tendenziell viel mehr Titel aus dem Mid und Small Cap Universum enthält. Die hohen Mittelzuflüsse und die damit verbundenen hohe Cash-Quote - welche der Performance des Nordea-Fonds zuletzt geschadet haben - sind mittlerweile aber unter Kontrolle. Beide Fonds liegen aktuell mit einer Cash-Quote von knapp bei oder unter zehn Prozent und einem Volumen von 2,6 Mrd. Euro (Nordea) bzw. 2,8 Mrd. Euro (Fidelity) nahezu gleich auf.

Anleger die weiterhin für Energie-Aktien positiv eingestellt sind, sollten eher zum Fidelity European Aggressive greifen. Während dieser Sektor bei Shah im Vergleich zum MSCI Europe Index das größte Übergewicht ausmacht, sucht man bei Stubbe Olsen diese Branche umsonst im Portfolio. Sollte sich der Börsenaufschwung anhalten dürfte der Fidelity-Fonds außerdem die Nase vorn haben: Denn dieser weist im Vergleich zum MSCI Europe Index ein Beta von 0,97 auf (Zeitraum: 2001-2006). Beim Nordea European Value beträgt das Beta nur 0,44. Sollte der Aktienmarkt jedoch für eine Zeit lang den Rückwärtsgang einlegen, würde genau dieses Faktum wieder für das Value-Produkt von Tom Stubbe Olsen sprechen…

Alle Daten per 3.3.2006 in Euro
Quelle:

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