Weiteres Potenzial für Brasilien

Brasilien ist mit einem KGV 2006 von 9,3 einer der günstigsten Schwellenländer-Aktienmärkte. Unterstützung erhält die Börse auch von weiteren geplanten Zinssenkungen, meint Urban Larson, Fondsmanager des Baring Latin America Fund. Funds | 06.03.2006 07:51 Uhr
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Zinssenkungen um 2-3 Prozent möglich

Das vierte Quartal brachte angesichts rückläufiger Zinsen den Beginn eines Konjunkturaufschwungs. So stieg die Industrieproduktion im Dezember im Vorjahresvergleich um 3,2 Prozent. Der Wachstumsausblick für 2006 ist dank sinkender Zinsen, wachsender Beschäftigung und steigender Reallöhne, einer deutlich zunehmenden Vergabe von Verbraucherkrediten und günstiger globaler Bedingungen für Rohstoffe weiterhin positiv. Da sich die Inflationsprognosen immer noch in der Nähe des 4,5 Prozent-Ziels bewegen, ist eine weitere Zinssenkung um 200-300 Basispunkte von derzeit 17,25 Prozent denkbar.

Binnenkonjunktur für Wachstum verantwortlich

Zudem hat die Regierung das Primärüberschussziel für 2005 sogar überschritten und dürfte die Ausgaben in der ersten Jahreshälfte angesichts der bevorstehenden Wahlen im Oktober erhöhen. Die Exportwirtschaft sollte weiter florieren. Wir erwarten jedoch, dass in diesem Jahr hauptsächlich die Binnenkonjunktur für das Wachstum verantwortlich sein wird.

Gewinnt Lula die Wahlen?

Amtsinhaber Lula da Silva gilt immer noch als aussichtsreichster Kandidat für die Präsidentschaftswahlen im Oktober, obwohl die mitte-rechts gerichtete PSDB (Partei der brasilianischen Sozialdemokraten) schwere Geschütze auffährt (der Kandidat der Partei wird im März gewählt). Die Wähler werden also zwischen einer Fortsetzung des eingeschlagenen Wegs (Lula) oder einer möglichen Verbesserung (PSDB) entscheiden, so dass dieses Ereignis trotz
Wahlkampflärm die Märkte nicht in Mitleidenschaft ziehen wird. Da es der Wirtschaft gut geht, dürfte sich die Bereitschaft der Brasilianer zu radikalen Veränderungen in Grenzen halten. Ganz gleich ob Lula oder der Kandidat der PSDB das Rennen macht, die neue Regierung wird voraussichtlich an der derzeitigen markfreundlichen Geld- und Fiskalpolitik festhalten.

Brasilien: 2009 bereits Investment Grade

Daher dürfte sich die Inflation weiter im mittleren einstelligen Bereich bewegen, während der Abwärtstrend bei den Zinsen anhält und die Staatsverschuldung weiter zurückgeht. Unter Beibehaltung des aktuellen Kurses wird Brasilien wahrscheinlich 2009 als Investment Grade eingestuft werden, wovon brasilianische Aktien und Anleihen immens profitieren würden. Die Umsetzung dringend erforderlicher Steuer-, Arbeitsmarkt- und Rentenreformen, die nachhaltiges Wirtschaftswachstum fördern würden, wird der PSDB in der Regierungsverantwortung eher zugetraut.

Börse Sao Paulo eine der günstigsten der Welt

Der brasilianische Markt weist mit einem KGV 2006 von nur 9,3 eine der günstigsten Bewertungen im Emerging Markets-Segment auf, ungeachtet der Tatsache, dass Brasilien zu den wenigen Ländern zählt, in denen gegenwärtig mit Zinssenkungen zu rechnen ist und dass die Wachstumsprognosen für Unternehmensgewinne bei fast 30 Prozent in diesem Jahr liegen.

Auslandsinvestments (noch) bestimmend

Das Marktgeschehen wird derzeit von ausländischen Anlegern und kurzfristigen inländischen Engagements bestimmt. Doch mit dem Absinken der Realzinsen unter 10 Prozent dürften lokale institutionelle Anleger, die derzeit nur mit 16 Prozent am Aktienmarkt engagiert sind, verstärkt Kapital in Aktien umschichten.

Strukturellen Trends sprechen für Aktien

Das von brasilianischen Pensionsfonds und Publikumsfonds verwaltete Vermögen liegt derzeit bei USD 450 Mrd., wobei der größte Teil derzeit in Staatspapiere angelegt ist. Eine derartige langfristige strukturelle Veränderung würde nach und nach zu einem weniger volatilen Markt mit höheren Bewertungen führen.


Zum Autor:

URBAN LARSON
Aktienteam Lateinamerika - Boston
Global Emerging Policy Team
Investmenterfahrung: 11 Jahre

Urban Larson arbeitet seit Anfang des Jahres 2000 im Aktienteam Lateinamerika von Baring Asset Management in Boston und übernahm Anfang 2002 die Leitung des Teams. Er ist Fondsmanager des Baring Latin America Fund und darüber hinaus für die Auswahl lateinamerikanischer Aktien für Globale Emerging Market-Portfolios verantwortlich. Er ist Mitglied der Global Emerging Policy Group sowie des Global Sector Research Teams für den Finanzdienstleistungssektor. Zuletzt arbeitete er als Senior Equity Analyst für Mischkonzerne bei Santander Investment in Mexico City. Seine berufliche Laufbahn begann er bei BBV-Probursa in Mexico City, wo er für das Research von Industrie- und Rohstoffwerten zuständig war. Danach wechselte er zu Salomon Brothers, wo er sich auf den mexikanischen Markt konzentrierte. Urban Larson spricht neben Englisch fließend Französisch, Portugiesisch und Spanisch. Er schloss ein Romanistikstudium an der University of Chicago 1985 mit dem BA ab und erwarb einen MBA in Finanzwissenschaft am Institut Superior des Affaires der Groupe HEC in Frankreich.


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