Technologie: Woher kommt der Gegenwind?

Auf Sicht der letzten zehn Jahre liegt der ACM International Technology von Janet Walsh auf Platz eins aller globalen Technologiefonds. Warum der Sektor in den letzten Jahren trotz einer anhaltend hohen Volatilität hinter dem breiten Markt zurückgelegen ist und wie es weitergeht... Funds | 23.02.2006 07:19 Uhr
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Janet Walsh verwaltet bei Alliance Capital den bereits 1984 aufgelegten ACM International Technology und den OYSTER Technology. Auf Sicht der letzten zehn Jahre liegt der ACM Fonds mit einer Jahresrendite von 7,2 Prozent auf Platz eins von insgesamt zehn globalen Technologiefonds die über eine solche Historie verfügen. Auf den zweitplatzierten Meinl Wall Street Capital (4,5 Prozent p.a.) hat Walsh sogar noch einen komfortablen Vorsprung.

e-fundresearch sprach mit Walsh über die weiteren Aussichten für Technologieaktien:

Aufschlag für Techs noch gerechtfertigt?

e-fundresearch: Im weltweiten Aufschwung der Aktien seit März 2003 hinken die IT-Werte dem breiten Akteinmarkt hinterher, obwohl ihre Volatilität viel höher ist. Wo liegen die Gründe für dieses enttäuschende Ergebnis?

Janet Walsh: In der Tat hinkten die Technologiewerte seit März 2003 dem breiten Markt hinterher. Ich glaube, die unterdurchschnittliche Entwicklung der Technologieaktien ist eine einfache Widerspieglung des Verhältnisses von  Wachstum und Bewertung für Investoren. Obwohl sich die Fundamentaldaten im Technologiesektor etwas erholt und die Technologiefirmen insgesamt von Rekordgewinnen berichtet haben, zeigten Unternehmen in zyklischen Sektoren wie Energie, Transport, Grundstoffe und Industriegüter im gegenwärtigen Konjunkturzyklus eine derart außergewöhnliche Gewinnsteigerung und positive Gewinnkorrekturen. Für Technologieaktien wird an der Börse gewöhnlich ein Aufschlag gezahlt, der mit ihrem schnelleren Gewinnwachstum begründet ist. Wenn aber die Gewinne nicht schneller wachsen, warum soll man dann den Aufschlag zahlen?

e-fundresearch: Wie schätzen Sie die Attraktivität zyklischer Technologieaktien im Vergleich zu anderen Branchen im gegenwärtigen Konjunkturzyklus ein?

Janet Walsh: Ich gehe davon aus, dass die Perspektive für Technologieaktien weiterhin positiv bleibt. Außerdem sehe ich ein konstruktiveres Umfeld für eine relative Outperformance, da der Zyklus der Unternehmensgewinne in sein Reifestadium gelangt ist. Weil die Technologiewerte unbestreitbar zyklischer sind, während die Branche ein größerer Teil der Weltwirtschaft wird, bestehen gute Chancen, dass die Umsätze im Technologiesektor das Wachstum in der gesamten Wirtschaft übertreffen, vor allem auf Grund des anhaltenden Tempos bei den Innovationen und Anpassungen.

Auf der fundamentalen Seite sehen wir interessante Produktzyklen, die sich sowohl bei den Konsumgüterproduzenten als auch bei den Ausrüstungsherstellern entfalten. Das sollte die Wachstumsraten nachhaltig machen und potenziell sogar noch beschleunigen. Während dessen zeigen die mehr industriellen zyklischen Sektoren Anzeichen einer  Ermüdung - sie sind mit steigenden Kosten für Rohstoffe und Energie konfrontiert - und mit sich verlangsamenden Umsätzen. Da die Unternehmen mit dem Kostendruck kämpfen, werden sie nach neuen Technologien Ausschau halten, um ihre Kosten in den Griff zu bekommen und ihre Produktivität zu verbessern. Eine derartige Unterstützung könnte ein stärkeres relatives Gewinnwachstum bei den Technologieunternehmen befördern, was wiederum zu einer relativen Outperformance dieser Unternehmen führen könnte.

2006: Für Techs so gut wie seit langem nicht mehr

e-fundresearch: Welchen Ausblick geben Sie für die globalen Technologieaktien im laufenden Jahr? Welche Argumente sprechen zum gegenwärtigen Zeitpunkt für und welche gegen ein Investment in diese Assetklasse?

Janet Walsh: Ich sehe 2006 bessere Perspektiven für die weltweiten Technologiewerte, als ich es bislang getan habe. Da ich erwarte, dass diese Aktien ihre typische saisonale Volatilität aufweisen werden, ergibt sich daraus für den Anleger die Gelegenheit, im ersten Halbjahr Positionen auf- und auszubauen. Insgesamt ist mein Ausblick für das laufende Jahr und für das nächste positiv.

Nachdem wir eine Periode hinter uns gelassen haben, in der Innovationen eingeschränkt wurden, sehen wir nun eine Wiederbelebung der Produktzyklen, die unter anderem auf Ausgaben für Forschung und Entwicklung, auf Investitionen von Venture Capital und auf Kostenreduzierungen in der Konsumgüterelektronik zurückzuführen ist. Zu diesen Prozessen gehören:

  • neue Technologien, die den Unternehmen helfen, die Kosten zu reduzieren, da die Gewinnzyklen reifen
  • Erweiterungen bei der Speicherung und dem Management von Daten
  • webbasierte Anwendungen und virtuelle Infrastrukturen, die es den Unternehmen erlauben, mobile und weltweite Belegschaften zu führen und ihre Kunden effizienter zu bedienen
  • Erneuerungen der zehn Jahre alten Netzwerk-Infrastrukturen, die in den späten 90er Jahren aufgebaut worden sind.

Auf dem Feld der Konsumgüter bringen neue Mobilfunktelefone, digitale TV-Geräte, MP3-Player, Anwendungen und Dienstleistungen für das Breitband-Internet, Spielkonsolen und die dazugehörigen Spiele das Wachstum des Technologiesektors voran. Wir haben verschiedene Unternehmen mit einer tragfähigen Story identifiziert, die von solchen Produktzyklen profitieren werden.

Neben diesen verschiedenen Produktzyklen, die Anlass für Investitionen bieten, gibt es zwei weitere bedeutende und nachhaltige Antriebskräfte für das Technologiewachstum. Der erste ist das Wachstum in den Entwicklungsmärkten. Knapp gesagt, wir sehen reichlich Raum für eine fortschreitende Durchdringung der bestehenden Technologieprodukte und –dienstleistungen auf den weltweiten Märkten, was zu weiterem Wachstum führen wird. Besonders durch die Einführung in den wachsenden Konsumentenschichten in solch bedeutenden, wachsenden Volkswirtschaften wie Brasilien, Russland, Indien und China.

Der zweite Mega-Trend kann als „digitale Migration“ umschrieben werden. In anderen Worten: Der Komfort und das Vertrauen, das die Menschen haben, die in einer digitalen Welt arbeiten und leben, nehmen zu. Arbeitskräfte, Konsumenten und Studenten auf der ganzen Welt nutzen das Internet immer mehr bei all jenen Dingen, die sie tun, und setzen digitale Technik zunehmend für die Arbeit, Kommunikation und Freizeit ein.

Woher kommt der Gegenwind?

e-fundresearch: Welche Argumente sprechen gegen eine Investment?

Janet Walsh: Der stärkste Gegenwind kommt derzeit aus der Wirtschaft selbst. Die ausgabefreudigen Konsumenten, deren Interessen von Digitalkameras und Mobiltelefonen zu Musikgeräten und digitalen TV-Geräten reichen, haben einen Großteil der technologischen Erholung bislang vorangetrieben, dieser Trend könnte sich allerdings verlangsamen. Ausserdem hängt unsere Prognose zu einem erheblichen Teil von den Unternehmen ab. Während die Unternehmen über Cash-flows in Rekordhöhe verfügen, die wieder ausgegeben werden können, müssen die technologischen Produkte und Dienstleistungen allerdings ihre Brauchbarkeit unter Beweis stellen. Die Unternehmen geben ihr Geld nicht zum Selbstzweck aus und wollen nicht länger Premiumpreise für Technologie bezahlen. Aber sie werden es dort ausgeben, wo sie vorzeigbare Gewinne bei der Produktivität und sinkende Kosten sowie Wettbewerbsfähigkeit durch technologische Erneuerungen und Investitionen sehen.

PC-Hardware weniger attraktiv

e-fundresearch: Welcher Teilbereich der IT-Branche scheint besonders attraktiv, welcher am wenigsten?

Janet Walsh: Wir schauen typischerweise mit einem thematischen Blickwinkel auf die Technologieinvestitionen, betrachten dabei weniger die einzelnen Untersektoren der Branche. Die digitale Migration und das Wachstum des Konsums in den Emerging Markets bleiben weiterhin attraktive Themen. Daraus ergeben sich folgerichtig bedeutende Positionen bei Kommunikationsausrüstungen, Konsumelektronik und in Teilbereichen, die mit dem Internet in Beziehung stehen. Berührt davon werden natürlich auch unsere Positionen in der Halbleiterindustrie und Softwareentwicklung.

Mittlerweile ist der PC-Hardware-Bereich für uns weniger attraktiv, dort bleiben wir untergewichtet. Darf sich die Anforderungen weiterentwickeln und die Fortschritte in der Halbleitertechnologie Preise senken, geraten Hardware-basierte Technologien mit der Zeit zwangsläufig zur Massenware. Mit der geringen geistigen Wertschatzung, der in stark standardisierten Massenprodukten steckt, sind Unternehmen, die sich ausschließlich auf die Hardware stützen, für uns kein besonders interessantes Geschäftsfeld. Die Margen fallen dünn aus, die Sensitivität der Preise ist hoch und der Wettbewerb ist scharf. Ähnlich bietet auch der verarbeitende Bereich wenig Reiz. Die Profitabilität ist niedrig, die Kapitalanforderungen sind hoch und der Wettbewerb ist üppig. Wir glauben zudem, dass die Verlagerung in Regionen mit niedrigeren Kosten in der Technologie inzwischen an seinem Ende angekommen ist.

e-fundresearch: Wie lautet Ihr langfristiger Ausblick auf die Gewinne in dieser Assetklasse? Woher wird das Wachstum kommen? Was werden die hauptsächlichen Antriebskräfte sein?

Janet Walsh: Wie schon beschrieben, führt mich die Kombination aus fortschreitender Anwendung in den Emerging Markets und die zwangsläufigen neuen Produktzyklen in den entwickelteren Märkten zu der Schlussfolgerung, dass die Technologieumsätze weiterhin das allgemeine wirtschaftliche Wachstum übertreffen werden. Ich glaube, diese exzellenten Wachstumsperspektiven können auch ausgezeichnete Investmenterträge über den gesamten Konjunkturzyklus hinweg generieren.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch! 

Alle Daten per 20.2.2006 in Euro
Quelle:

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