Wege aus dem Dschungel

Das aktuelle Überangebot an Informationen erleichtern Anlegern die Fondsauswahl nicht zwingend. e-fundresearch befragte Experten von österreichischen Fondsgesellschaften welche Schritte letztlich wirklich zu einer erfolgreichen Portfolio-Zusammensetzung führen und welche Marktsegemente sie aktuell empfehlen. Funds | 17.02.2006 07:08 Uhr
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Das Informationsangebot rund um Investmentfonds nimmt beständig zu. Neben der seit 2004 wieder rasant ansteigenden Anzahl neu zugelassener Fonds sind die Analyse- und Datenbanksysteme der einzelnen Anbieter in den letzten Jahren stark ausgeweitet worden. Eine professionelle Fondsdatenbank bietet mittlerweile zu jedem Fonds im Schnitt mehr als 200 verschiedene Datenfelder. Aber auch im Internet frei zugängliche Fondsanalysetools wurden zuletzt deutlich ausgeweitet. Und neue Kennzahlen kommen laufend hinzu: Nach der letzten UCITS-Novelle muss etwa die jährliche Gesamtkostenquote (TER) bzw. der Portfolioumschlag im vereinfachten Fondsprospekt genannt werden. Eine Entwicklung die ganz im Sinne des Anlegers ist, der dadurch in der Lage ist eine noch mündigere Rolle bei der Fondsauswahl einzunehmen. Für den Investor bedeuten diese Entwicklungen aber auch eines: Zunehmende Orientierungslosigkeit im Fondsdschungel.

 

 

Wege aus dem Dschungel

Anstatt vor der Informationsflut zu kapitulieren, sollten sich Anleger lieber an den Profis orientieren. e-fundresearch sprach mit Experten von österreichischen Fondsgesellschaften, welche tagtäglich mit der Auswahl von Investmentfonds konfrontiert sind:

Cornelius Türk, Fondsanalyst bei Raiffeisen Capital Management, rät Anlagern als Ausgangspunkt der Analyse die Festlegung der eigenen Risikogrenzen bzw. des Anlagerhorizontes: „Je länger der Investmenthorizont, desto höher darf die Aktienquote sein. Je kürzer, desto konservativer sollte das Fondsportfolio ausgerichtet werde“, so der Experte. Ist die strategische Vermögensaufteilung aber einmal erfolgt, sollte man auch dabei bleiben. „Ein Investor darf nicht versuchen schlauer zu sein als der Fondsmanager und durch individuelle Timing-Entscheidungen während der Behaltedauer seine Performance zu zerstören“, so Türk. Ist ein globaler Aktienfondsmanager etwa in den USA untergewichtet, mache der zusätzliche Kauf eines US-Aktienfonds wenig Sinn da die Fondsmanagerentscheidung im Portfolio dadurch überlagert werde. „Der Anleger bezahlt den Fondsmanager neben der Einzeltitelauswahl schließlich auch für die Asset Allokation“, ergänzt Nicole Strebinger, Dachfondsmanagerin bei der Volksbanken KAG.

Ebenso wichtig wie die Behaltedauer des Fonds  – erst ab zehn Jahren raten die Experten aufgrund des höheren Risikos zu Aktien – sei die Erfahrung der einzelnen Manager. „Es wird immer wichtiger auf Fondsmanager zu setzen, die Erfahrung über mehrer Marktzyklen hinweg verfügen“, so Türk, der die Dauer eines Zyklus mit fünf bis sieben Jahren angibt. Denn nach einem relativ einfachen Fondsjahr 2005 – 98,5 Prozent aller Fonds verzeichneten im letzten Kalenderjahr Kursgewinne – könnte 2006 schwieriger werden: „Und in solchen Jahren zählt die Erfahrung des Fondsmanagers doppelt“.

Denn je länger ein Manager für einen Fonds verantwortlich zeichnet, desto mehr Erfahrung hat er, was sich positiv auf das Anlageergebnis auswirkt. Das bestätigt u.a. eine von e-fundresearch kürzlich durchgeführte Studie: Im Schnitt verfehlten alle 4.703 untersuchten Fonds in den letzten fünf Jahren ihre jeweilige Benchmark um 0,65 Prozent pro Jahr. Dabei gab es aber grosse Unterschiede: Denn Fonds, deren Manager weniger als zwölf Monate für das Mandat verantwortlich waren, schnitten am schlechtesten ab und unterschritten ihre Benchmark um 1,4 Prozent pro Jahr. Je länger die Managemnetdauer, desto besser die Performance. Die 266 Fonds, deren Manager schon länger als zehn Jahre für ein und denselben Fonds zuständig waren, schnitten schließlich am besten ab: In den letzten fünf Jahren schlugen sie ihre jeweiligen Benchmarks um 0,45 Prozent pro Jahr.
Als wichtigen Punkt bei der Fondsauswahl nennen beide Experten zudem die Stiltreue der einzelnen Fondsmanager: „Opportunistisches Vorgehen bestrafen wir mit Verkauf“, bringt es Strebinger auf den Punkt. Sie setzt deswegen vor allem auf sortenreine Fonds in ihren Portfolios, die auch bei ihrem langfristig Ansatz bleiben.

Regelgebunde Antizyklik

Anleger die nach einigen Jahren starke Verschiebungen in der Vermögensaufteilung ihres Fondsportfolios erfahren, sollten durch regelmäßiges Re-Balacing zudem ihre Risiken begrenzen: „Eine gleichmäßige regionale Aktienaufteilung vor drei Jahren hat sich durch Kursgewinne zuletzt stärker nach Japan bzw. Europa verschoben“, nennt Türk als Beispiel. Langfristig sei es deswegen ratsam regelgebunden Gewinne zu realisieren und damit auf die relativen Verlierer zu setzen. „Antizyklisches Vorgehen bringt Performance“, fasst der Fondsanalyst zusammen. Werbeaktivitäten der Fondsindustrie steht Strebinger deswegen generell skeptisch gegenüber: „Meistens wird das beworben was in der Vorperiode gut gelaufen ist. Anleger sollten das hinterfragen“.

Regionen- oder Sektorfonds?

Weitere Tipps, die die Experten Anlegern mit auf den Weg geben: „Ein Portfolio sollte generell mit Länder- und Regionenfonds aufgebaut werden. Sektorfonds nur als selektive Beimischung verwendet werden“, empfiehlt Türk. Ähnlich geht die Volksbank-Expertin vor: „Unsere Dachfonds stellen wir großteils regional zusammen, da das Angebot in diesem Bereich größer ist als bei Sektorfonds“.

„8-12 Fonds sind genug“

Auch mache es wenig Sinn, mehr als acht bis zwölf unterschiedliche Fonds im Portfolio zu halten: „Der Diversifikationseffekt, also die zusätzliche Risikostreeung, ist dann kaum noch spürbar und man verliert höchstens die Übersicht“, beschreibt Türk. Fonds von sogenannten Investment-Boutiquen würden außerdem nur in bereits sehr breit gestreeute Portfolios passen „Als Basisinvestment eignen sich diese weniger“.

Neben der Performance und dem Risikoprofil des Fonds sollten Anleger zudem nicht auf die Kosten vergessen. Absolute Obergrenzen gebe es hierfür aber keine. Variabel sei jedenfalls besser als fix: „Bei der qualitativen Analyse von Fonds ist es wichtig, dass der Fondsmanager auch performanceabhängig entlohnt wird“, verrät Strebinger.

Aktuelle Empfehlungen der Experten

Vor dem Hintergrund der aktuellen Kapitalmarktsituation empfiehlt Türk wachsam zu sein: „Smaller Caps sind im Vergleich zu Blue Chips relativ teuer. Eine Beimischung von Nebenwerten könnte 2006 deswegen nicht mehr so viel bringen“. Generell waren im letzten Jahr die Stock-Picking-Fähigkeiten eines Fondsmanagers nicht hauptausschlaggebend: „Wichtiger war es für die Performance in Energie-Titeln stark gewichtet zu sein. Auch hier könnte sich in diesem Jahr das Blatt wenden“, deutet Türk an.

Auch Strebinger sieht im laufenden Jahr den Markt an mehreren Wendepunkten angelangt: „Nach sechs guten Value-Jahren scheint die Zeit reif für Growth, vor allem im Large Cap Bereich“. Aktien seien bei der Volksbank generell gegenüber Anleihen bevorzugt, wobei das regionale Schwergewicht in Asien liegt. „Trotz der momentanen Schwächephase in Japan, glauben wir an den dortigen Aufschwung“. Aber auch auf Sektorebene sieht sie Potential: „2006 dürfte ein interessantes Jahr für Technologie, Biotech und Telekom werden“, prognostiziert sie.  

Wem all diese Vorschläge jedoch zu kompliziert erscheinen, dem empfiehlt Strebinger einen Dachfonds: „Anstatt Fonds miteinander zu mischen, die eigentlich nicht zusammenpassen“. Denn besonders im Fondsbereich gehe Qualität eben vor Quantität.   

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
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