Das 1832 gegründete Bankhaus Schelhammer & Schattera ist Wiens älteste Privatbank. Die zu 85 Prozent in Besitz der römisch-katholischen Kirche stehende Traditions-Bank will im Fondsbereich allerdings eine Vorreiter-Rolle spielen.
Neuausrichtung bereits voll im Laufen
„Gemäß der Werteorientierung der Bank auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit richten wir unsere komplette Fondspalette im Laufe des Jahres neu nach Nachhaltigkeitskriterien aus“, kündigt Schelhammer & Schattera KAG Geschäftsführer Gerhard Tometschek an. Nach dem Mischfonds Superior 3 – Ethik wurde vor kurzem der Superior 3 – Renten auf das Ethikkonzept umgestellt. Ab 1. März wird auch der globale Aktienfonds Superior 4 – Aktien nach ethischen Kriterien verwaltet, die Neuausrichtung des Superior 2 – Mix ist auch für dieses Jahr geplant.
Rohstoffaktien auch weiterhin nicht ausgeschlossen
Während bei den bereits erfolgten Fondsumstellungen allerdings relativ wenig Anpassungsbedarf bestand – nur fünf Prozent des Portfolios des Superior 3 war davon betroffen – sei die Neuausrichtung des Superior 4 signifikant: „Rund 30 Prozent des Fonds sind davon betroffen, wobei vor allem die im Vergleich zum MSCI World indexnahe USA-Ländergewichtung von 55 Prozent stark zugunsten Europas reduziert wird“, kündigte Tometschek gegenüber e-fundresearch an. Rohstoffaktien, etwa aus dem Ölsektor werden auch weiterhin nicht ausgeschlossen: „Hier verfolgen wir einen so genannten Best-in-Class Ansatz und suchen die aus jeder Branche in den Bereichen Sozial-, Umwelt- und Kulturverträglichkeit besten Unternehmen aus“, erklärt Tometschek.
Einzige Ethik-Fondsgesellschaft Österreichs
Mit derzeit rund 300 Millionen Euro Volumen in Nachhaltigkeitsfonds - der SUPERIOR 1 und 3 machen mit 290 Millionen Euro fast 80 Prozent des von der KAG verwalteten Fondsvolumens aus – ist Schelhammer & Schattera Marktführer in Österreich bei Publikumsfonds in diesem Bereich. „Insgesamt wird das Volumen in Nachhaltigkeitsfonds in Österreich auf 1,76 Mrd. Euro geschätzt“, so Generaldirektor Helmut Jonas. Im gesamten deutschsprachigen Raum gebe es knapp 120 Fonds mit einem Gesamtvolumen von mehr als acht Mrd. Euro, in Europa 24 Mrd. Euro in 375 Fonds. „Nach dem Umstellung werden wir außerdem Österreichs erste und einzige Ethik-Fondsgesellschaft sein“, freut sich Tometschek.
Marktwachstum bei 30-40 Prozent pro Jahr
Denn in diesem Bereich erwartet man sich in den nächsten Jahr ein starkes Wachstum: „Der Markt für ethische Investmentprodukte ist europaweit noch sehr jung und erst in den letzten 5-10 Jahren angesprungen“, so Jonas. Nachhaltige Investments gehören – aufgrund der Megatrends private und betriebliche Altersvorsorge – laut Angaben der Experten immerhin zu den dynamischten Segmenten im gesamten Fondsmarkt. Das Marktwachstum liege laut Daten des Deutschen Aktieninstitutes bei etwa 30-40 Prozent pro Jahr.
Nachhaltigkeit als Renditebremse?
Für die Anleger bedeute ein Investment in Nachhaltigkeitsfonds im Vergleich zu herkömmlichen Fonds kein Verzicht auf Renditen: „In einer jüngst vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung erstellten Studie wurden 26 nachhaltige Indizes mit herkömmlichen vergleichen wobei diese nicht nur mithalten sondern sogar auch höhere Renditen erzielen konnten“, beschreibt Tometschek.
Eine regelmäßig von e-fundresearch durchgeführte Analyse globaler Nachhaltigkeits-Aktienfonds zeigt aber ein ernüchternderes Ergebnis: Nur zwei Fonds liegen auf Sicht der letzten fünf Jahre vor dem Ertrag des MSCI World Index (-1,6 Prozent p.a.) bzw. dem Durchschnitt aller globalen Aktienfonds mit -2,1 Prozent p.a. (siehe Tabelle).
Untersucht wurden alle in Österreich zum Vertrieb zugelassenen Aktienfonds aus den Bereichen Nachhaltigkeit und Ethik-Ökologie. Ausgenommen waren reine Ethik-Aktienfonds bzw. Umwelttechnologiefonds. Die Einteilung der Fonds erfolgte dabei von den Experten der Institut für Ökologie und Unternehmensführung (die relevante Fondsdatenbank finden Sie bei www.nachhaltiges-investment.org oder direkt hier). Darüber hinaus mussten die Fonds eine Historie mindestens drei Jahren aufweisen um in die Untersuchung miteinbezogen zu werden.
Alle Daten per 10.2.2006 in Euro
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