Nach den starken Kursanstiegen des japanischen Aktienmarktes, scheint der kurzfristige Aufschwung am Kabuto-cho vorerst beendet. „Nach einem Plus von 45 Prozent beim TOPIX Index im Vorjahr erscheinen weitere 15 Prozent Kursgewinne aber als realistisch“, erwartet Masato Degawa, Chief Investment Officer bei Societe Generale Asset Management in Tokio, für 2006.
Japan: Losgelöst vom Rest der Welt
Die tiefe Korrelation mit dem globalen und US-amerikanischen Aktienmarkt – während der MSCI Europe eine Korrelation von 0,43 zum S&P 500 Index aufweist, sind es in Japan nur 0,18 – sollte aber anhalten: „Die beiden Volkswirtschaften befinden sich in komplett unterschiedlichen Stadien ihres Konjunkturzyklus“, erklärt der Experte kürzlich auf einer Investment-Veranstaltung in Wien. Während die USA sich bereits am Höhepunkt des Wirtschaftszyklus befinden, steht Japan nämlich noch ganz am Anfang. „Außerdem wird der Aufschwung in Japan großteils vom inländischen Konsumenten getragen und nicht vom Export“, zeigt Degawa weitere Unterschiede auf. Bis 2007 dürfte sich das BIP-Wachstum zudem weiter beschleunigen und 2,8 Prozent betragen.
Reiche Pensionisten gut für den Konsum
Sogar der Überalterung der japanischen Bevölkerung kann Degawa Positives abgewinnen. Seit kurzem hat Japan Italien als Land mit der weltweit am schnellsten alternden Bevölkerung an der Spitze angelöst und in den nächsten 35 Jahren wird die Bevölkerung je nach Schätzungen von 128 auf 100-110 Millionen schrumpfen. „Im nächsten Jahr startet eine massive Pensionswelle, die sich aber zusätzlich positiv auf den Konsum auswirken sollte. Denn die meisten Pensionisten gehen mit vollen Bezügen und viel Erspartem in den Ruhestand“, so der Experte.
Deflationsende steht knapp bevor
Wirklich beendet sollte in diesem Jahr aber die Deflation sein: „Zum ersten Mal in sieben Jahren sind die Verbraucherpreis im Jahresabstand unverändert geblieben. Bis Ende 2006 dürfte die Inflation auf 0,5 Prozent ansteigen“, so Degawa.
Unternehmensgewinne wachsen 2006 um 8,9 Prozent
Sehr positive Entwicklungen haben die japanischen Unternehmen durchgemacht: „Return on Equity, Net Profit Margin und Asset Turnover. Alle sind wichtigen Kennzahlen verbessern sich bereits seit Jahren“, schildert der Japaner. Auf die Unternehmensgewinne hat dies positive Auswirkungen: „Nach Gewinnsteigerungen von 9,9 Prozent im letzten Jahr sollten diese heuer um 8,9 Prozent wachsen“, prognostiziert Degawa.
Livedoor schadet Day-Tradern
Die Nervosität rund um die Affäre des Internet-Wertes Livedoor – seit 12.1.2006 fiel der TOPIX Index um fünf Prozent, der Tokio Second Section um 6,4 Prozent – werde sich nicht nachhaltig auswirken. „Jüngste Kursschwächen sind für uns ein idealer Zeitpunkt zu Zukauf“, rät Degawa. Dass der gesamte Markt dennoch so stark getroffen wurde, liege an der hohen Dichte von Day-Tradern, welche oftmals mit Hilfe von Fremdkapital ihren Einsatz erhöhen: „30 Prozent der täglichen Umsätze stammen von Day-Tradern, da es sehr günstig ist, besonders online, an der Börse zu handeln. Dreht der Markt sind viele dieser Akteure aufgrund des Leveraging gezwungen, Positionen zu schließen“, beschreibt der Experte.
Alle Daten per 20.1.2006 in Euro
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